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3xhab ich gern gelesen
geschrieben von Serafina Sophy (Serafina).
Veröffentlicht: 05.01.2024. Rubrik: Persönliches


Die Panikatacke

Fina konnte nicht einschlafen. Es war ihre erste Nacht bei ihrer Mutter. Ihre Mutter lebte in einem Haus mit ihrer Frau und Finas kleine Schwester. Fina ist bei ihrem Vater groß geworden und hatte nie Kontakt zu ihrer Mutter. Jetzt, 13 Jahre später, hat sie ihre Mutter wiedergefunden.
Sie starrte auf die Uhr, 3:22 Uhr. Sie konnte kein Auge zudrücken. Fina hatte den ganzen Tag über nichts gegessen und beschloss nun, etwas Kleines zu essen zu holen. Sie stieg aus ihrem Bett und suchte den Lichtschalter. Sie strich über die Wand, doch fand keinen Lichtschalter. Fina beschloss, ihr Handylicht zu benutzen, damit sie nicht im Dunkeln gehen musste. Als sie die Treppen hinunterging, quietschte jede einzelne Stufe, aber nicht laut genug, um jemanden aufzuwecken. Mit dem Licht ihres Handys fand sie die Küche und endlich auch einen Lichtschalter. Die ganze Küche erleuchtete, als sie den Schalter betätigte. Sie kannte sich nicht in der Küche aus und durchsuchte jede Schublade nach einer kleinen Schüssel. Nachdem sie in der vierten Schublade eine rosafarbene Plastikschüssel gefunden hatte, musste sie noch den Löffel suchen. Es war offensichtlich, wo die Löffel sein könnten. Als sie die oberste lange Schublade öffnete, fand sie das gesamte Besteck. Fina nahm sich den Löffel und wollte das Müsli vom Regal holen. Sie stand auf Zehenspitzen, um das Müsli zu erreichen. Als sie sich wieder normal hinstellte, verlor sie ein wenig das Gleichgewicht und die Schüssel wackelte. In der Schüssel befand sich auch der Löffel, durch das Wackeln krachte der Löffel auf die weißen Fliesen. Fina zuckte zusammen und hoffte innerlich, niemanden aufgeweckt zu haben, weil das Krachen ziemlich laut war. Sie hob den Löffel auf und ging zum Esstisch. Unterwegs füllte sie Müsli in die Schüssel und setzte sich schließlich auf einen der fünf Stühle. Als sie versuchte, einen Löffel zu nehmen, begannen ihre negativen Gedanken. 'Guck, wie fett du bist', sagte ihr Inneres. Fina holte tief Luft, legte den halb vollen Löffel mit Müsli wieder in die Schüssel. 'Warum kann ich nicht einfach wie ein normaler Mensch essen?', flüsterte sie leise. Sie versuchte es erneut, nahm den Löffel und probierte das Müsli zu essen. Ihre Augen begannen zu tränen, es funktionierte nicht. Ihre Gedanken wanderten wieder zu ihrer ersten Liebe. Die Gedanken machten Fina verrückt, sie legte den Löffel wieder in die Schüssel. Der Appetit war weg. 'Danke, Cennet', sagte sie leise zu sich selbst. Jetzt konnte sie nicht mehr aufhören, an sie zu denken, und versank immer tiefer in ihren Gedanken. Ihre rechte Hand lag auf ihrem Oberschenkel und mit der linken hielt sie den Löffel hoch. Die Hand auf ihrem Oberschenkel begann zu zittern, es war fast eine automatische Reaktion ihres Körpers. Sie spürte, wie ihre Brust enger wurde, sie bekam immer weniger Luft. 'Na toll, eine Panikattacke, und das bei meiner Mama!', dachte sie.

Sie griff tiefer in ihren Oberschenkel, ihr linkes Bein begann auf und ab zu gehen. Ihr Kopf spielte verrückt, sie bekam kaum Luft, weinte wie ein kleines Kind und zitterte am ganzen Körper. Fina war so in sich selbst gefangen, dass sie nicht bemerkte, dass die Frau ihrer Mutter an der Tür stand. Fina sah mit verheultem Gesicht die Gestalt an der Tür an. Es war Angie. 'Na toll, das hat mir gerade noch gefehlt', dachte sie. Als Angie in ihr Gesicht sah, lief es ihr kalt den Rücken hinunter. So viel Schmerz in einem Blick hatte sie noch nie erlebt. 'Soll ich deine Mutter rufen?', fragte Angie. Fina versuchte zu antworten, erfolglos. Die Panikattacke hatte nicht nur ihr den Atem geraubt, sondern auch die Sprache. Fina nickte leicht. 'Jacky!', rief Angie. Jacky konnte auch nicht einschlafen, lag daher wach im Bett. 'Jacky!! Deine Tochter, sie braucht...', Angie wusste nicht, wie sie den Satz beenden sollte, aber sie wusste, dass es genügte, um Jacky herunterzuholen. Fina wurde mit Borderline diagnostiziert, und ihre Mutter wusste das. Das versetzte Jacky noch mehr in Panik. Schnell warf sie die Decke von sich und eilte nach unten. Als Jacky die Küche erreichte, sah sie nur ihre Frau am Waschbecken und ihre Tochter am Esstisch zittern. 'Was ist los?', fragte sie. Fina brachte kein Wort heraus, drehte sich aber zu ihrer Mutter. Es war ein schreckliches, aber erleichterndes Gefühl, dass ihre Mutter jetzt da war. Sie war genau die richtige Ansprechpartnerin dafür, denn Jacky hatte auch Borderline und verstand Fina besser als jeder andere es tun würde. Als Jacky in Finas Gesicht sah, zerriss es ihr das Herz ein wenig. Ihre Tochter so zu sehen, tat weh. Jacky ging in großen Schritten zu ihrer Tochter und hielt Finas Wangen in ihren Händen. Mit den Daumen wischte sie ihre Tränen weg. 'Alles gut, mein Schatz, wir kriegen das hin. Atme, versuch zu atmen', während Fina erfolglos versuchte, Luft zu bekommen, umarmte Jacky sie. Die Umarmung war so eine Erleichterung für Fina. Nach allem, was zwischen ihnen passiert war, war jede Umarmung ein wenig 'magisch'. Und diese war es auch, denn Fina spürte die Erlösung in ihrem Körper. Ihre Hände zitterten nicht mehr so doll und ihre Brust fühlte sich nicht mehr zugeschnürt an. Jacky spürte, dass es ihrer Tochter wieder besser ging, und ließ sie los. 'Eine Umarmung von Mama ist immer die beste Medizin' sagte Jacky, mit der Hoffnung, dass Fina lacht. Und tatsächlich, Fina lächelte, mit Tränen in den Augen. Angie, die immer noch am Waschbecken steht, klatsche in den Händen. 'Ein Wunder', sagte angie, und verließ die Küche. Jetzt lachten beide leise in sich hinein. Auch Jacky konnte die Erleichterung spüren. 'Was war los?', fragte sie. Fina's Lächeln würde weniger. 'Ich vermisse sie', sagte Fina. Obwohl kein Name genannt würde, wusste Jacky sofort wer gemeint ist. Fina redete oft von Cennet. Ihre erste Herzensbrecherin. 'Oh man, wir kriegen das hin, wir schaffen das und zeigen ihr das du sie nicht verdient hast' sagte jacky, und umarmte sie erneut. Da ist schon wieder dieses"magische" gefühl in der Umarmung. Fina wusste genau das ihre Mutter recht hatte, trotzdem wünschte sie sich, das gerade nicht ihre Mutter sie umarmte sondern Cennet.

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