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geschrieben 2000 von Andreas Mettler (Metti).
Veröffentlicht: 02.05.2013. Rubrik: Total Verrücktes


Steven Hawking

Steven Hawking

Nervös drückte Steven Hawing die Zigarette aus. „Nun mach schon“, sagte er mit seiner Roboterstimme. „Ich will jetzt das Ergebnis sehen.“
   Gelbe und rote Lichter blinkten. Steven hörte die Relais seines Computers mit Hochgeschwindigkeit arbeiten.
„Ich habe jetzt das Ergebnis“, sagte der Computer.
Steven trippelte mit den Fingern auf der Tischplatte. „Und?“
„Das Universum wird kollabieren. Und das schon bald.“
„Verdammt!“ Steven schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Das muß ich dem Präsidenten sagen.“

SatirepatzerSatirepatzerDer Apfelkuchen duftete verführerisch.
   „Ach Steven, das tut mir ja echt leid für dich.“, sagte Stevens Mutter.
   „Ja. Wenn ich gewußt hätte, daß sowas als Ergebnis meiner Arbeit rauskommt, hätte ich niemals damit angefangen.“
   „Jetzt mach dir aber keinen Kopf und nimm doch mal ein Stück.“
   In der Tat. Der Apfelkuchen schmeckte fantastisch. „Mmh. Also diesmal hast du dich wirklich selbst übertroffen, Mama.“
   Sie blinzelte fesch. „Na, da sieht die Welt doch gleich ganz anders aus.“
   „Ja“, sagte Steven schmatzend. „Da könnte ich meine Probleme schon wieder beinahe vergessen.“
   „Jaja, mein Junge. Bei Mutter ist es doch am besten.“
   „Aber Mama“, sagte er leise.
   „Ja was denn?“, fragte die Mama interessiert.
   „Den Präsidenten besuche ich trotzdem.“
   „Den Präsidenten?“
   „Ja, hör mal, wenn ich jetzt schon einmal weiß, daß das Universum kollabieren wird, dann darf ich doch bestimmt auch zum Präsidenten fahren, um ihn das zu sagen.“
   Die Mama strahlte vor Freude. „Ja wenn das mal keine gute Idee ist. Mann, da komm ich mit.“
   
„Dann spring mal auf.“ Der Dieselmotor von Stevens Rollstuhl brummte bereits.
   „Na, jetzt guck doch erstmal, was ich mir für schöne Sachen angezogen habe.“
   Die Mama sah wirklich toll aus. „Boh. Du bist wirklich die schönste Mama auf der Welt.“
   „Du bist mir heute ja wieder so ein alter Schmeichler.“
   Steven wurde rot. „Na dann laß uns losfahren“, wechselte er das Thema.
   Huuuiii. Mit einer schwungvollen Bewegung schwang sich die Mama auf Stevens Schoß.
   „Hoppla. Nicht so stürmisch“, spaßte Steven. „Aber jetzt paß auf. Es geht los.“
   Mit seiner Zunge legte Steven den ersten Gang ein. Der Dieselmotor summte und brummte und mit einem Ruck setzte sich der Rollstuhl in Bewegung.
   „Ja was rieche ich denn da?“, fragte die Mama plötzlich.
   Steven erschrak.
   „Sag bloß du hast wieder geraucht?“
   „Nene, Mama. Das waren meine Freunde. Die haben oben bei mir geraucht...“
   „Keine Ausflüchte“, unterbrach ihn die Mama. „Mensch Junge. Hör doch nur wie schon Deine Stimme klingt.“
   „Aber das ist doch nur meine Roboterstimme.“
   „Achso“, sagte die Mama.

„Ich glaub es nicht! Ich glaub es nicht!“ Der Mann im Wagen auf der Nebenspur klatschte vor Freude in die Hände. „Ja, wenn das nicht Steven Hawking ist.“
   „Das ist er wirklich“, sagte die Mama stolz.
   „Nein was für ein Zufall. Wissen Sie was heute bei uns passiert ist? Der Professor unserer Universität ist krank und all die vielen Studenten mussten zu Hause bleiben.“
   „Nein!“ Empört schüttelte Steven den Kopf.
   „Ja, und da habe ich mir gerade gedacht, wie ich sie in dem Auto sah.“ Verlegen kratzte sich der Mann an seinem Bart. „Da habe ich mir gedacht, ob Sie nicht bei uns ein bißchen aushelfen können.“
   „Ja, mach das doch“ sagte die Mama energisch.
   Steven kniff die Augenbrauen zusammen. „Ach Menno. Ich wollte doch zum Präsidenten.“
   „Na, jetzt Steven. Gib Dir mal einen Ruck.“
   „Ach. Nagut.“
   „So, jetzt müssen Sie aber los.“ Der Mann zeigte auf die Ampel. „Sie haben grün.“
   „Tatsächlich“, riefen Steven und seine Mama wie aus einem Mund.   
   „Während ich immernoch rot habe und noch ein wenig warten muß“, fügte der Mann hinzu.
   „Da haben Sie recht.“

