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4xhab ich gern gelesen
geschrieben 2022 von Christine Todsen.
Veröffentlicht: 06.02.2022. Rubrik: Persönliches


Mein Poesiealbum

Zu meinem elften Geburtstag bekam ich ein Poesiealbum. Ich besitze es noch heute und kenne viele Sprüche darin auswendig.

Damals, Anfang der 1960er, wurden – jedenfalls an unserem Mädchengymnasium – in der Regel sehr tugendhafte, edelmütige, fromme Verslein ins Poesiealbum geschrieben wie zum Beispiel: „Lerne alle Menschen lieben, ob sie arm sind oder reich …“, „Such das Göttliche in Dir zu finden, gib Dich ganz zum Guten in Dir her …“, „Rein wie das feinste Gold … soll Deine Seele sein“ oder natürlich Goethes „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“

Nur eine einzige Klassenkameradin tanzte aus der Reihe. Bärbel (Name geändert) war der Schrecken aller Lehrer, schwatzte und störte dauernd und kletterte einmal sogar auf dem Dach der Schule herum, wobei sie dummerweise von der Direktorin beobachtet wurde. Natürlich bewunderte ich Bärbel über alle Maßen. Und was schrieb sie in mein Album?

Gibt Dir das Leben mal ‘nen Puff,
so weine keine Träne,
lach Dir ‘nen Ast und setz Dich druff
und bommle mit de Beene.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von ehemaliges Mitglied am 06.02.2022:
Kommentar gern gelesen.
Trifft das damalige Zeitgefühl. Ich kenne diese Alben, oft auch mit Lackbildern verziert. Bei Jungen waren sie eher weniger angesagt. Um bei denen Gefühlsausbrüche zu erahnen, genügten meist Schürfwunden und sonstige Kampfspuren.




geschrieben von Christine Todsen am 07.02.2022:

Ja, solche eingeklebten Bildchen gibt’s in meinem Album auch. Einige Mädels malten auch selber. Einer der ganz wenigen Sprüche darin, die ich noch heute brauchbar finde, ist übrigens dieser (geschrieben von einer Ursula P. aus dem Kindergottesdienst): „Kannst Du nicht, was Du willst, wohlan, so wolle, was Du kannst.“

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