Glückskind

Den Heiligen Abend verbrachte ich mit einer mir gut bekannten Familie; mit überzeugten Atheisten, die nichtsdestotrotz, oder vielleicht gerade deswegen, Weihnachten zwar ohne Krippe, doch mit einer Geschenkorgie unterm festlich geschmückten Christbaum feiern.

Ich konnte es nicht lassen, ihnen ein christliches Gedicht mitzubringen. Es handelt davon, wie Gott über den Weltenraum lief nach Erschaffung des Universums, wie über einen Acker, wo er unvermutet einen Schatz fand, nämlich diese Erde mit einem Menschen drauf. Darüber freute sich Gott so sehr, dass er alles verkaufte, was er besaß, um sie sich zu kaufen.

Das kleine, siebenjährige Töchterchen, die Minna, hakte zum Unmut ihrer Eltern nach, wobei sie ein unwilliges: „Dafür bist du noch zu klein, das verstehst du nicht“, von ihrer Mama erntete. Natürlich erklärte ich meine Worte dem Kind, das sich begeisterte: „Das ganze Universum, die Sonne, den Mond und die Sterne, die Planeten und die Erde!“ - „Mit einem Menschen drauf, einem einzelnen?“, fragte sie. - „Ja“ - „Ui, das ist schön, nur ein einzelner, nicht so viele!“ - Abschließend erkundigte sie sich: „Und ist der liebe Gott jetzt glücklich?“, was ich gerne in der Runde diskutiert hätte, doch mir wurde erwidert: „Du hast dieses Gedicht mitgebracht, also musst du die Frage jetzt auch beantworten!“, also bejahte ich. Der Freudentaumel, den ich angerichtet hatte, erstaunte mich. „Jetzt ist der liebe Gott glücklich, jetzt ist der liebe Gott glücklich!“. Minna hüpfte und tanzte entzückt im ganzen Zimmer herum.

„Siehst du“, äußerte daraufhin ihr großer, erwachsener Bruder in Richtung seiner Mutter, „es ist so einfach, dass es ein jedes Kind versteht.“

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Diese Geschichte bezieht sich auf das Gedicht 'Der Schatz' von Huub Oosterhuis.

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