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geschrieben von Heinz Werner.
Veröffentlicht: 04.09.2022. Rubrik: Unsortiert


Gib mir Kraft

Heinz Werner                  Neustaedter Str. 27
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                        Heinzw-office@t-online.de

Gib mir Kraft

      Ich hab die Jugend überstanden, mit wenig Wunden wie
      wir hoffen. Doch ob das stimmt, das bleibt offen, denn
      vieles kommt erst hinterher, für Versäumtes gibt es selten
      eine Wiederkehr.

      Ich will verbotene Wege gehen, wenn es sein muss bis
      zum Schluss, will um jede Ecke sehen und nichts ver-
      säumen, sondern weiter träumen.

      Ich will nicht sein wie alle andern, will nie nur in der
      Mitte wandern. Gib mir die Kraft ich selbst zu bleiben
      und nicht im Strom der Zeit zu treiben. Ich will frei sein
      ohne Fessel, nicht dem Mainstream nachzuhecheln. Gib
      mir die Kraft nie selbst ernannten Tugendwächtern oder
      Sprachterroristen zu folgen. Lass mich selbst nachdenken.

      Ich will mich verlieben, mich befrein, wenn ich irre lass
      mich's wissen, gib mir die Kraft zu verzeihn. Lass mich
      nie an der Liebe zweifeln, lass mich sie finden – irgendwo.
      Lass mich erkennen wenn sie kommt, ich will dann brennen
      lichterloh.
      
      Gib mir Kraft innezuhalten und mich an Kleinigkeiten zu
      erfreuen, Wunder zu entdecken und nicht immer nach weiter,
      höher oder mehr zu streben. Hilf mir Neues zu erleben,
      Lass mich neugierig bleiben.
      Gib mir Kraft trotz all der Krisen, das Leben dennoch zu
      genießen. Kriege hier, Überschwemmung da, es scheint
      als wär das Ende nah. Trotzdem will ich gerne mehr von
      all dem Schönen dieser Welt sehen, will froh und opti -
      mistisch leben, nie aufgeben oder fremd sein. Lass
      meinen Horizont nie so klein werden, dass Fremde
      ziemlich nah ist.

      Lass mich nie still sein wenn ich reden sollte, gib mir
      Kraft mich zu engagieren und Böses nie zu tolerieren.
      Gib mir Kraft, auch Unglück, Pech und Niederlagen
      zu ertragen, wenn es geht, lass mich nie zu laut klagen,
      mich nicht beschweren über Dinge, die mich den Ernst
      des Lebens lehren.

      Gib mir Kraft beim Vorwärtsschreiten nie über Leichen
      zu gehen, lass mich beim Überholen immer auch die
      Menschen sehn. Geduld und Demut wären öfter gut,
      man muss nicht immer der Erste oder Größte sein – es
      lebt sich besser mit weniger Wut. Lass mich erreichen
      im kleinen Kreis, dass sich Gerechtigkeit und Frieden
      küssen.

      Gib mir Kraft die Mühen des Alters zu ertragen, lass
      mich nicht protestieren, sondern sie als unvermeidlich
      akzeptieren. Gib mir Menschen die mich begleiten, lass
      die Tage nicht nur vergehen, sondern mich aktiv im
      Leben stehen.
      Gib mir Würde alt zu werden - gib mir Kraft.


   Copyright Heinz Werner
   Sept. 2022
   

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Stephan Heider am 04.09.2022:

Mag ich sehr gerne. Toll geschrieben. Liebe Grüße, Stephan




geschrieben von Gari Helwer am 04.09.2022:

Sehr schön geschrieben! Was, um es hinter den Spiegel zu klemmen! Viele Grüße!




geschrieben von Christelle am 04.09.2022:

Klingt wie ein Gebet. Inhaltlich könnte ich alles unterschreiben. Ganz tolle Wortwahl!




geschrieben von Anja Pompowski am 04.09.2022:

Habe ich sehr gern gelesen. Ein Text, der Mut macht in dieser schweren Zeit, wo die Welt aus den Fugen zu geraten scheint.




geschrieben von Helen am 18.09.2022:

Was mir dazu einfällt: Inspiration Optimismus Bewegung An sich arbeiten Vorschlag: Nie klagen. Geduld und Demut wären gut. es lebt sich besser mit ohne Wut.

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