„Hui! Und jetzt nochmals im Kreis herum. Und Schluß.“ Sie waren wieder bei der Mama angekommen.
„Oh bitte. Noch eine Runde.“
   „Jetzt bettele doch nicht.“, sagte die Mama mahnend. Schau doch nur. Die anderen Studenten wollen auch alle einmal mitfahren.
   „Ach schade“, sagte der Student und sprang ab.
   „Aber nix sagen“, rief ihm Steven hinterher. „Die dürfen nicht wissen, daß wir hier sowas machen statt Unterricht.“
   „Steven!“, rief die Mama. „Nun mach aber mal etwas schneller. Ich kann ja nicht ewig hier stehen.“
   „Ja, Mama.“

Auch die Studenten waren sehr traurig. „Das ist alles unsere Schuld“, sagte einer.
   „Ach nein“, sagte Steven tröstend. „Mama war sehr alt und wäre heute sowieso gestorben.“
   „Komm, wir bauen ihr ein Grab“, schlug einer der Studenten vor.
   „Au, fein. Ich hole die Schaufel“, rief ein anderer.
   Hurtig, hurtig gruben die einen ein Loch in der Erde aus, während andere den Sarg zimmerten. Ein paar kräftige Jungs hämmerten den Grabstein aus. Überall werkelte und klopfte es.
   Es dauerte nicht lange und die liebe Mama schlummerte sanft in ihrer Kiste. Steven war gerührt. Die Studenten hatten ihm eine große Freude bereitet.
   „Nun aber los. Ich muß zum Präsidenten. Das Universum kollabiert nämlich, wißt Ihr?“
   „Scheiße“, riefen die Studenten. „Aber danke für die Fahrt!“

„Das ist ja wirklich fürchterlich!“, sagte Bill Clinton.
„Ja, aber ich kann meine Roboterstimme noch viel lauter stellen. Was meinen Sie, wie das dann erst klingt.“
   „Oh, bitte nicht. Das ist auch so schon ganz gruselig. Hören Sie bloß auf damit.“
   „Na, da hab ich Ihnen schon einen richtigen Schrecken eingejagt, oder?“
   „Wem sagen Sie das. Wissen Sie, früher hatte ich fürchterliche Angst vor Robotern und vor Masken und so Zeugs.“
   „Kennen Sie den zweiten Teil von Planet der Affen?“
   „Oh verdammt. Erinnern Sie mich nicht daran. Oder auch nur Darth Vader. Ich sag Ihnen, das war gruselig.“
   „Wie steht es mit Nicky Lauda?“
   „Den mußte ich mir früher immer beim Monopolyspielen ansehen. Wir spielten alle mit unserem Vater und er hatte während dessen die Sportschau laufen. Und das war auch noch direkt nach dem Unfall. Ich konnte kaum noch spielen und hab alles falsch gemacht. Nicht kassiert, wenn die Leute auf mein Feld kamen und dann auch noch vergessen zu bauen. Ich mußte immer wieder auf den Fernseher starren und mir dieses entstellte Gesicht anschauen. Irgendwann war ich pleite, musste ins Bett und hatte Alpträume.“
   „Verdammt. Das muß ja schrecklich gewesen sein.“
   „Wem sagen Sie das. Würde mich nicht wundern, wenn er das absichtlich gemacht hätte.“ Clinton wischte sich die Stirn ab. „Manomann, ich bin ja richtig schweißgebadet.“
   „Ja, das ist ekelig. Aber vielleicht kann ich Ihnen helfen, Ihre Traumata zu überwinden. Wissen Sie, ich bin Professor von Beruf und weiß sehr viel.“
   Clinton blickte ein wenig skeptisch. „Meinen Sie wirklich?“
   „Ich könnte es versuchen. Schauen Sie mich doch mal an. Ich bin ja auch ziemlich entstellt.“
   Bill Clinton blickte ihm in die Augen. „Stimmt. Das war mir noch gar nicht aufgefallen. Das heißt, aufgefallen schon, aber es hat mich nicht gestört. Jedenfalls nicht so wie damals bei Nicky Lauda.“
   „Und wissen Sie warum?“
   „Nein. Warum?“
   „Weil wir uns gut kennen und weil wir Freunde sind.“
   „Ja. In der Tat. Das sind wir.“
   „Wir brauchen alle gute Freunde. Meine Mutter ist heute gestorben und ich bin so froh, daß ich wieder einen Freund gefunden habe.“
   „Vor Freunden braucht man keine Angst zu haben.“
   „Kommen Sie. Lassen Sie uns noch eine Runde mit dem Rollstuhl drehen.“
   „Au fein.“

   „Uiuiui“, machte Clinton.
   „Wissen Sie was?“, fragte Steven
   „Was?“
   „Das Universum wird kollabieren. Und das schon bald.“
   „Das ist aber traurig.“

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Titelbild: WikiImages / pixabay.com (public domain)

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Hartmut Holger Krask am 06.02.2020:

völlig zurecht in der Rubrik "völlig verrückt". Aber das ist gut so! Sonst hätte ich ja nicht in dieser Rubrik gesucht... und gefunden.




geschrieben von Metti am 06.02.2020:

Aus dem Jahr 2000 und mit Bill Clinton. Donald Trump hätte nicht mitfahren dürfen.

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