Kurzgeschichten-Stories
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2xhab ich gern gelesen
geschrieben von Marie.
Veröffentlicht: 07.09.2021. Rubrik: Unsortiert


Bitte, wenden!

Bitte, wenden!


Sie zog die Haustüre hinter sich zu und ging los. Es war ein schöner goldener Septembertag - Bilderbuchwetter, klischeemäßig. In den Vorgärten wurde der Rasen gemäht, Hecken wurden geschnitten. Nach einer Regenwoche waren die Leute aus ihrer bleiernen Lethargie aufgewacht. – Nochmals ein leichtes Sommerfeeling.
Sie ging durch den kleinen Wald, wie immer, wenn sie Besorgungen machen musste.
Sie erschrak, hinter ihr klingelte ein Radfahrer. „Blöder Typ, der hatte doch genügend Platz."
In letzter Zeit regte sie alles auf. Alles und Alle.
Nun war sie schon in der Fußgängerzone von Travemünde. Alles wieder einmal vollerTouristen. Sie drängelten sich vor den Souvenirläden, saßen vor riesigen Kuchenstücken in den Cafés oder studierten die Speisekarten der Restaurants.
Irgendwo ertönte eine Schiffsirene.
Vor einigen Jahren war sie selbst auch als Touristin einige Male hier gewesen und diese Atmosphäre hatte sie zutiefst angesprochen. Hierhin wollte sie ziehen, sobald sie das Hamsterrad des Alltags verlassen konnte. Das hatte sie auch gemacht, aber das Urlaubsfeeling von früher war verblasst, zur Gewohnheit geworden.
Sie ging zur Strandpromenade, wollte das Meer sehen. Heute zeigte es Schaumkronen, die meisten Strandkörbe waren schon verschwunden und in die Winterquartiere gebracht worden.
Sie stapfte durch den Sand, sie wollte auf die hölzerne Brücke, die weit ins Meer ragte. Heute war es hier ziemlich ruhig, einige Touristen saßen auf den Bänken in der Sonne, ein Wagemutiger stieg zum Schwimmen ins Wasser, hielt es aber nicht sehr lange aus und kletterte dann wieder bibbernd die Leiter hoch.
Sie setzte sich ganz vorne auf den äußersten Rand der Brücke. Hinten am Horizont erschien ein riesiges Schiff, das musste entweder ‚Peter Pan‘ oder ‚Nils Holgersson‘ sein. Der Lotse hatte sich mit seinem gelben Schiff auch schon auf den Weg gemacht, denn nur er hatte das Recht, die großen Schiffe durch die Trave bis zum Hafen zu fahren. – Eine Postkartenidylle!
Davon hatte sie während ihres ganzen Arbeitslebens geträumt. Das Meer war für sie zu einem Sehnsuchtsort geworden, zu einer heilen Welt, zu einem Utopia. Und jetzt das. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, ihr Kopf war so leer und immer wieder stiegen, ungewollt, Bilder aus ihrem früheren Leben hoch – schöne, aber auch bedrückende. - Sie verlor sich in der Zeit, vergaß manchmal sogar, was sie gerade tat.
Neulich war sie mit dem Auto losgefahren, eigentlich wollte sie nur zum nahen Supermarkt, aber als sie sich ihrer selbst wieder richtig bewusst wurde, merkte sie, dass sie Richtung Hamburg unterwegs war. Was wollte sie jetzt gleich nochmal in Hamburg?
Sie hatte lange Zeit dort gelebt und gearbeitet. Ja, der Klinikbetrieb hatte sie vereinnahmt, quasi aufgefressen. Dienste, auch immer wieder Nachtdienste, anstrengend, manchmal mit schönen Erlebnissen, aber auch mit anderen. Immer wieder am Rand der Erschöpfung, aber auch der Selbstbestätigung und teilweise der Anerkennung. – Trotz allem, das war doch das eigentliche, das richtige Leben gewesen, die Tage waren randvoll gefüllt, Freizeit war Luxus und man genoss sie damit umso mehr. Man nahm das Leben fraglos so hin, man war in dieser Tretmühle und musste funktionieren, aber alle diese Tage hatten eine Struktur. Ihre Arbeit war anstrengend, aber sie empfand sie nicht als Sisyphusarbeit. Der Stein, den sie den Berg hinaufstemmte, rollte zwar auch immer wieder hinab, genauso wie bei Sisyphus, aber ihre Arbeit zeigte doch auch Erfolg und war nicht sinnlos.
