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geschrieben 2000 von Andreas Mettler (Metti).
Veröffentlicht: 04.07.2013. Rubrik: Total Verrücktes


In den Fängen der Mafia

In den Fängen der Mafia

Lorenzos Zigarette fiel in die Pfütze. "Tony hat geredet." Noch immer blickte er an dem alten Hafengebäude vorbei durch den Nebel, der die Konturen des verkommenen Umschlagplatzes zu einer grauen Silhouette verwischte. Er würdigte Rocco keinen Blickes. "Danke Gott, daß seine Mama das nicht mehr miterleben muß."
   Rocco setze die Sonnenbrille wieder auf. "Du hast ihn geliebt, wie einen Sohn."
   Ja", sagte Lorenzo.
   Irgendwo schrie eine Katze. "Er wird dran glauben müssen."
   "Ja", sagte Lorenzo.
   "Wann?" Rocco drehte sich um.
   "Noch heute", sagte Lorenzo in den Nebel. In der Ferne ertönte eine Polizeisirene. "Laß uns jetzt essen gehen. Danach besuchen wir Tony."

SatirepatzerSatirepatzer"Es muß wie ein Unfall aussehen", sagte Lorenzo.
   Rocco wischte sich mit der Serviette den Mund ab. "Was hast Du vor?"
   "Eine Kugel direkt in den Kopf", antwortete Lorenzo.
   "Gut", nickte Rocco. "Aber paß auf die Gurke auf."
   Lorenzo erschrak und steckte schnell die Gurke wieder zurück ins Innere des Hamburgers. "Danke. Das ist nochmals gutgegangen."
   Rocco legte seinen Hamburger zurück aufs Tablett und blickte auf seine Finger. "So eine Sauerei. Alles voller Ketchup."
   "Ja, bei mir auch. Und natürlich mal wieder vergessen, eine Serviette mitzunehmen."
   "Willst Du meine?", fragte Rocco.
   "Pfui, Igitt. Das Ding faß ich nicht an." Wütend schmiß er seinen Hamburger zurück aufs Tablett. "Und mit solchen Fingern will ich den Tarzan überhaupt nicht erst anfassen."
   Rocco zerknüllte seine Serviette. "Das Ding ist sowieso eine Zumutung. Schau doch nur, wie unbeweglich die Arme und Beine sind."
   "Du hast recht." Lorenzo zog eine Fratze. "Und dieses Gesicht. Du kannst kaum mehr sagen, ob Männlein oder Weiblein."
   "Früher", sagte Rocco, "ich sag Dir, da waren noch Autos mit drin in der Tüte, Plastikteile zwar, aber mit Aufziehmotor und die sind gar nicht mal so schnell kaputtgegangen."
   Lorenzo kickte die Tarzanfigur mit dem Zeigefinger an und sagte: "Ja. So ein blödes Teil. Lassen wir es hier." Er stand auf und leckte sich das Ketchup von den Fingern.
   "Laß uns an die frische Luft gehen", schlug Rocco vor.

"Wo willst Du es tun?" fragte Rocco. Der Wind fegte an seinen Ohren vorbei.
   "Auf dem Kirchplatz. Gleich nachher, wenn die heilige Messe vorbei ist."
   "Ja. Das ist gut. Keine Zeugen. Du verstehst?"
   "Du sagst es, Rocco. Aber zieh die Füße ein. Du machst noch das ganze Gras kaputt."
   Rocco zog die Füße ein. "Na ob das noch viel nützt. Viel Gras ist da ohnehin nicht mehr."
   "Ja. Die Kinder streifen beim Schaukeln mit dem Füßen immer das Gras ab, bis nichts mehr da ist. So wie du eben."
   "Aber ich habe jetzt damit aufgehört. Und das, obwohl ich viel längere Beine als die Kinder habe."
   "Eben. Die Kinder heute lassen sich einfach nichts mehr sagen. Scheiß Bambini."
   "Jetzt paß aber mal auf", sagte Rocco energisch. "Wenn du die Beine besser ausstreckst, so wie ich jetzt grad, dann kommst du auch viel höher. Schau doch."
   Lorenzo blickte nicht zur Seite. "Laß gut sein, Rocco. So schlank und sportlich wie du bin ich gar nicht mehr"
   Rocco konnte sehen, daß sich Lorenzo nun trotzdem bemühte, höher zu schaukeln. Vergeblich. Er schaffte es nicht so hoch wie Rocco.
   "Scheiß Bambini", wiederholte Lorenzo leise.

Sie hatten es sich bereits in dem kleinen Gebüsch, das in der Mitte des Kirchplatzes angelegt worden war, gemütlich gemacht. Lorenzo schraubte den Schalldämpfer auf die Pistole.
   "Schnell, das Kirchentor öffnet sich.", flüsterte Rocco.
   Lorenzo schraubte schneller. "Verdammt, das muß Tony sein."
   "Jetzt mach schon, er kommt."
   Lorenzo zielte auf Tony und rief laut "Peng!".
   Tony blickte um sich und entdeckte die beiden Herren im Busch. Schnell duckte er sich und rannte quer über den Kirchplatz in den Park auf die kleine Hecke zu. Lorenzo sprang aus dem Busch und rannte ihm nach. "Peng!", rief er. Und immer wieder "Peng! Peng!" Er rammte mit seinem Körper durch die Hecke hindurch und umklammerte mit beiden Händen die Füße von Tony.
   Tony versuchte zu entfliehen, zappelte mit den Füßen, versuchte sich aufzurichten und wirbelte mit den Armen. Aber Lorenzo war viel stärker.
   Inzwischen war auch Rocco bei der Hecke angekommen. Er zog Tonys Arme nach hinten und drückte die Hände hinter dem Rücken zusammen. Tony versuchte, sich loszureißen, aber vergebens. Zur Strafe machte Rocco Brennessel.
   "Ich hab dich schon längst erschossen", sagte Lorenzo.
   "Gar nicht wahr. Gar nicht wahr. Der Busch war viel zu weit weg. Du hast mich überhaupt nicht getroffen."
   "Dooooch!", brüllte Rocco. "Die von der Mafia können so weit schießen. Außerdem hat Lorenzo ja auch noch auf dich geschossen, als er hinter dir hergerannt ist. Und da war er schon ganz nah."
   "Aber im Rennen schießt man daneben. Außerdem bin ich Zickzack gelaufen. Da kann man mich überhaupt nicht treffen."
   Wütend machte Rocco den Schwitzkasten.
   "Au, jetzt hör schon auf", stöhnte Tony. "Ok, ihr habt mich ja jetzt. Ich hab genug."
   "In der Tat", sagte Lorenzo. Er holte seine Pistole wieder hervor, legte sie Tony an die Schläfe und drückte ab.
   Der Schuß hallte von den umliegenden Gebäuden wider. Tony war tot.
   Lorenzo leckte seine blutverschmierten Finger ab.
"Danke Gott, daß seine Mama das nicht mehr miterleben muß."

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Titelbild: Alexas_Fotos / pixabay.com (public domain)

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