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geschrieben von Mario Hill.
Veröffentlicht: 03.11.2016. Rubrik: Unsortiert


Anarchy Rain - Prolog

Sein Atem ging schwer, während er an den Lagerhallen vorbei sprinte und dabei Haken wie ein Kaninchen schlug.
In seiner rechten Hand hielt er seine Pistole, das Magazine bis auf die letzte Kugel geleert.
Ihm auf den Fersen war eine Drohne der Cops, deren Suchscheinwerfer nach ihm tastet, um ihm der gerechten Strafe zuführen zu können.
Und dafür verantwortlich war ein eigentlich einfacher Job, der in wirklich jeder Hinsicht schief gelaufen war. Sein Partner war tot, die Kontaktperson mit der Ware geflohen und dann waren auch noch die Cops aufgetaucht, die ihn sofort ins Visier nahmen und mit Kerlen wie ihm für gewöhnlich kurzen Prozess machten. Er war sich sicher, dass er in kürzester Zeit das Schicksal seines Partners teilen würde, es unmöglich schien, aus dieser Sache heil heraus zukommen. Wenn die Cops ihn nicht erwischten, dann womöglich ein Berufskollege oder jemand anderes.
Er war am Ende seiner Kräfte, als der Zaun, der das Gelände umgab, vor ihm in den Nachthimmel aufragte. Unmöglich zu überwinden. Nun musste er sich eingestehen, dass es vorbei war.
Er blieb mit dem Rücken zum Zaun stehen und ließ die Pistole fallen.
Die Drohne schwebte vor ihn und tauchte ihn in das helle Licht des Scheinwerfers. Aus dem Lautsprecher, welcher sich unterhalb der Drohne befand, war die Stimme einer Frau zu hören: „Heben Sie die Hände langsam über den Kopf und bereiten Sie sich vor, verhaftet zu werden!“
Er hob die Hände, um der Kamera der Drohn seine Mittelfinger zu zeigen. Er musste, dass die Frau, die diese Drohne steuerte, wenig davon begeistert sein würde. Das Ziel hatte er zumindest erreicht.
„Knien Sie sich hin!“
„Warum kniest du nicht nieder, Schätzchen?“
Er hörte das surren, als sich das kleine Geschütz der Drohne auf ihn richtet.
So würde er also enden, von Kugeln durchsiebt zwischen den Lagerhallen des Piers in einer mondlosen Nacht. Er hatte es irgendwie geahnt, dass es so enden würde. Das war in seinem Gewerbe normal. Nur hatte er gehofft, es würde nicht so bald geschehen. In diesem Punkt hatte er sich wohl geirrt.
„Das ist die letzte Warnung!“
„Hör auf mit den Spielchen und bring es endlich zu Ende!“
Er schloss die Augen und bereitete sich auf das unausweichliche vor.
Dann hörte er einen Schuss. Doch dieser wurde nicht auf ihn abgegeben.
Die Kugel traf die Drohne und holte sie vom Himmel. Sie landete vor seinen Füßen, während Funken aus der Einschussstelle sprühten.
„Was zum ...“
Keine 5 Meter von ihm entfernt brach eine schwarze Limousine durch den Zaun und kam neben ihm zum Stehen. Die Hintertür flog auf. „Na los! Steig ein!“
Jede Faser seines Körpers sträubte sich. Doch eine andere Wahl hatte er nicht. Also stieg er ein und bevor die Tür geschlossen war, setzte die Limousine zurück, rammte einen Container, der davon rollte, und fuhr los.
„Das war eine echte Glanzleistung“, sagte sein Retter sarkastisch.
„Ach ja? Fick dich! Das nächste Mal kannst du es ja gerne versuchen!“
Sein Gegenüber, ein muskulöser Ork mit finsterer Mine starrte ihn nur an. „Mit Sicherheit wäre mir die Ware nicht abhanden gekommen. Der Job war einfach!“
„Sag das den Cops oder Dom. Fuck! Es ist einfach alles schief gelaufen!“
„Ich gehe nicht davon aus, dass dies deine Rechtfertigung war.“
