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geschrieben 2023 von Jens Richter (Jens Richter).
Veröffentlicht: 03.09.2023. Rubrik: Abenteuerliches


Henry Firegun III/IV

4. Kapitel
Kopfgeld

Ich hatte im Saloon in Kansas City ein vertrauliches Gespräch zwischen Marshal Knöfler und unserem Hilfssheriff Johnny aufgeschnappt, in dem es darum ging, der Knife-Bande endlich habhaft zu werden.
Sie war unberechenbar wie eine Plage und die Liste ihrer Taten war zwischenzeitlich so lang, dass ich jeden Monat einen Artikel in der Zeitung hätte veröffentlichen können.
Unsere zwei Gesetzeshüter standen vor einer nahezu unlösbaren Aufgabe.
Die Knife-Bande war ihnen stets einen Schritt voraus.
Außerdem kam erschwerend hinzu, dass sie keine Kapazitäten hatten, um jeden Winkel des Territoriums zu durchkämmen, dass ihnen unterstand, um die Bande aufzuspüren.
In der Stadt gab es wahrlich genug zu tun, um für Frieden und Ordnung zu sorgen.
Sie benötigen jede erdenkliche Hilfe, notfalls auch von Kopfgeldjägern.
In Absprache mit dem ehrenwerten Richter Atkins aus Saint Louis wurde ein beachtliches Kopfgeld für die drei gefährlichsten Köpfe der Bande ausgelobt.
Doch ein schneller Erfolg dieser Maßnahme war ebenfalls nicht zu erwarten.
Doch lest bitte einfach selbst!
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Drei harte Männer hatten sich der Sache angenommen, Earl Tucker, Hardy Nash und Greedy Mitchell.
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Zwei Tagesritte hinter Saint Louis, in Richtung Kansas City lag an der Poststraße eine kleine Station, die eher einen verlassenen Eindruck machte, als dass sie von regem Publikumsverkehr zeugte.
Und doch gab es hier einen Store, einen Korral für die Pferde und einen Brunnen, bei dem sich Durchreisende ihren Wasservorrat auffüllen sowie sich erfrischen konnten.
Unsere drei Kopfgeldjäger kamen von Kansas City her angeritten.
Sie waren alle bis an die Zähne bewaffnet, mit Colts an den Hüften und Gewehren, die aus den Satteltaschen der Pferde hervorlugten.
Sie waren einem Hinweis eines alten Indianerscouts gefolgt, der meinte, dass es sich bei den Männern, die die Station betrieben, um Knife selbst und zwei seiner Männer handeln könnte.
Zumindest ähnelten die Drei den Abbildungen auf dem Steckbrief.
Auf Knife und seine engsten Männer waren, nachdem sie einen Postreiter überfallen und tödlich verletzt hatten, vom Marshal 2000 Dollar Belohnung ausgelobt worden, für den oder diejenigen, die die Gesuchten tot oder lebendig auslieferten.
Eine gute Stange Geld und trotzdem fanden sich nur wenige Männer, die sich auf die Suche machten.
Die Tatsache, dass es sich bei Einem der Gejagten um Immanuel Knife höchstpersönlich handelte, ließ selbst die gewieftesten Kerle vorsichtig werden.
#
Es war um die Mittagszeit, da die Kopfgeldjäger die Station erreichten.
Der junge Jimmy Deckert kam gerade aus dem Store und stand nun vor den Reitern.
Greedy Mitchell zog einen Steckbrief aus dem Jackett und nickte seinen beiden Begleitern zu.
Sie zogen ihre Colts aus den Holstern und schossen Jimmy nieder.
Darauf hastete Freddy, Jimmys Bruder hitzköpfig, mit zwei vorgehaltenen Colts vor die Tür.
Ihm erging es nicht viel anders.
Immanuel Knife, der sich im Inneren des Stores aufhielt und die Aktion draußen mitbekommen hatte, war jetzt in Not.
Raus aus dem Store kam er nicht, ohne dass er den Kopfgeldjägern vor das Visier lief.
Seine einzige Chance sah er darin, dass wenn er sich versteckt, die Kopfgeldjäger in einem günstigen Moment überraschen konnte.
Er schnappte sich seinen Colt und verbarg sich unter dem Tresen.
Die Männer betraten den Raum und musterten diesen.
Hier war offenbar kein Mensch anzutreffen.
