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geschrieben von Fritzi von Frankfurt.
Veröffentlicht: 12.10.2016. Rubrik: Unsortiert


Einsamkeit

Denke ich an den gestrigen Abend, dann ist mein Herz von einer tiefen Traurigkeit beschwert. Der Weg nach Hause, ganz allein, in Gedanken den Abend Revue passierend und wieder bin ich die einzige Person, die niemanden für sich allein hat.

Natürlich teile ich gern; hin und wieder gebe ich Obdachlosen Geld, teile schwachsinnige Ereignisse meines Lebens in sozialen Netzwerken, drehe meinen Freunden Zigaretten und gebe meinem Sohn, wahrscheinlich mehr als er braucht. Aber da ich eine sehr sensible, romantische Frau bin, wünsche ich mir für mich einen Menschen, für den ich besonders wichtig bin, den ich nicht teilen muss. Ich brauche Nähe, Geborgenheit, Gefühle, Liebe und Vertrautheit. Ich möchte doch endlich nur angekommen sein, dass sich mir nicht mehr die Frage aufdrängt, ob das alles gewesen sein soll. Ich will mein Gegenstück finden, meinen Deckel, wenn ich der Topf bin oder meinen Topf, wenn ich der Deckel bin; wie es auch immer sein mag, das spielt keine Rolle.

Und eigentlich habe ich die Suche bereits aufgegeben. Alle wundern sich, warum gerade ich allein bin. „Du bist doch eine tolle Frau“ heißt es. „Siehst gut aus, hast einen guten Geschmack, bist intelligent, hast einen tollen Sohn, bist eine liebevolle Mutter, kannst kochen, hast einen guten Job und bist dazu noch sexy“. Aber die Welt, in der ich lebe, ist nicht die Welt, die ich liebe. Ich brauche weder Botox, um schön zu sein, noch eine Hermes Tasche, um dazuzugehören. Ich stehe nicht auf anonymen, schnellen Sex und auch nicht darauf, mich danach in Windeseile davonzustehlen. Ich brauche weder das Geld eines Mannes, noch seinen Status. Hingegen sehne ich mich nach guten Gesprächen, dem Gefühl von Geborgenheit, gemeinsamen Unternehmungen, langen Nächten im Sommer, kuscheligen Tagen im Winter im Bett, an denen ich mich sexuell hingeben kann und es genieße, begehrt und geliebt zu werden und das Gleiche geben zu können.

Tatsächlich finde ich die wenigsten Menschen interessant; ich behaupte sogar, dass ich 99% der Menschen und ihr Leben für langweilig halte. Da fällt es mir besonders schwer, mich auf einen Mann einzulassen, weil ich schlichtweg keinen finde, der mir gefällt. Und so fühle ich mich – trotz vieler guter Freunde und meinem Kind – gelegentlich einsam. Denn am Ende des Tages liege ich allein im Dunkeln, starre an die Decke und sehne mich nach Nähe.

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