Aber jetzt? Die Tage zogen sich wie Kaugummi, in den Nächten lag sie grübelnd wach und auf die vielen interessanten Bücher, für die sie nun endlich Zeit hatte, konnte sie sich nicht mehr richtig konzentrieren. Sie verlor ab und zu den Faden.
Ihr kam eine Idee. - Hieß es nicht, man solle aus der Routine gelegentlich einfach einmal ausbrechen? Sie zog ihre Jeans und ihr Shirt aus, einen Badeanzug hatte sie prophylaktisch immer an, wenn sie ans Meer ging, und kletterte über die Sprossenleiter in die Ostsee. Sie war überrascht, sie hatte sich das Wasser kälter vorgestellt. Sie fand es herrlich und irgendwie befreiend.
Sie war schon an der vorgelagerten Plattform, an der die meisten Schwimmer Halt machten, vorbeigeschwommen. Eigentlich sollte sie jetzt wenden. Ach was, sie schwamm einfach weiter, immer weiter.


Sie zog die Haustüre hinter sich zu und ging los. Es war ein schöner goldener Septembertag - Bilderbuchwetter, klischeemäßig. In den Vorgärten wurde der Rasen gemäht, Hecken wurden geschnitten. Nach einer Regenwoche waren die Leute aus ihrer bleiernen Lethargie aufgewacht. – Nochmals ein leichtes Sommerfeeling.
Sie ging durch den kleinen Wald, wie immer, wenn sie Besorgungen machen musste.
Sie erschrak, hinter ihr klingelte ein Radfahrer. „Blöder Typ, der hatte doch genügend
Platz.“ In letzter Zeit regte sie alles auf. Alles und Alle.
Nun war sie schon in der Fußgängerzone von Travemünde. Alles wieder einmal voller
Touristen. Sie drängelten sich vor den Souvenirläden, saßen vor riesigen
Kuchenstücken in den Cafés oder studierten die Speisekarten der Restaurants.
Irgendwo ertönte eine Schiffsirene.
Vor einigen Jahren war sie selbst auch als Touristin einige Male hier gewesen und diese Atmosphäre hatte sie zutiefst angesprochen. Hierhin wollte sie ziehen, sobald sie das Hamsterrad des Alltags verlassen konnte. Das hatte sie auch gemacht, aber das Urlaubsfeeling von früher war verblasst, zur Gewohnheit geworden.
Sie ging zur Strandpromenade, wollte das Meer sehen. Heute zeigte es Schaumkronen, die meisten Strandkörbe waren schon verschwunden und in die Winterquartiere gebracht worden.
Sie stapfte durch den Sand, sie wollte auf die hölzerne Brücke, die weit ins Meer ragte. Heute war es hier ziemlich ruhig, einige Touristen saßen auf den Bänken in der Sonne, ein Wagemutiger stieg zum Schwimmen ins Wasser, hielt es aber nicht sehr lange aus und kletterte dann wieder bibbernd die Leiter hoch.
Sie setzte sich ganz vorne auf den äußersten Rand der Brücke. Hinten am Horizont erschien ein riesiges Schiff, das musste entweder ‚Peter Pan‘ oder ‚Nils Holgersson‘ sein. Der Lotse hatte sich mit seinem gelben Schiff auch schon auf den Weg gemacht, denn nur er hatte das Recht, die großen Schiffe durch die Trave bis zum Hafen zu fahren. – Eine Postkartenidylle!