Der einzige Tisch in der Ecke des Raumes war bereits für ein Mittagsmahl eingedeckt.
Drei tiefe Teller, drei Löffel und in der Mitte des Tisches eine Pfanne mit Speck und Bohnen, die noch dampfte.
"Greedy, die haben uns erwartet und schon den Tisch für uns eingedeckt!", feixte Hardy Nash.
Die Männer grinsten und setzten sich an den gedeckten Tisch.
Hardy machte sich gleich daran, den Inhalt der Pfanne aufzuteilen.
"Wisst ihr, was jetzt noch fehlt? Ein guter Tropfen Whisky", sprach er zu Earl Tucker. "Also Earl lass dich nicht betteln und suche uns eine Flasche."
Earl stand murrend auf und trabte zum Tresen.
Ganz mit der Suche nach einem guten Tropfen beschäftigt, entnahm er dem Regal einige Flaschen und prüfte die Etiketten.
Dabei bemerkte Earl nicht, dass sich Knife lautlos aufgerichtet hatte und ihm seinen Revolver in den Rücken presste.
"Und jetzt alle schön die Hände hoch!", forderte er die Kopfgeldjäger auf.
Hardy griff nach seinem Colt.
Noch ehe er ziehen und den Hahn spannen konnte, hatte Knife bereits abgedrückt.
Hardy sackte getroffen auf dem Stuhl zusammen.
"Wow", stöhnte Greedy Mitchell.
"Euer Freund hat genauso schnell die Nerven verloren wie meine beiden Jungs. Schade, das waren gute Leute.", meinte Knife missmutig. "Ich verspreche euch, dass ihr eurem Kumpel in die Hölle folgt, wenn ihr Spielchen mit mir treiben wollt. Habt ihr wirklich geglaubt, dass der Tisch für euch eingedeckt ist?"
"Was hast du jetzt mit uns vor?", fragte Greedy.
Earl sagte gar nichts.
Er hatte noch immer nicht wahrhaben wollen, dass sie sich in einer ausweglosen Position befanden.
"Es gibt zwei Möglichkeiten für Euch. Ihr seid doch gute Männer oder? Entweder ihr wollt wie euer Kumpel enden oder ihr arbeitet zukünftig für mich. Ich kann euch einiges mehr bieten, als die lumpigen Dollar, die auf meinen Kopf ausgesetzt sind."
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Als erstes musste Earl und Creedy die Toten hinters Haus bringen.
In der kleinen Station kam zwar selten jemand vorbei, aber manchmal will es der Zufall.
Und gerade diesen zusätzlichen Ärger konnte Knife überhaupt nicht gebrauchen.
Danach war Knife etwas versöhnlicher.
"Ihr schlagt euch jetzt eure Bäuche voll und trinkt einen Schluck und dann möchte ich eine Entscheidung von euch hören. Mit leerem Magen lässt es sich nicht gut denken."
Knife setzte sich zu den Beiden und legte entspannt seinen Revolver auf den Tisch.
Er war sich sicher, dass die beiden Kopfgeldjäger sein Angebot annehmen würden.
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Der Postkutscher wunderte sich, als er von Saint Louis her kommend, die Station verlassen vorfand.
Neben dem Gebäude waren drei frische Gräber angelegt gewesen.
An der Tür war mit einem Bowiemesser ein Steckbrief angetackert, den der Postkutscher an sich nahm.
Er wusste zu gut, an wessen Adresse dieser gerichtet war.
Der Kutscher mochte sich gar nicht vorstellen, welche Szenerie sich hier abgespielt hatte.
Diese Geschichten kannte er zur genüge.
Immerhin war er schon lange im Geschäft.
Eins war ziemlich sicher, der Marshal würde nicht begeistert über diese Nachricht sein.
Wieder einmal war Immanuel Knife ihm durch die Lappen gegangen.

5. Kapitel
Der Bluff

Der abgewrackte Sombreromann Immanuel Knife preschte wie von einer Tarantel gestochen durch die Hauptstraße von Topeka.
Er rief aus voller Kehle, "Indianer! Indianer verfolgen mich. Holt eure Kinder von der Straße."
Die verschreckten Bürger verschlossen Fenster und Türen, bewaffneten sich und warteten.
Währenddessen hatte er das Freudenhaus erreicht und drang über einen Nebeneingang in das Gebäude ein.
Der Barraum war zu dieser Tageszeit bis auf den Besitzer, der Gläser spülte, verlassen.
