Veröffentlicht: 03.07.2018. Rubrik: Lyrisches
Menschenzoo
Ich sehe Menschen, so weit das Auge reichet, die weilend auf diesem
              Planeten seiend. Alle verschieden und doch so gleich. Menschen   
              verschiedenen Alters, Geschlechts, Herkunft und doch im Kern gemeinsam.
              Menschen mit verschiedener Geschichte und doch Teil eben jener. 
              Menschen mit freiem Willen und doch Schicksal und Naturgesetzen 
              unterworfen. Menschen, die unvernünftig handeln und doch des Verstandes 
              mächtig sind.
              Ich sehe die Masse, doch nicht das Individuum. Ich sehe die Oberfläche, die 
              Maske, das was ich sehen soll, doch nicht das, was ich sehen will, das Wesen 
              im Inneren. Jene Frau mit der Blume in der Hand. Woher hat sie diese, von 
             wem oder für wen ist diese? Jener Mann in diesem Buche lesend. Welche     
              Träume, Ziele verfolgt dieser?
               Ich sehe Menschen, die in eine Richtung gehen, doch sehe ich nicht, in  
               wohin dieser Weg sie führet. Wo sind Start und Ziel? Unzählige Gesichter 
               und doch sind sie gesichtslos. Ein flüchtiger Moment, ein Blick und für
               immer verschwunden. Verlust oder Gewinn, es spielt keine Rolle, sie sind 
              weg in der Dunkelheit, entgehen meinem Blickfeld, werden verschlungen 
              von der Ewigkeit. Kehren nie wieder!
              Geheimnisvoll, mystisch und doch uninteressant, bedeutungslos. Jene Zeit
              vor uns liegt, die niemand von jenen mehr miterleben wird. Nicht mehr als
              ein kurzes Aufleuchten stellt die menschliche Existenz dar. Und doch
              überwältigt mich das Geheimnis des Seins, der Sinn der Masse. Jeder dort 
              könnte mein Glück sein. Und doch werde ich diesen unbekannten Helden 
              nie kennenlernen. 
              Menschen, Menschen, Menschen umgeben mich. Und doch alleine im 
              Kosmos. Jeder seinem eigenen Stern folgend, nach seinem eigenen Glücke 
              strebend. Zusammen im Universum und doch jeder seinen eigenen Kampf  
              bestreitend. Frei und doch gefangen. Kein Platz, keine Zeit, kein Mensch, nur
              die Masse und das Sein an sich.
              Ich sehe Kunst. Eine Masse zusammengesetzt aus Einzelnen. Unermesslich in 
             all dieser Komplexität, ungreifbar in der Schnelllebigkeit des Lebens, 
             unerreichbar aufgrund des Individualismus jedes Einzelnen. Ich stehe 
             außerhalb und bin doch mittendrin. Ich bin der Einzelne in der Masse. 
             Und nichts besonderes, diene nur einem Zweck, meine Existenz so 
             bedeutungslos wie die eines jeden anderen auch.
             Denken sie so wie ich? Sind sie sich ihrer Funktion das einzelne Steinchen im 
             großen Mosaik des Lebens zu sein, bewusst? Wir sind getrennt, stehen     
             alleine da. Sind dennoch verbunden und haben eines gemeinsam, das  
             Menschsein! Ich beobachte, ich denke, ich gehöre dazu. Alle sind wir Teil des 
             Seins und das ist was ich sehe!





