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3xhab ich gern gelesen
geschrieben von jürgen.
Veröffentlicht: 06.03.2023. Rubrik: Menschliches


Florian

Heike hatte eine wunderbare Reise erlebt. All die schönen Erlebnisse gingen ihr durch den Kopf. Sie hat mit ihren 38 Jahren ihren Traum wahrgemacht, mit dem Motorrad die Länder zu besuchen, in denen sie in ihrer Kindheit mit den Eltern in Urlaub war.

Vollbepackt mit einer Campingausrüstung ging es über die Schweiz nach Italien. In Bari nahm sie die Fähre nach Istanbul. Von dort weiter über den Balkan nach Österreich. Heike dachte schon an die ganze Arbeit, sämtliche Fotos auszuwerten. Sie freute sich darauf. Auch freute sie sich darauf, all die guten Rezepte, die sie bekommen hat, auszuprobieren.

Auch dachte sie an Andrea. Sie lernte ihn in Verona kennen. Andrea zeigte ihr die Strecke entlang des Adriatischen Meeres, die er immer nahm, wenn er im Sommer zu seinen Eltern nach Bari fuhr. Andrea zeigte ihr Orte, die jenseits von allen Reiseführern lagen. Er führte sie in einfache Restaurants, welche mehr als nur fünf Sterne verdient hätten. Sie übernachteten an herrlich romantischen, einsamen Buchten unter freien Himmel am Strand. Sie wird ihn wohl nie wieder sehen.

Sie dachte an die Herzlichkeit der Menschen, die sie auf der Rückreise erleben durfte. Heike fuhr abseits der Hauptstraßen, inspiriert durch Andrea, abseits der großen Städte entlang. Heike wollte die Menschen kennenlernen, so wie sie wirklich sind. Sie hatten nicht viel, aber das Wenige wurde mit Heike geteilt. Doch, sie hatten viel. Menschlichkeit.

Die schönste Urlaubserinnerung sollte aber noch kommen. Ab Linz nahm sie, soweit es ging, die Strecke an der Donau entlang. Kurz vor der Grenze nach Bayern stand er da. Angebunden an einem Baum. Florian.

Heike verknallte sich sofort in den Mischlingshund. Sie hielt an und schaute sich um. Hier kommt doch immer wer vorbei. Wie kann man nur so herzlos sein und den Hund hier stehen lassen? Sie wusste auch nicht warum sie den Rüden mit Florian ansprach. Sie dachte wohl, der Name würde zu ihm passen.

Mit etwas wohlwollen könnte man bei den Eltern des Hundes auf Pudel und Jack Russell tippen. Florian war einfach nur ein süßer, kleiner Fratz. Heike schätzte sein Alter auf höchstens drei Monate. Er zitterte. Heike kuschelte Florian an sich. Hatte er nun Angst oder fror er. Oder beides. Heike musste ihn mitnehmen.

Nur wie? Sie öffnete den Reisverschluss ihrer Lederjacke und steckte Florian hinein. Er fand an der Brust von Heike halt, stellte sich auf die Hinterbeine und schaute heraus.

Einige Tage später ging Heike mit Florian Gassi. Ihr kam Bernd entgegen. Bernd war einer, der wirklich nicht mit Charme gesegnet ist. Seine Wortwahl war plump und unüberlegt.

„Na, das ist aber ein komischer Hund!“

„Ob mein Hund das gleiche gerade über Dich denkt?“

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