Der stand hinter dem Tresen und starrte auf den rostigen Revolver, den Knife ihm unter die Nase hielt.
Der Sombreromann warf ihm eine Ledertasche vor die Füße.
"He Alter, stopfe dein gesamtes Geld da rein. Und schlage keine Wurzeln, ich habe nicht ewig Zeit."
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Fünf Minuten später saß Knife wieder auf seinem Pferd.
Er ritt westwärts aus der Stadt bis zu einer alten Blockhütte inmitten von Buschwerk.
Dort versteckte er die Tasche, kultivierte sich, kleidete sich vollständig um und ritt zurück nach Topeka.
Er sah jetzt aus wie ein Gentleman.
Gegenüber des Freudenhauses ging er in einen Saloon, gesellte sich zu anderen Männern und bestellte sich ein Glas Bier.
Vier Gestalten spielten Poker, zwei leichte Mädchen plauderten angeregt, niemand nahm Notiz von ihm.
Draußen war immer noch kein Mensch.
Erst viel später, nachdem der Besitzer des Freudenhauses aus seiner Ohnmacht erwacht war, stürzte er auf die Straße.
Wild gestikulierend rief er, "Hilfe, ich bin ausgeraubt wurden!"
Aus den vorher verrammelten Häusern stürmte Männer mit Gewehren nach draußen.
Es entstand ein Tumult.
Der Townmarshal kam hinzu.
Die Bürger mutmaßten, dass die angekündigten Indianer für den Überfall verantwortlich waren.
Doch es sollte sich bald herausstellen, dass die es nicht gewesen sein konnten.
Zuerst einmal musste er William Halifax, den Besitzer des Bordells befragen.
Doch der Geschädigte konnte keine präzisen Aussagen machen, da das Gesicht des Täters durch einen übergroßen Sombrero verdeckt war.
Außerdem hatte er dessen Faust zu spüren bekommen, als er kurzzeitig Widerstand leistete.
#
Der Marshal ging in den Saloon.
Nachdem er sich im Inneren des Saloons umgesehen hatte, wurde er auf Immanuel Knife aufmerksam.
"Mister sind sie schon lange hier?"
"Yes, seit heute Morgen."
"Scherzkeks. Ist ihnen etwas aufgefallen."
"Nein Marshal, nur das Indianer in Stadt kommen sollten. Aber gesehen hatte ich keine."
"Das wurde mir bereits berichtet. Kann ich mal ihren Colt haben?"
"Yes. Aber wozu?"
Der Marshal untersuchte den Colt, gab ihn aber schnell wieder zurück.
Diese silbern glänzende Waffe schien noch nie verwendet worden zu sein.
"Und wann wollen sie die Stadt wieder verlassen?"
"Morgen oder Übermorgen. Ich möchte hier noch was trinken und essen. Und heute Nacht habe ich richtig Lust auf eine Frau."
Knife wies hinüber zum Freudenhaus.
"Na dann viel Spaß in Topeka."
#
Kurz nachdem der Marshal den Saloon verlassen hatte, stand einer der Pokerspieler auf, steuerte auf Knife zu und stellte sich neben Immanuel Knife.
Es roch nach Stress.
"Kannst du mit der Kanone (er meinte den Revolver von Knife) auch schießen."
Knife drehte sich halb dem Spieler zu und sah ihn schräg an.
"Lass mich einfach in Ruhe!"
"Dann trägst du wohl deine Kanone nur als Hüftschmuck spazieren?"
Knife widmete sich wieder seinem Bier, ohne ihm die Frage zu beantworten.
Dann lag die Hand des Pokerspielers auf seiner Schulter.
Der Typ nervte.
Knife schnappte dessen Hand und setzte einen Hebel an.
Der Spieler verzog sein Gesicht vor Schmerzen.
Seine Kumpane wurden nun ebenfalls auf Knife aufmerksam.
"He Fremder, lass unseren Kumpel Nash los!"
Nash rieb sich die Schulter und stöhnte.
Die anderen Spieler standen nun vom Tisch auf und rückten Knife auf die Pelle.
Der herrschte sie an, "Macht jetzt hier keinen Aufstand. Ihr habt null Chancen gegen mich."
Zwei von ihnen holten zum Schlag aus.
Knife wich zurück und zog sein Messer.
Die Angreifer hielten sich zurück.