Davon hatte sie während ihres ganzen Arbeitslebens geträumt. Das Meer war für sie zu einem Sehnsuchtsort geworden, zu einer heilen Welt, zu einem Utopia. Und jetzt das. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, ihr Kopf war so leer und immer wieder stiegen,
ungewollt, Bilder aus ihrem früheren Leben hoch – schöne, aber auch bedrückende. - Sie verlor sich in der Zeit, vergaß manchmal sogar, was sie gerade tat.
Neulich war sie mit dem Auto losgefahren, eigentlich wollte sie nur zum nahen Supermarkt, aber als sie sich ihrer selbst wieder richtig bewusst wurde, merkte sie, dass sie Richtung Hamburg unterwegs war. Was wollte sie jetzt gleich nochmal in Hamburg?
Sie hatte lange Zeit dort gelebt und gearbeitet. Ja, der Klinikbetrieb hatte sie vereinnahmt, quasi aufgefressen. Dienste, auch immer wieder Nachtdienste, anstrengend, manchmal mit schönen Erlebnissen, aber auch mit anderen. Immer wieder am Rand der Erschöpfung, aber auch der Selbstbestätigung und teilweise der Anerkennung. – Trotz allem, das war doch das eigentliche, das richtige Leben gewesen, die Tage waren randvoll gefüllt, Freizeit war Luxus und man genoss sie damit umso mehr. Man nahm das Leben fraglos so hin, man war in dieser Tretmühle und musste funktionieren, aber alle diese Tage hatten eine Struktur. Ihre Arbeit war anstrengend, aber sie empfand sie nicht als Sisyphusarbeit. Der Stein, den sie den Berg hinaufstemmte, rollte zwar auch immer wieder hinab, genauso wie bei Sisyphus, aber ihre Arbeit zeigte doch auch Erfolg und war nicht sinnlos.
Aber jetzt? Die Tage zogen sich wie Kaugummi, in den Nächten lag sie grübelnd wach und auf die vielen interessanten Bücher, für die sie nun endlich Zeit hatte, konnte sie sich nicht mehr richtig konzentrieren. Sie verlor ab und zu den Faden.
Ihr kam eine Idee. - Hieß es nicht, man solle aus der Routine gelegentlich einfach einmal ausbrechen? Sie zog ihre Jeans und ihr Shirt aus, einen Badeanzug hatte sie prophylaktisch immer an, wenn sie ans Meer ging, und kletterte über die Sprossenleiter in die Ostsee. Sie war überrascht, sie hatte sich das Wasser kälter vorgestellt. Sie fand es herrlich und irgendwie befreiend.
Sie war schon an der vorgelagerten Plattform, an der die meisten Schwimmer Halt machten, vorbeigeschwommen. Eigentlich sollte sie jetzt wenden. Ach was, sie schwamm einfach weiter, immer weiter.


Sie zog die Haustüre hinter sich zu und ging los. Es war ein schöner goldener Septembertag - Bilderbuchwetter, klischeemäßig. In den Vorgärten wurde der Rasen gemäht, Hecken wurden geschnitten. Nach einer Regenwoche waren die Leute aus ihrer bleiernen Lethargie aufgewacht. – Nochmals ein leichtes Sommerfeeling.
Sie ging durch den kleinen Wald, wie immer, wenn sie Besorgungen machen musste.
Sie erschrak, hinter ihr klingelte ein Radfahrer. „Blöder Typ, der hatte doch genügend
Platz.“ In letzter Zeit regte sie alles auf. Alles und Alle.
Nun war sie schon in der Fußgängerzone von Travemünde. Alles wieder einmal voller
Touristen. Sie drängelten sich vor den Souvenirläden, saßen vor riesigen
Kuchenstücken in den Cafés oder studierten die Speisekarten der Restaurants.
Irgendwo ertönte eine Schiffsirene.
Vor einigen Jahren war sie selbst auch als Touristin einige Male hier gewesen und diese Atmosphäre hatte sie zutiefst angesprochen. Hierhin wollte sie ziehen, sobald sie das Hamsterrad des Alltags verlassen konnte. Das hatte sie auch gemacht, aber das Urlaubsfeeling von früher war verblasst, zur Gewohnheit geworden.
