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geschrieben 2019 von TamyRené (TamyRené).
Veröffentlicht: 20.12.2020. Rubrik: Nachdenkliches


Ein herausfordernder Tag

Mein Name ist Leon und gehe in die 7. Klasse. An einem Tag fuhren wir, als Klasse in den Freizeitpark worauf ich mich schon seit langem freute. Es schien ein wunderschöner Tag zu werden. Das Wetter war fantastisch und gleich nach der Ankunft tat uns unsere Klassenlehrerin Frau Sommer jeweils eine Kugel Eis aus. Dann freuten wir uns auf die diversen Fahrgeschäfte. Doch dass was wir dort erleben sollten, nahm uns sehr schnell die Lust an unserem Ausflug.

Wir gingen zu einer Achterbahn, wo fast alle von uns mitfahren wollten. Bereits beim Kauf der Tickets schaute uns der Betreiber des Fahrgeschäftes etwas skeptisch an. Er sah, dass auch Kai und Annabell mitfahren wollten, beide sitzen im Rollstuhl und benötigen Hilfe und etwas mehr Zeit für den Ein- und Ausstieg.

Der Betreiber sagte sofort: „Es tut mir leid, aber das mit den Rollstühlen geht hier leider nicht. Es dauert zu lange, bis die beiden aus dem Rollstuhl heraus in die Gondel und hinterher wieder heraustransportiert sind.“

Es zeigte sich sofort Unverständnis in unserer Runde. Kathrin äußerte: „Aber die beiden möchten mitfahren und Spaß haben wie alle anderen Fahrgäste auch“.
Der Betreiber erwiderte: „Das verstehe ich. Aber wir können das Geschäft auch im Interesse der anderen Fahrgäste nicht solange stilllegen.“

Nun baten Kai und Annabell selbst den Betreiber darum, sie doch mitfahren zulassen. Doch der Betreiber blieb stur, obwohl man beiden anmerkte, dass sie wirklich gerne mitfahren wollten.

Mir reichte es nun. In diesem Moment dachte ich, wir hätten eine Zeitreise in die Steinzeit unternommen. Ich wollte dem Betreiber nun einfach mal meine Meinung geigen. Ich drängte mich nach vorne und sagte: „Was fällt ihnen eigentlich ein, hier Menschen wegen einer Behinderung auszugrenzen? Haben sie noch nie einen Blick in unser Grundgesetz geworfen oder etwas von Menschlichkeit gehört? Es geht ihnen gar nicht um das Interesse ihrer Fahrgäste, sondern nur um ihren verdammten Profit. Mein Ticket können sie Übrings wiederhaben.“

Alle starrten mich an. Da ich als relativ schüchtern gelte, hatte mir niemand eine solche Ansage zugetraut. Aber wenn ich eine klare Meinung habe, sage ich sie auch.
Einige meiner MitschülerInnen folgten mir und drückten dem Betreiber ihr Ticket wieder in die Hand. Nach und nach wurden es immer mehr, bis wir schließlich alle die Achterbahnfahrt boykottierten.

Der Betreiber wirkte nun sprachlos und auch etwas genervt darüber, dass er uns nun allen das Geld wiedergeben konnte und nichts verkauft hat.
In der Zeit wäre es definitiv schneller gegangen Kai und Annabell beim Ein- und Ausstieg zu helfen.

Doch so hat der Betreiber nun neben Zeit und Geld auch noch einen Ruf verloren. Selbst Schuld.

Leider gab es auch noch andere Fahrgeschäfte wo das Personal Kai und Annabell die Mitfahrt verweigerte. Ich fand es einfach nur schrecklich anzusehen, wie man so sehr an Zeit und Geld orientiert sein kann, dass man die individuellen Bedürfnisse seiner Gäste derart missachtet. Kai und Annabell wirkten sichtlich enttäuscht. Vor allem Kai hatte sich so auf einen abenteuerreichen Tag gefreut. Und der Ausflug sollte doch allen Spaß machen, egal ob mit oder ohne Behinderung.
Jetzt hatten wir genug vom Freizeitpark und gingen von dem gesparten Geld gemeinsam Essen. Wir als Klasse beschwerten uns später nochmal bei den Verantwortlichen des Freizeitparks. Im folgenden Schuljahr haben wir einen anderen Freizeitpark besucht. Dort war das Personal wesentlich netter und zuvorkommender. Der Tag erfüllte im vollsten unsere Erwartungen und entschädigte uns für das, was wir im vorherigen Jahr erlebt hatten.

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