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geschrieben von francois.
Veröffentlicht: 17.02.2023. Rubrik: Unsortiert


DER DOGE

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Heute unternehmen wir eine Reise nach Venedig!

DER DOGE

Aufgefallen ist er mir im Chat meiner Lieblings-Social-Media-Seite. Ein Mit-Social-Mediatirender mit Nick-Namen ‚DER DOGE!‘
Wohlverstanden mit einem Ausrufezeichen. Und da ich Venedig über alles schätze, ja gar liebe, habe ich ihm oder ihr eine Freundschaftsanfrage zukommen lassen, die innert Sekunden mit einem übergrossen SI beantwortet wurde. Seitdem chatte ich regelmässig mit dem oder der möglicherweise das DOGE. Heute kann alles möglich sein. Selbst, dass in vergangenen Jahrhunderten versteckte Neutronen, nein, halt, Neutrums, bereits bewusst als solche lebten. Jedenfalls verlangte mein(e) Chatpartner(in) als ihre Ansprache IHRO HOHEIT. Alles in Grossbuchstaben geschrieben.

Würde das nicht beachtet, sei das Majestätsbeleidigung, die unmittelbar und sofort von allen geadelten, bestimmt ahnungslosen, möglicherweise geahndeten DOGEN aller Jahrhunderte zu ahnden, strengstens zu bestrafen sei. Denn ich solle nicht vergessen, dass Tausende von Usern dieser Plattform trotz Verschlüsselungs-Versprechungen der Verantwortlichen in der Lage seien mitzulesen. Und Majestät Beleidigungen sei dem Ansehen, nein der Autorität seiner Herrschaft über Venedig abträglich, ja würden diese untergraben. Ich gab ohne Überlegung schnellstens mein Einverständnis, das ich mit dem Emoji der ausgestreckten drei Schwurfinger unterstrich. Kann nichts schaden, der Marotte dieses Users entgegenzukommen. So viele Menschen, männlich, weiblich und sachlich, leben ihre in der Realität des täglichen Lebens nicht auslebbaren Seelenknackse hier in diesem Chat-Medium aus. Bestimmt auch ‚DER DOGE!‘.

Spannende schriftliche Austausch-Geschichts-Gespräche folgten über Monate. Und ich muss gestehen, ‚DOGE !‘ wusste bedeutend mehr über Venedig als ich. Wie es entstand. Was sich dort in über tausend Jahren ereignete. Wie er selbst zum Dogen gewählt wurde. Grosse Künstler wurden aufgezählt, die er erwählt habe, um die Kirchen auszuschmücken. Welche Intrigen wie und wann gegen ihn gesponnen wurden waren Gesprächsstoff. Von den Bleikammern sowie der Seufzerbrücke sprach ‚DOGE!‘ und weshalb sie so benannt worden waren. Warum Werften, solche die für Kriegsziele genutzt und andere, die der zivilen Fortbewegung dienten gebaut wurden, schilderte er in plastischen Ausdrücken, sodass ich mein Venedig vor meinem inneren Auge zu meiner grossen Freude immer klarer erkennen konnte.

Vor zwei Tagen jedoch griff ‚DOGE!‘ die Eidgenossenschaft, mein Heimatland, mit rüden Worten an. Bezichtigte deren Bewohner, zu denen er mich zählte, als Hinterwäldler mit einem Brett vor dem Kopf. Da wurde ich wütend. Nannte ihn einen Rüpel. Ja, benutzte italienische Schimpfworte, die ich hier nicht wiederholen möchte und des Anstands wegen keinesfalls darf. Ich nahm an, dass meine Reaktion ‚DOGE!‘ zur Raison bringen würde. Doch nur ein schriller Pfiff, der über seine Lippen wuppte, als sei dieser ein Tornado, in dessen Mitte er sich befinde, raste nach aussen, erschütterte den gesamten Chatraum.

Sogleich fühlte ich ein straffes Seil, das meine Handgelenke auf meinen Rücken fixierte und in Wirbelseile befand ich mich in meiner so verehrten Lieblingsstadt. Wurde, ohne dass mir ein Seufzer entspringen konnte, so rasend schnell erfolgte alles, über die Seufzerbrücke in ein Bleikammer-Verlies gebracht. Musste hungern und dürsten. Empfand mein dem höchsten Gericht der Stadt Vorgeführtwerden beinahe als Erlösung.

Wurde dort der Majestätsbeleidigung schuldig gesprochen und zu lebenslanger Galeerenstrafe mit sofortigem Strafantritt verurteilt. Seitdem, ich weiss nicht einmal in welchem Jahrhundert dies begann, sitze ich im Wolkenboot und rudere dieses durch die irdische Atmosphäre.

Bitte verehrte Leserschaft, blicken sie zum Himmel hoch! Jetzt gleich! Winken sie mir zu! Schenken mir ein Lächeln! Ich werde es ihnen allen mit phantastischen Wolkenbildern vergelten. VERSPROCHEN! ...


Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:

G O N D E L N

Wir gondeln allmählich
Durch unser Leben
Wellen schlagend
Die an uns nagen.

Wolken kollern auf uns
Nebel spendend nieder
Fordern dabei ihren Zoll.

Und wir so toll
Bemerken nicht wie
Wir nach Orientierung
Kämpfend werden hohl.


Herzlichst
François Loeb

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