Sie ging zur Strandpromenade, wollte das Meer sehen. Heute zeigte es Schaumkronen, die meisten Strandkörbe waren schon verschwunden und in die Winterquartiere gebracht worden.
Sie stapfte durch den Sand, sie wollte auf die hölzerne Brücke, die weit ins Meer ragte. Heute war es hier ziemlich ruhig, einige Touristen saßen auf den Bänken in der Sonne, ein Wagemutiger stieg zum Schwimmen ins Wasser, hielt es aber nicht sehr lange aus und kletterte dann wieder bibbernd die Leiter hoch.
Sie setzte sich ganz vorne auf den äußersten Rand der Brücke. Hinten am Horizont erschien ein riesiges Schiff, das musste entweder ‚Peter Pan‘ oder ‚Nils Holgersson‘ sein. Der Lotse hatte sich mit seinem gelben Schiff auch schon auf den Weg gemacht, denn nur er hatte das Recht, die großen Schiffe durch die Trave bis zum Hafen zu fahren. – Eine Postkartenidylle!
Davon hatte sie während ihres ganzen Arbeitslebens geträumt. Das Meer war für sie zu einem Sehnsuchtsort geworden, zu einer heilen Welt, zu einem Utopia. Und jetzt das. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, ihr Kopf war so leer und immer wieder stiegen,
ungewollt, Bilder aus ihrem früheren Leben hoch – schöne, aber auch bedrückende. - Sie verlor sich in der Zeit, vergaß manchmal sogar, was sie gerade tat.
Neulich war sie mit dem Auto losgefahren, eigentlich wollte sie nur zum nahen Supermarkt, aber als sie sich ihrer selbst wieder richtig bewusst wurde, merkte sie, dass sie Richtung Hamburg unterwegs war. Was wollte sie jetzt gleich nochmal in Hamburg?
Sie hatte lange Zeit dort gelebt und gearbeitet. Ja, der Klinikbetrieb hatte sie vereinnahmt, quasi aufgefressen. Dienste, auch immer wieder Nachtdienste, anstrengend, manchmal mit schönen Erlebnissen, aber auch mit anderen. Immer wieder am Rand der Erschöpfung, aber auch der Selbstbestätigung und teilweise der Anerkennung. – Trotz allem, das war doch das eigentliche, das richtige Leben gewesen, die Tage waren randvoll gefüllt, Freizeit war Luxus und man genoss sie damit umso mehr. Man nahm das Leben fraglos so hin, man war in dieser Tretmühle und musste funktionieren, aber alle diese Tage hatten eine Struktur. Ihre Arbeit war anstrengend, aber sie empfand sie nicht als Sisyphusarbeit. Der Stein, den sie den Berg hinaufstemmte, rollte zwar auch immer wieder hinab, genauso wie bei Sisyphus, aber ihre Arbeit zeigte doch auch Erfolg und war nicht sinnlos.
Aber jetzt? Die Tage zogen sich wie Kaugummi, in den Nächten lag sie grübelnd wach und auf die vielen interessanten Bücher, für die sie nun endlich Zeit hatte, konnte sie sich nicht mehr richtig konzentrieren. Sie verlor ab und zu den Faden.
Ihr kam eine Idee. - Hieß es nicht, man solle aus der Routine gelegentlich einfach einmal ausbrechen? Sie zog ihre Jeans und ihr Shirt aus, einen Badeanzug hatte sie prophylaktisch immer an, wenn sie ans Meer ging, und kletterte über die Sprossenleiter in die Ostsee. Sie war überrascht, sie hatte sich das Wasser kälter vorgestellt. Sie fand es herrlich und irgendwie befreiend.
Sie war schon an der vorgelagerten Plattform, an der die meisten Schwimmer Halt machten, vorbeigeschwommen. Eigentlich sollte sie jetzt wenden. Ach was, sie schwamm einfach weiter, immer weiter.


