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2xhab ich gern gelesen
geschrieben von bärbel neudecker.
Veröffentlicht: 25.05.2023. Rubrik: Unsortiert


Wanderer Klaus

Wanderer Klaus - Vorurteile

Wir fahren mit der Bahn zum Wandern. Die Wanderführerin bemerkt, daß ein Herr nicht mit der Gruppe einsteigt, aber offensichtlich Mitwanderer ist. Schon ergibt sich ein keiferndes Gespräch über diesen Mann.

„Der fährt wohl wieder schwarz“ Wohl wieder. Wie können die das wissen und warum vermuten sie das? Weil sie vielleicht selbst gern ohne Kosten fahren würden?
„Und wie der immer aussieht mit den ungeschickt geflickten Sachen und so ungepflegt“

Er wird von einem Wanderführer, der deshalb extra in den anderen Waggon geht, unverschämterweise nach der Fahrkarte gefragt – und hat selbstverständlich eine.

„Und dann hat er so komische Angewohnheiten, geht meilenweit hinter der Gruppe her, versteckt sich in den Büschen und guckt immer so blöd“ Man spürt die Frage „was will der bei uns, was führt der im Schilde“.

Ich nehme mich seiner an. Ermuntere ihn, aus dem Gebüsch zu kommen, sich offen anzuschließen. Wir kommen ins Gespräch. Er ist Außenseiter wie ich, hat immer viel allein unternommen, kennt sich äußerst gut in Landschaften aus und lebt wohl sehr autark und zufrieden. Näheres erfahre ich nie. Aber er scheint nicht arm zu sein, eher desinteressiert am äußerlichen Tand – wie ich – und zeigt also „understatement“ Er ist in meinen Augen auch eher gebildet.

Vielleicht ist er psychisch krank? Ist das jetzt auch eine Verdächtigung? Ich versuche zu verstehen, warum er so auffällt. Da entdecke ich die Parallelen zwischen uns: Auch ich gehe immer hinten, entweiche dem banalen Geplapper. Er scheint mir interessanter als die meisten. Aber an mich „ranlassen“ würde ich ihn auch nicht, „man weiß ja nie“ - ich habe sehr bedrohliche Erfahrungen gemacht in meinem Leben. Es war allerdings auch nie die Frage.

Wir erkennen uns natürlich immer, wenn wir an Wanderungen teilnehmen. Und ich achte ihn, weil er eben anders ist. Einmal hat er mich bei meinem vorzeitigen Abbruch sehr fürsorglich zum Bahnhof gebracht.

Fazit:   Wenn man nicht mit den Wölfen heult, nicht nicht mit dem Strom schwimmt, wird man zum Außenseiter, fällt auf – und wird Ziel und Sündenbock für alle negativen Gedanken der Umwelt.
Da liebe ich die kleinen Kinder, die einfach nur in die Welt schauen und sie nehmen wie das Bild, das sie sehen.

Welche schreckliche „Wissenschaft“ der Leute, die immer alles gleich deutet, wertet, abwertet und verurteilt.

counter2xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Metti am 25.05.2023:

Ich bin Außenseiter, also bin ich.

Aber eine Frage: Wenn der Mann nicht in den Zug eingestiegen ist, wieso fragt ihn dann der Wanderführer nach der Fahrkarte?




geschrieben von bärbel neudecker am 26.05.2023:

er ist in einen anderen wagen gestiegen.

ist wohl nicht deutlich genug beschrieben??




geschrieben von Metti am 26.05.2023:

Ich hatte tatsächlich vor Augen, er wäre nicht in den Zug eingestiegen.

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