Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2025 von Lydia (lüdel).
Veröffentlicht: 12.04.2025. Rubrik: Satirisches


Ausgeliehen Gastro- 4

Das heißt natürlich im Fachkreisen „Springer“.

SatirepatzerSatirepatzerAm Flughafen, im neuen Terminal, hatte sich ein Großgastronom eingekauft. Ich „durfte“ dort arbeiten – also ausgeliehen. Das Ganze dauerte zwei Jahre lang.

Drei nigelnagelneue Gastronomiebereiche wurden geschaffen. In der Mitte war die Selbstbedienung, die für alle zugänglich war – nur mit einem Haken: im Nirgendwo, im zweiten Stock!
Der pedantische, unfreundliche, kleine dicke Chef vom ganzen Betrieb war höchst unzufrieden und ließ es lautstark brüllend an allen aus. Bei mir kam er vorbei, griff mir in die Haare und befahl: „Du sollst deine Haare färben und dich schminken!“
Hallo?!
Gott sei Dank kam der nicht oft vorbei.
Seine hochgehobene Gastro-Restaurant-Chefin… Oh je! So eine dürre Frau, nichts dran. In der Frühschicht krauste es uns schon, man konnte es schon hören: Sie schrie! Sie fand immer einen Anlass, sich auszulassen.
Anfangs war viel Personal da, darunter eine Möchtegern-Gastro-Tussi. Ich merkte sofort: Das war gespielt. Die hatte keine Ahnung!
Wir hatten dort eine Doppelkasse, sie saß neben mir – überfreundlich, mit einem unnatürlichen Grinsen und überschwänglicher Freundlichkeit. Alle waren begeistert von ihr… bis es passierte.
Eines Tages, als wenig los war, meinte die „Kollegin Wichtig“, sie müsse unbedingt Besteck polieren! Sie meldete sich bei mir ab. Okay.
Ich musste auf die Toilette. Also ging ich zu der Kammer, in der „Kollegin Wichtig“ das Besteck polierte, und sagte ihr Bescheid, dass die Kasse kurz unbesetzt sei und sie darauf achten müsse. Sie nickte.
Als ich zurückkam – ausgerechnet in dem Moment – war der Oberchef da! Er fuhr mich an, putzte mich runter, was mir einfiele, einfach die Kasse zu verlassen.
Das ließ ich mir nicht auf mir sitzen! Ich zitierte die „Möchtegern-Kollegin“ heraus. Natürlich behauptete sie, ich hätte nichts gesagt. Unsere erste Chefin kam dazu und versuchte, mit Wortgefechten zu schlichten.
Ich sah, dass das nichts brachte, drehte mich einfach um, ließ sie da rumstreiten und ging zurück an die Kasse.
Diese Möchtegern-Tussi blieb nicht lange… Hhhha!

Samstags und sonntags war die Hölle los. Immer gab es ein Kaffee-Maschinen-Chaos: falsche Knöpfe gedrückt, Milch alle oder – der Oberhammer – die Maschine fiel ganz aus! Dann mussten die Gäste rüber zum vietnamesischen Gastro-Stand laufen, sich dort umständlich ihren Kaffee holen und ihn dann zurück zur Kasse rüberschaukeln.
Der Oberchef gab keine Ruhe. Dann kam die erste Chefin mit ihrem Schminkkoffer (!) und zitierte mich ins winzige „Büro“. Sie und die zweite Chefin bearbeiteten mich – ich solle mich schminken lassen!
Ich verweigerte mich vehement. Die ganzen Jahre war ich nie geschminkt, höchstens ein Lidstrich. Außerdem reagierte ich allergisch auf das Zeug – sicher würde ich mir das nicht ins Gesicht schmieren!
Am Schluss wurde mir das alles zu blöd. Das waren sowieso nicht meine eigentlichen Chefs. Also sagte ich trocken: „Was wollen Sie dagegen tun, wenn ich es nicht mache?“
Sie sahen sich fassungslos an. Machtlos. Und ich hatte meine Ruhe.
Endlich war die Ausleiherei vorbei. Zurück in meiner Kantine… Doch ein paar Jahre später wurde ich längerfristig krank.

Dann kam so eine „liebe nette“ Kündigung vom Personalservice.
Oh, danke schön für all die Jahre, die ich dort geopfert habe – gearbeitet, gelacht, mich geärgert…
Aufgebracht packte ich meine zwei Leihschürzen in einen Karton und brachte sie höchstpersönlich zur Kantine zurück. Ohne viele Worte legte ich sie eher unsanft irgendwo ab. Ich sagte meine Meinung – was genau, weiß ich nicht mehr. Aber es saß.
Der Chef, die restliche Belegschaft – alle sahen mich nur an…

Ich kam nie wieder zurück. Stattdessen ging ich meinen eigenen Weg.

counter2xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von lüdel am 12.04.2025:

Damals (ab 1987) habe ich insgesamt 8 Jahre in der Bäckerei gearbeitet – 3 Jahre als Lehrling und weitere 5 Jahre als Fachkraft. Danach arbeitete ich 12 Jahre am Flughafen. Obwohl die Arbeit oft stressig war, waren es vor allem die Begegnungen mit Menschen aus unterschiedlichsten Nationalitäten und das besondere Flair, das der Flughafen ausstrahlte, was mir am meisten in Erinnerung blieb.

Es wurde gelacht, geweint, sich gefreut, geärgert – und in manchen Situationen hatte man sich auch für die Arbeit geopfert, indem man länger blieb oder doppelte Schichten übernahm. Aber der Zusammenhalt war immer da. Wir haben uns gegenseitig unterstützt, und all diese Momente haben diese Zeit zu etwas ganz Besonderem gemacht.

Es war eine schöne Zeit, die in meiner Erinnerung bleiben wird.






geschrieben von Rautus Norvegicus am 12.04.2025:

Liebe Lüdel,

was wäre bloß, wenn man diese guten, schönen Zeiten nicht immer wieder in seiner Erinnerung durchleben könnte. Da würde doch etwas fehlen. Ich glaube, für jeden Menschen sind seine Erinnerungen und Lebenserfahrungen enorm wichtig auf den Weg zur (Alters-) Weisheit.

Liebe Grüße

(Ratte) Rautus Norvegicus

Mehr von Lydia (lüdel):

Die Ein-Mann-Show Gastro-3
Gastronomische Anekdoten Gastro 2
Notkantine Gastro 1
Der Wunsch
Salina