Sie zog die Haustüre hinter sich zu und ging los. Es war ein schöner goldener Septembertag - Bilderbuchwetter, klischeemäßig. In den Vorgärten wurde der Rasen gemäht, Hecken wurden geschnitten. Nach einer Regenwoche waren die Leute aus ihrer bleiernen Lethargie aufgewacht. – Nochmals ein leichtes Sommerfeeling.
Sie ging durch den kleinen Wald, wie immer, wenn sie Besorgungen machen musste.
Sie erschrak, hinter ihr klingelte ein Radfahrer. „Blöder Typ, der hatte doch genügend
Platz.“ In letzter Zeit regte sie alles auf. Alles und Alle.
Nun war sie schon in der Fußgängerzone von Travemünde. Alles wieder einmal voller
Touristen. Sie drängelten sich vor den Souvenirläden, saßen vor riesigen
Kuchenstücken in den Cafés oder studierten die Speisekarten der Restaurants.
Irgendwo ertönte eine Schiffsirene.
Vor einigen Jahren war sie selbst auch als Touristin einige Male hier gewesen und diese Atmosphäre hatte sie zutiefst angesprochen. Hierhin wollte sie ziehen, sobald sie das Hamsterrad des Alltags verlassen konnte. Das hatte sie auch gemacht, aber das Urlaubsfeeling von früher war verblasst, zur Gewohnheit geworden.
Sie ging zur Strandpromenade, wollte das Meer sehen. Heute zeigte es Schaumkronen, die meisten Strandkörbe waren schon verschwunden und in die Winterquartiere gebracht worden.
Sie stapfte durch den Sand, sie wollte auf die hölzerne Brücke, die weit ins Meer ragte. Heute war es hier ziemlich ruhig, einige Touristen saßen auf den Bänken in der Sonne, ein Wagemutiger stieg zum Schwimmen ins Wasser, hielt es aber nicht sehr lange aus und kletterte dann wieder bibbernd die Leiter hoch.
Sie setzte sich ganz vorne auf den äußersten Rand der Brücke. Hinten am Horizont erschien ein riesiges Schiff, das musste entweder ‚Peter Pan‘ oder ‚Nils Holgersson‘ sein. Der Lotse hatte sich mit seinem gelben Schiff auch schon auf den Weg gemacht, denn nur er hatte das Recht, die großen Schiffe durch die Trave bis zum Hafen zu fahren. – Eine Postkartenidylle!
Davon hatte sie während ihres ganzen Arbeitslebens geträumt. Das Meer war für sie zu einem Sehnsuchtsort geworden, zu einer heilen Welt, zu einem Utopia. Und jetzt das. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, ihr Kopf war so leer und immer wieder stiegen,
ungewollt, Bilder aus ihrem früheren Leben hoch – schöne, aber auch bedrückende. - Sie verlor sich in der Zeit, vergaß manchmal sogar, was sie gerade tat.
Neulich war sie mit dem Auto losgefahren, eigentlich wollte sie nur zum nahen Supermarkt, aber als sie sich ihrer selbst wieder richtig bewusst wurde, merkte sie, dass sie Richtung Hamburg unterwegs war. Was wollte sie jetzt gleich nochmal in Hamburg?
Sie hatte lange Zeit dort gelebt und gearbeitet. Ja, der Klinikbetrieb hatte sie vereinnahmt, quasi aufgefressen. Dienste, auch immer wieder Nachtdienste, anstrengend, manchmal mit schönen Erlebnissen, aber auch mit anderen. Immer wieder am Rand der Erschöpfung, aber auch der Selbstbestätigung und teilweise der Anerkennung. – Trotz allem, das war doch das eigentliche, das richtige Leben gewesen, die Tage waren randvoll gefüllt, Freizeit war Luxus und man genoss sie damit umso mehr. Man nahm das Leben fraglos so hin, man war in dieser Tretmühle und musste funktionieren, aber alle diese Tage hatten eine Struktur. Ihre Arbeit war anstrengend, aber sie empfand sie nicht als Sisyphusarbeit. Der Stein, den sie den Berg hinaufstemmte, rollte zwar auch immer wieder hinab, genauso wie bei Sisyphus, aber ihre Arbeit zeigte doch auch Erfolg und war nicht sinnlos.
