Halb so wild

Ralf Rattenfeld geht wie jeden morgen nicht zur Arbeit.

Der Weg zum großen Einkaufszentrum "Lightshopper" ist für ihn eine Herausforderung, denn Ralf triggert die Umwelt durch seine bloße Erscheinung. So sehr, dass sich Menschen mit Kommentaren oder leise ausgesprochenen Imperativen à la "Geh arbeiten, Mann!!" nicht zurückhalten können.

Er trägt schwarz. Schwarze Jacke, schwarze Hose, schmutzige Fingernägel und schwarze Schuhe. Das ist Ralf - zumindest wie man ihn als erstes wahrnimmt. Dadurch durfte er sich Sprüche wie "verdammter Antifa Dreck" gefallen lassen. Obwohl er gar nichts mit den Leuten am Hut hat.

Heute eskalierte es.

Ralf saß sich gegen 9:20 Uhr ins Einkaufszentrum auf einem der bequemen Sessel. Das Handy wurde gezückt, kostenfreies W-LAN aktiviert und sich zurückgelehnt. "Aaaaaaah" seufzte Ralf und genoss die Muse des Augenblicks.

Mit Udo Uebeldrauf hatte er zu der Zeit nicht gerechnet. Dieser hatte einen Knüppel dabei und kam plötzlich aus dem Busch gesprungen. Reflexartig konnte Ralf durch Bücken dem Schwung der massiven Keule entgehen, diese schmetterte jedoch eine alte Oma weg. "Auaaa." waren die letzten Worte der Oma.

Udo holte erneut aus und Ralf bekam dieses mal einen Schlag gegen den rechten Arm ab. Der Arm flog in hohem Bogen davon. Udo lachte "Huahaha.......huahahaha.....huahahahahahahahahahahahaha".

Ralf empfand das Lachen als übertrieben. Denn er hatte ja noch einen zweiten Arm und das reicht für den Alltag vollkommen aus.

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