Veröffentlicht: 13.10.2025. Rubrik: Kürzestgeschichten
Montag [Mord am Kleinen Lord *]
Ein ganz anderes Ende für "Der kleine Lord"?
Yes! Ich schäme mich, diesen liebevollen Weihnachts-Klassiker in ein krankes Drama verwandeln zu wollen.
Aber ich würde es tun, ohne mit der Wimper zu zucken...
Weil: Jedes Jahr an Weihnachten das selbe abstossende Lügengebäude.
Ich schaue mit meiner Frau, den Kids und unserem verfressenen Hund "Der kleine Lord", ... ich summe mit bei "Golden Slippers" und tue so, als müsste ich mir ab und zu eine Träne der Rührung verdrücken.
Aber: Es sind Tränen der Wut.
Ich kann das pseudo-berührende Original voller Gutmenschen nicht mehr ertragen. Ich muss es zerstören, vom Antlitz der Erde tilgen.
Hätte ich das Geld, würde ich eine komplette Neufassung verfilmen lassen. Mit einem Drehbuch von mir!
Das Schiff, das Gemischtwarenhändler Mr. Hobbs und den Schuhputzer Dick nach Europa bringen soll, sinkt. Mit den beiden.
Anwalt Havishham hat null Beweise, dass die Ehe illegal war. Das Flittchen und der pummelige Sohn treten das Erbe an.
Der Earl zieht zu seiner Schwester und ihrem grenzdebilen Mann, wo ihn Gicht und Gram peinigen.
Cedric und seine hochnäsige Mutter landen erst im Ghetto Earl's Lane, das natürlich nie saniert wurde und ein Ort der Hölle ist.
Sie verfällt dem Trunk, Cedric als Ex-Earl wird gemieden und gemobbt, bis er in der Schluss-Sequenz mitten in der Nacht und mit einer Fackel losstolpert, in einen nahen Forst, aus dem Bildschirm, aus allen Wiederholungen, aus unseren Herzen.
Einfach verschwindet.
Denn das ist das Letzte, was man von ihm sehen wird, ein Licht im Wald, das immer kleiner wird. Und dann ganz erlischt.
Für immer.
* P.S.: Hater und Haterinnen, lasst die Wurstfinger von der Tastatur. Der kleine Text ist nur Spass und ein wenig Experiment. In Wahrheit liebe ich den Film. Genau so, wie er ist.