Aber jetzt? Die Tage zogen sich wie Kaugummi, in den Nächten lag sie grübelnd wach und auf die vielen interessanten Bücher, für die sie nun endlich Zeit hatte, konnte sie sich nicht mehr richtig konzentrieren. Sie verlor ab und zu den Faden.
Ihr kam eine Idee. - Hieß es nicht, man solle aus der Routine gelegentlich einfach einmal ausbrechen? Sie zog ihre Jeans und ihr Shirt aus, einen Badeanzug hatte sie prophylaktisch immer an, wenn sie ans Meer ging, und kletterte über die Sprossenleiter in die Ostsee. Sie war überrascht, sie hatte sich das Wasser kälter vorgestellt. Sie fand es herrlich und irgendwie befreiend.
Sie war schon an der vorgelagerten Plattform, an der die meisten Schwimmer Halt machten, vorbeigeschwommen. Eigentlich sollte sie jetzt wenden. Ach was, sie schwamm einfach weiter, immer weiter.


Sie zog die Haustüre hinter sich zu und ging los. Es war ein schöner goldener Septembertag - Bilderbuchwetter, klischeemäßig. In den Vorgärten wurde der Rasen gemäht, Hecken wurden geschnitten. Nach einer Regenwoche waren die Leute aus ihrer bleiernen Lethargie aufgewacht. – Nochmals ein leichtes Sommerfeeling.
Sie ging durch den kleinen Wald, wie immer, wenn sie Besorgungen machen musste.
Sie erschrak, hinter ihr klingelte ein Radfahrer. „Blöder Typ, der hatte doch genügend
Platz.“ In letzter Zeit regte sie alles auf. Alles und Alle.
Nun war sie schon in der Fußgängerzone von Travemünde. Alles wieder einmal voller
Touristen. Sie drängelten sich vor den Souvenirläden, saßen vor riesigen
Kuchenstücken in den Cafés oder studierten die Speisekarten der Restaurants.
Irgendwo ertönte eine Schiffsirene.
Vor einigen Jahren war sie selbst auch als Touristin einige Male hier gewesen und diese Atmosphäre hatte sie zutiefst angesprochen. Hierhin wollte sie ziehen, sobald sie das Hamsterrad des Alltags verlassen konnte. Das hatte sie auch gemacht, aber das Urlaubsfeeling von früher war verblasst, zur Gewohnheit geworden.
Sie ging zur Strandpromenade, wollte das Meer sehen. Heute zeigte es Schaumkronen, die meisten Strandkörbe waren schon verschwunden und in die Winterquartiere gebracht worden.
Sie stapfte durch den Sand, sie wollte auf die hölzerne Brücke, die weit ins Meer ragte. Heute war es hier ziemlich ruhig, einige Touristen saßen auf den Bänken in der Sonne, ein Wagemutiger stieg zum Schwimmen ins Wasser, hielt es aber nicht sehr lange aus und kletterte dann wieder bibbernd die Leiter hoch.
Sie setzte sich ganz vorne auf den äußersten Rand der Brücke. Hinten am Horizont erschien ein riesiges Schiff, das musste entweder ‚Peter Pan‘ oder ‚Nils Holgersson‘ sein. Der Lotse hatte sich mit seinem gelben Schiff auch schon auf den Weg gemacht, denn nur er hatte das Recht, die großen Schiffe durch die Trave bis zum Hafen zu fahren. – Eine Postkartenidylle!
Davon hatte sie während ihres ganzen Arbeitslebens geträumt. Das Meer war für sie zu einem Sehnsuchtsort geworden, zu einer heilen Welt, zu einem Utopia. Und jetzt das. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, ihr Kopf war so leer und immer wieder stiegen,
ungewollt, Bilder aus ihrem früheren Leben hoch – schöne, aber auch bedrückende. - Sie verlor sich in der Zeit, vergaß manchmal sogar, was sie gerade tat.