„Es ist mir verdammt egal, wovon du ausgehst. Ich habe da draußen meinen Arsch für etwas riskiert, wovon ich nicht einmal weiß, was es ist. Dom ist tot! Für Gott-weiß-was-auch-immer!“
„Menschen!“ Er schüttelte verächtlich den Kopf.
„Was?“
„Weich und emotional. Schwach!“ Das letzte Wort spie er förmlich aus. „Ihr hättet euch einfach besser vorbereiten sollen.“
Der Ork füllte Wein in einen großen stabilen Weinbecher, den er in einem Zuge leerte, bevor er ernst weitersprach. „Wie soll ich jetzt mit dir weiter verfahren? Was soll ich mit dir tun? Was nur, was?“
Der Mensch schluckte. Er wusste nur zu gut, wie Orks „solche Situationen“ regelten. War er also nur vom Regen in die Traufe geraten? Das konnte kein gutes Ende nehmen. Mit einem Mal war sein Mund staubtrocken. Sein Magen fühlte sich an als wäre er mit kotzfreudigen Schmetterlingen gefüllt. Wie sollte er sich aus dieser Situation herausmanövrieren?
Der Ork füllte den Becher erneut, schwenkte den Wein und ließ den Zeigefinger seiner rechten Hand über den Rand des Bechers kreisen. „Ich warte auf eine Antwort. Wie lautet sie?“
„Gibt es überhaupt eine Antwort, die meinen Kopf dort belässt, wo er sich aktuell befindet?“
Das amüsierte den Ork dann doch. „Du scheinst doch nicht so dumm zu sein, wie ich nach dem heutigen Misserfolg vermutet habe. Vielleicht bist du ja doch in der Lage, dir eine Lösung für … nun … diese Unannehmlichkeit einfallen zu lassen.“
„Ich … werde die Ware besorgen. Ich brauche nur noch etwas Zeit.“
„Zeit ist Geld, Nicopol. Und im Moment hast du beides nicht.“
„Ich werde dir diese Ware besorgen. Ich finde die Kontaktperson schon und vereinbare eine neue Übergabe. Ich schaffe das schon.“ Irgendwie zumindest.
„Zum Glück habe ich heute einen guten Tag. Ich werde dir eine Gnadenfrist von 5 Tagen gewähren. In 5 Tagen wirst du mir die Ware übergeben. Keinen Tag später. Solltest du dies nicht können, dann werde ich mich persönlich um dein … Ableben kümmern. Ich hoffe du hast mich verstanden.“
Nico nickte.
„5 Tage.“
„Ich habe es verstanden“, sagte Nico. „5 Tage.“
„Gib mir deine Hand.“
Er zögerte kurz, dann hielt er dem Ork die rechte Hand hin.
Sein Gegenüber hatte den Weinbecher bei Seite gestellt und zog ein kleines Stoffsäckchen aus der Innentasche seines Sakkos. Er öffnet es, nahm etwas von dem braunen Pulver heraus und verrieb es auf Nicos Handrücken.
„Was ist das?“
„Dies, mein lieber Nicopol, soll dich an die Tage erinnern, die dir noch bleiben, solltest du versuchen, mich zu betrügen. Mach dir keine Sorgen. Egal wohin du gehen solltest, ich werde dich finden und dich für den eventuellen Verrat entlohnen. Dein gehäuteter Schädel macht sicherlich gut auf meinem Schreibtisch.“
„Ich kümmere mich darum. Die Ware wird innerhalb der nächsten 5 Tage bei Ihnen sein, Mister Klack.“
Der Ork lächelte und zeigte dabei seine spitz zulaufenden Zähne. „Das will ich hoffen. Für uns beide.“ Er lehnte sich wieder zurück und ließ das Säckchen in der Tasche verschwinden. „Genug der Worte. Jetzt sollen Taten folgen.“ Er nahm wieder den Weinbecher zur Hand. „Auf das unser nächstes Zusammentreffen freudiger Natur sein wird.“
Die Limousine wurde langsamer und hielt schließlich am Straßenrand an.
„Steig aus.“
Nico tat es und war froh aus dem Wagen zu kommen.
Die Tür schloss sich und die Limousine raste in die Nacht davon.
Nico blickte auf seine Uhr. Mitternacht war soeben vorbei. Tag 1 hatte begonnen.
„Oh Mann. Ich bin am Arsch!“

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