"Ich wiederhole mich nur ungern. Ich möchte hier in aller Ruhe ein Bier trinken!"
Alle vier Pokerspieler erkannten, dass es der Fremde ernst meint und zogen sich zu ihrem Tisch zurück.
Knife sprach grinsend zum Gastwirt, "Die Aufregung hat mich hungrig gemacht. Machen sie mir was zu essen und bringen sie mir bitte noch ein frisches Bier."
Dabei warf er einen Silberdollar über den Tisch.
Eins der leichten Mädchen, die für gewöhnlich gegenüber im Freudenhaus anschafften, kam zu Knife.
"Bestellst du mir einen Drink?"
Er warf auch ihr einen Dollar zu, "Kauf dir was du willst."
Sie sprach, "Danke dir Fremder. Du kannst mich heute Abend gern dort drüben besuchen. (Sie deutete zum Bordell.) Ich werde dich extra gut verwöhnen."
Knife strahlte, "Vielleicht!"
Die Tür flog auf.
Es war der Marshal, mit einer wirklich üblen Laune.
"Ein Gast hat mir soeben zugetragen, dass ein Fremder einen Streit angefangen und dabei ein Messer gezückt hat."
Er baute sich dabei vor Knife auf.
"Holen sie ihr Pferd und verlassen sie sofort die Stadt!"
Die vier Spieler vom Nachbartisch feixten schadenfroh.
Knife, dessen Puls im Normalfall schnell in die Höhe schoss, blieb erstaunlich gelassen.
"Ich verschwinde nach dem Essen.", erwiderte er.
"Sofort!", entgegnete der Marshal.
Der Marshal ergriff erbost Knifes Arm.
Immanuel Knife riss sich los und schlug dem Marshal mitten ins Gesicht.
Der knallte rücklings auf die Dielen.
Einige Minuten später keilte sich das gesamte Wirtshaus.
Nachdem sich der Marshal wieder aufgerappelt hatte, schoss er in die Luft.
Sofort kehrte Ruhe ein.
Immanuel Knife wurde verhaftet.
Beim Hinausgehen zwinkerte er der Freudendame zu.
"Wie du siehst, habe ich heute Abend kurzfristig was anderes vor."
"Schade Süßer."
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Am nächsten Morgen schloss der Marshal die Zelle auf und entließ Knife aus dem Arrest.
Er gab ihm seinen Colt sowie das Messer zurück.
"Ein sehr schönes Messer.", meinte der Marshal.
"Ich weiß. Ich habe es auch selber hergestellt."
"Gehen sie jetzt und verlassen sie meine Stadt auf Nimmerwiedersehen."
"Yes, Sire.", unkte Knife, als er dem Office den Rücken kehrte.
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Er war wieder zur Blockhütte geritten, wo die vier Pokerspieler und ein "Gast" auf ihn warteten.
Nash meinte, "Mensch Knife, dein Plan mit dem Indianerüberfall war einfach genial.
"Ihr wart aber auch nicht schlecht. Das Ablenkungsmanöver mit der Keilerei hat den Marshal davon abgehalten, weiter nach dem Geldräuber zu forschen."
"Hat sich unser Coup wenigstens gelohnt?"
"Nun ja, für jeden waren mindestens Fünfhundert drin. Topeka hat sich für uns als wahrer Glücksgriff erwiesen."
Die Gesichter der Männer strahlten.
Knifes Mannschaft saß auf und sie alle ritten von dannen.
In Topeka war für sie nichts mehr zu holen.
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Es ließ nicht lange auf sich warten, da machte ein Gerücht die Runde, dass ein zwielichtiger Westmann mit seinen beiden Partnern in einem Nest bei Topeka, einer noch jungen Stadt westlich von Kansas City, einige Tramps übernommen hatte, nachdem er ihren Anführer während einer Streitigkeit ein Messer in die Brust gerammt hatte.
Als Henry das von einem Trapper erfuhr, knallte er mit einer unglaublichen Wucht die Faust auf den Tisch, so dass die Tischplatte Risse bekam.
Ich hatte Henry noch nie bei einem derartigen Wutausbruch erlebt.
Nachdem er seinen Zorn mit einem Glas Whisky herunter gespült hatte und wieder die Ruhe selbst war, meinte er, "Knife, egal ob du mit einer Horde oder einem Bataillon hier aufkreuzt, ich kriege dich! Versprochen."

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