Neulich war sie mit dem Auto losgefahren, eigentlich wollte sie nur zum nahen Supermarkt, aber als sie sich ihrer selbst wieder richtig bewusst wurde, merkte sie, dass sie Richtung Hamburg unterwegs war. Was wollte sie jetzt gleich nochmal in Hamburg?
Sie hatte lange Zeit dort gelebt und gearbeitet. Ja, der Klinikbetrieb hatte sie vereinnahmt, quasi aufgefressen. Dienste, auch immer wieder Nachtdienste, anstrengend, manchmal mit schönen Erlebnissen, aber auch mit anderen. Immer wieder am Rand der Erschöpfung, aber auch der Selbstbestätigung und teilweise der Anerkennung. – Trotz allem, das war doch das eigentliche, das richtige Leben gewesen, die Tage waren randvoll gefüllt, Freizeit war Luxus und man genoss sie damit umso mehr. Man nahm das Leben fraglos so hin, man war in dieser Tretmühle und musste funktionieren, aber alle diese Tage hatten eine Struktur. Ihre Arbeit war anstrengend, aber sie empfand sie nicht als Sisyphusarbeit. Der Stein, den sie den Berg hinaufstemmte, rollte zwar auch immer wieder hinab, genauso wie bei Sisyphus, aber ihre Arbeit zeigte doch auch Erfolg und war nicht sinnlos.
Aber jetzt? Die Tage zogen sich wie Kaugummi, in den Nächten lag sie grübelnd wach und auf die vielen interessanten Bücher, für die sie nun endlich Zeit hatte, konnte sie sich nicht mehr richtig konzentrieren. Sie verlor ab und zu den Faden.
Ihr kam eine Idee. - Hieß es nicht, man solle aus der Routine gelegentlich einfach einmal ausbrechen? Sie zog ihre Jeans und ihr Shirt aus, einen Badeanzug hatte sie prophylaktisch immer an, wenn sie ans Meer ging, und kletterte über die Sprossenleiter in die Ostsee. Sie war überrascht, sie hatte sich das Wasser kälter vorgestellt. Sie fand es herrlich und irgendwie befreiend.
Sie war schon an der vorgelagerten Plattform, an der die meisten Schwimmer Halt machten, vorbeigeschwommen. Eigentlich sollte sie jetzt wenden. Ach was, sie schwamm einfach weiter, immer weiter.


Bitte, wenden!

Sie zog die Haustüre hinter sich zu und ging los. Es war ein schöner goldener Septembertag - Bilderbuchwetter, klischeemäßig. In den Vorgärten wurde der Rasen gemäht, Hecken wurden geschnitten. Nach einer Regenwoche waren die Leute aus ihrer bleiernen Lethargie aufgewacht. – Nochmals ein leichtes Sommerfeeling.
Sie ging durch den kleinen Wald, wie immer, wenn sie Besorgungen machen musste.
Sie erschrak, hinter ihr klingelte ein Radfahrer. „Blöder Typ, der hatte doch genügend
Platz.“ In letzter Zeit regte sie alles auf. Alles und Alle.
Nun war sie schon in der Fußgängerzone von Travemünde. Alles wieder einmal voller
Touristen. Sie drängelten sich vor den Souvenirläden, saßen vor riesigen
Kuchenstücken in den Cafés oder studierten die Speisekarten der Restaurants.
Irgendwo ertönte eine Schiffsirene.
Vor einigen Jahren war sie selbst auch als Touristin einige Male hier gewesen und diese Atmosphäre hatte sie zutiefst angesprochen. Hierhin wollte sie ziehen, sobald sie das Hamsterrad des Alltags verlassen konnte. Das hatte sie auch gemacht, aber das Urlaubsfeeling von früher war verblasst, zur Gewohnheit geworden.
