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6xhab ich gern gelesen
geschrieben von Ernst Paul.
Veröffentlicht: 27.07.2022. Rubrik: Unsortiert


Mein harter Disput mit den Fröschen

Wenn der Sommerflieder blüht und von zahlreichen bunten Schmetterlingen besucht wird, halte ich meinen Mittagsschlaf im Schatten des großen Kirschbaumes. Ich lege mich in den Liegestuhl, ziehe mir den Strohhut ins Gesicht und döse vor mich hin. Schnell falle ich in einen leichten Schlaf, der mir auch Träume aus meiner Kindheit beschert.
Einmal träumte ich, wie ich als Kind am Weiher spielte und mit den Fröschen eine heftige Auseinandersetzung hatte.
Dieser Weiher, von dem hier die Rede ist, befand sich am Waldausgang in einer Senke, die von Wiesen umgeben ist. In den Uferzonen wuchsen Schilfrohr und Seerosen. Umsäumt war dieser Weiher von Weiden, Pappeln und Erlen. Auch eine große starke Eiche stand dort.
Eines Tages ging ich wieder zum Weiher. Im Schatten der Eiche hockte ich mich an das Ufer, nahm ein kleines Stöckchen und versuchte Stichlinge, die sich in der Uferzone aufhielten, zu jagen. Ich wollte Walfang spielen. Das Stöckchen war meine Harpune, die Stichlinge die Wale. Ich nahm meine Stöckchenharpune und versuchte einen Wal-Stichling zu treffen. Doch ich hatte keinen Erfolg. Der Stichlingsschwarm stob auseinander und ich musste warten, bis sich die Stichlinge neu versammelten. Erst dann konnte ich meine Jagd fortsetzen.
Die Tiere im Umkreis störte meine Anwesenheit nicht. Die Rohrsänger tschilpten ihre Melodie oder gingen auf Mückenjagd. Eine Entenfamilie schwamm ruhig in der Mitte des Weihers. Die Entenmutter war bedacht auf ihre Küken aufzupassen. Für sie war ich keine Gefahr. Die Störche am gegenüberliegenden Ufer klapperten und suchten Futter. Einzig die Frösche hatten mich wahrgenommen und sahen mir zu. Sie saßen auf Blättern der Seerosen und beobachteten mich. Jeden Fehlversuch kommentierten sie mit Quaken. Es war aber kein gewöhnliches Quaken, es klang wie Lachen. Wie ein spöttisches Auslachen. „Quahak, quahaak“, so klang es. Es erzürnte mich und ich quakte zurück. „Quak, quak“, rief ich und ging weiter meiner Berufung, dem Stichlings-Walfang, nach. Bei einem erneuten Fehlversuch lachten die Frösche wieder. Ich wurde wütend und rief: „Quaaak, quaaak“ und stampfte mit einem Fuß kräftig in das Wasser. Die Frösche sahen mich mit großen Augen an und sprangen kopfüber in das Wasser. Später tauchten sie im Schilfrohr auf und lachten mich mit einem „Quahaak, quahaak“ aus. Ich hatte von meinem Stichlings- Walkampf die Nase voll, nahm das Stöckchen und warf es wütend in das Schilfrohr zu den Fröschen. Dann zog ich mein Taschentuch aus der Hose, trocknete meine Tränen und putzte mir die Nase. Erfolglos und missmutig trottete nach Hause.
*
Je älter ich wurde, umso mehr sank der Wasserstand des Weihers. Heute ist er ausgetrocknet. Binsengras wuchert auf dem einstigen Grund. Erlen, Pappeln und Weiden wachsen wild durcheinander.
Wenn ich am Weiher spazieren gehe, bleibe ich oft unter der stämmigen Eiche stehen und lausche der Stille. Doch warte ich vergebens auf das lachende und schimpfende Quaken der Frösche.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Christine Todsen am 27.07.2022:
Kommentar gern gelesen.
Wunderschön geschrieben!




geschrieben von Ernst Paul am 27.07.2022:

Danke Christine




geschrieben von Gari Helwer am 27.07.2022:
Kommentar gern gelesen.
Geht mir ans Herz, Deine Geschichte, Ernst! Es ist so furchtbar, wie der Mensch die Erde und Alles, was auf ihr wächst und kreucht und fleucht, kaputt macht. Wo ist der See? Wo ist der Wald? Wo sind die Feldblumen? Wo sind die Vögel? usw. Du siehst, Deine Geschichte bewegt mich! Liebe Grüße!




geschrieben von Ernst Paul am 27.07.2022:

Recht vielen Dank,Gari. Und da gibt es immer noch Menschen, die blind durchs Leben gehen.




geschrieben von Marlies am 26.01.2023:
Kommentar gern gelesen.
Herrliche Kindheit in einer Natur wie sie es heute, leider nur noch sehr selten gibt. Wieder einmal wunderschön geschrieben.

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