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1xhab ich gern gelesen
geschrieben von Walter Bosch (weudl4).
Veröffentlicht: 29.08.2023. Rubrik: Lustiges


Wien ist Anders

Weil Wien, nicht nur Wien ist, ist Wien ANDERS
Wien gilt als eine der lebenswertesten Städte weltweit. Es ist eine Stadt voller Ecken und Kanten, in der Kulturen verschmelzen oder sich eben aneinander reiben. Denn durch Reibung entsteht Energie und diese besondere Art der Energie kann man hier in Wien überall spüren. Ganz egal ob man durch die Innenstadt schlendert und sich die gesammelten Ringbauwerke ansieht oder eben so wie ich durch den 13ten Bezirk bewegt. Wien ist Wien und deshalb ANDERS.
Aufstehen, den Schlaf aus den Augen rubbeln, erstmals, lang und ausgiebig gähnen, einen Blick hinab zur Morgenlatte werfen, tief ein und wieder ausatmen, die Latte verschwindet langsam aber stetig, eine frische Unterhose anziehen, überhaupt was anziehen und dann ab zum Frühstück.
Hallo Mama, hallo Schwestern, nochmals gähnen und dann den Nutellafrühstückstoast verschlingen, Zähne putzen, mein Gesicht mit kaltem Wasser befeuchten, einmal tief einatmen und dann mein hässliches Gesicht im Spiegel betrachten, mir selbst ein Lächeln schenken und dann raus, raus aus dem Haus und rein in den 13ten Bezirk. Mein Ghetto, meine Hood, mein Viertel, mein verdammter Block. Hier leben wir, hier atmen wir, hier träumen wir und hier leiden wir.
An der 60er Haltestelle, Sillerplatz, steige ich ein, liebe das Wuseln der Leute in den Öffis und sauge ihr Treiben auf. Zwei Stationen später fahre ich umringt von Schülern und Pensionisten vorbei an der VHS. Die Sonne prallt gegen die Scheiben und ja die Hietzinger schwitzen genauso wie die Leute in Ottakring, kein bemerkbarer Unterschied, selbst der Geruch/Gestank ähnelt sich. Während die Menschen in der BIM dahinschwitzen, versinke ich in meinen Gedanken. Zwischen Lainzer Tiergarten und Schönbrunn finde ich zahlreiche, tolle, besprayte Wände. Teils mit fußballerischem Hintergrund, teils der Ausdruck, der sich aufbäumenden Jugend hier. Jedes Bild, ein Kunstwerk für sich, zeigt das die Wiener ihr Städtchen gern haben. Weiter geht die Fahrt direkt ins Herzen dieses Bezirks, vorbei an der Kirche am Platz, hin zum Eingang Schönbrunn und zur Endstation Kennedybrücke. Ich steige aus, wohlwissend, dass unter mir die u4 fährt, wohlwissend, dass unter mir der Wien Fluss fließt und ich stehe über ihnen, wie ein Zirkusdirektor, der auf sein Publikum starrt. Kurz verharre ich in meiner Direktorenrolle, dann blicke ich zum Reigen und erinnere mich an letzte Nacht. An die schweißgebadeten Körper, welche sich zur lauten Musik bewegten, sich berührten und überall ihre positiven Energien hinterließen. Ich stand, wie immer an der Bar, genoss mein kaltes Bier und starrte mit offenem Mund auf die sich räkelnden Körper der stilbewussten Wiener und Wienerinnen. Langsam lasse ich die Erinnerungen der letzten Nacht verblassen und konzentriere mich wieder auf das Hier und Jetzt.
Schmunzelnd spaziere ich durch die Schönbrunner Hauptallee, betrachte die zahlreichen, überwiegend, asiatischen Touristen, schenke ihnen ein Nicken, wenn sie mich ansehen, als wäre ich von einem anderen Planeten und trage mich selbst über die Serpentinen rauf zur Gloriette. Die Aussicht, ein Traum, vor mir zu meinen Füßen liegt das Schloss in all seiner Pracht und hinter mir erstrahlt die Sonne das Antlitz der Gloriette. Mein Blick wandert hin und her, mein Verstand kann, nein will sich nicht entscheiden müssen, also bleibe ich einfach zwischen ihnen und mache, was jeder Hietzinger gut kann. Ich genieße. Genieße den Augenblick, den Moment, erlebe mein Hietzing, so wie ich es gern habe, verliebe mich an Ort und Stelle in die bunte Vielfalt, in das Wuseln hier auf der Stelle, schließe meine Augen und wie in einem Film trifft mich die Realität mit einer knallharten Frage: Can u take a picture, please?
Klar mein Freund, sage ich, nehme den Fotoapparat, lächle und drücke ab.

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