Sie ging zur Strandpromenade, wollte das Meer sehen. Heute zeigte es Schaumkronen, die meisten Strandkörbe waren schon verschwunden und in die Winterquartiere gebracht worden.
Sie stapfte durch den Sand, sie wollte auf die hölzerne Brücke, die weit ins Meer ragte. Heute war es hier ziemlich ruhig, einige Touristen saßen auf den Bänken in der Sonne, ein Wagemutiger stieg zum Schwimmen ins Wasser, hielt es aber nicht sehr lange aus und kletterte dann wieder bibbernd die Leiter hoch.
Sie setzte sich ganz vorne auf den äußersten Rand der Brücke. Hinten am Horizont erschien ein riesiges Schiff, das musste entweder ‚Peter Pan‘ oder ‚Nils Holgersson‘ sein. Der Lotse hatte sich mit seinem gelben Schiff auch schon auf den Weg gemacht, denn nur er hatte das Recht, die großen Schiffe durch die Trave bis zum Hafen zu fahren. – Eine Postkartenidylle!
Davon hatte sie während ihres ganzen Arbeitslebens geträumt. Das Meer war für sie zu einem Sehnsuchtsort geworden, zu einer heilen Welt, zu einem Utopia. Und jetzt das. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, ihr Kopf war so leer und immer wieder stiegen,
ungewollt, Bilder aus ihrem früheren Leben hoch – schöne, aber auch bedrückende. - Sie verlor sich in der Zeit, vergaß manchmal sogar, was sie gerade tat.
Neulich war sie mit dem Auto losgefahren, eigentlich wollte sie nur zum nahen Supermarkt, aber als sie sich ihrer selbst wieder richtig bewusst wurde, merkte sie, dass sie Richtung Hamburg unterwegs war. Was wollte sie jetzt gleich nochmal in Hamburg?
Sie hatte lange Zeit dort gelebt und gearbeitet. Ja, der Klinikbetrieb hatte sie vereinnahmt, quasi aufgefressen. Dienste, auch immer wieder Nachtdienste, anstrengend, manchmal mit schönen Erlebnissen, aber auch mit anderen. Immer wieder am Rand der Erschöpfung, aber auch der Selbstbestätigung und teilweise der Anerkennung. – Trotz allem, das war doch das eigentliche, das richtige Leben gewesen, die Tage waren randvoll gefüllt, Freizeit war Luxus und man genoss sie damit umso mehr. Man nahm das Leben fraglos so hin, man war in dieser Tretmühle und musste funktionieren, aber alle diese Tage hatten eine Struktur. Ihre Arbeit war anstrengend, aber sie empfand sie nicht als Sisyphusarbeit. Der Stein, den sie den Berg hinaufstemmte, rollte zwar auch immer wieder hinab, genauso wie bei Sisyphus, aber ihre Arbeit zeigte doch auch Erfolg und war nicht sinnlos.
Aber jetzt? Die Tage zogen sich wie Kaugummi, in den Nächten lag sie grübelnd wach und auf die vielen interessanten Bücher, für die sie nun endlich Zeit hatte, konnte sie sich nicht mehr richtig konzentrieren. Sie verlor ab und zu den Faden.
Ihr kam eine Idee. - Hieß es nicht, man solle aus der Routine gelegentlich einfach einmal ausbrechen? Sie zog ihre Jeans und ihr Shirt aus, einen Badeanzug hatte sie prophylaktisch immer an, wenn sie ans Meer ging, und kletterte über die Sprossenleiter in die Ostsee. Sie war überrascht, sie hatte sich das Wasser kälter vorgestellt. Sie fand es herrlich und irgendwie befreiend.
Sie war schon an der vorgelagerten Plattform, an der die meisten Schwimmer Halt machten, vorbeigeschwommen. Eigentlich sollte sie jetzt wenden. Ach was, sie schwamm einfach weiter, immer weiter.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von Susi56 am 11.09.2021:

Gut geschrieben, ich konnte mich richtig einfühlen. Und die Idee mit der Wiederholung... 👍🏻

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