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geschrieben von Federteufel.
Veröffentlicht: 17.05.2023. Rubrik: Total Verrücktes


Kann Lachen töten? Eine Kriminal-Humoreske 1


1

SatirepatzerSatirepatzer Monika hatte gerade einen Witz erzählt, doch niemand lachte.
„Leute, das ist doch zum totlachen“, sagte sie enttäuscht.
Jemand machte die Bemerkung, mit den Sprichwörtern sei es so eine Sache. Zwar hätten sich nachweislich schon mehrere Leute den Hals und die Beine gebrochen, doch dass sich jemand wirklich tot gelacht habe, davon habe er noch nie gehört. Und dann wäre zudem ein anderer Gemeinplatz hinfällig, nämlich, dass Lachen gesund sei.
Ein Weilchen herrschte nachdenkliches Schweigen. Dann sagte Willi, seine Frau habe sich an Silvester einmal fast totgelacht, weil jemand beim Karpfenessen einen kräftigen Witz gerissen habe und sie fast an einer Gräte erstickt sei.
Das gelte nicht, wand Heinrich sofort ein, erstens sei fast tot nicht ganz tot, und zweitens, wenn sie wirklich gestorben wäre, was glücklicherweise nicht eingetreten sei, wäre das wegen der Gräte und nicht wegen ihres Lachens geschehen.
„Außerdem“, meinte Holger, „der Ausspruch: 'Das ist doch zum totlachen' kann auf zweierlei Weise verstanden werden, einmal, ich lache mich tot, zum anderen, ich lache jemanden tot.“
„Na ja“, meinte Willi, „wenn sich noch niemand nachweislich totgelacht hat, dann ist letzteres wohl noch weniger wahrscheinlich.“
„Wenn es nicht wahrscheinlich ist“, meinte Monika, „dann muss das nicht unbedingt heißen, dass es unmöglich ist.“
„Dann bliebe außerdem noch zu klären, ob Lachen wenigstens ansteckend sei“, meinte Gisela.
Wieder schwieg man, in tiefe Nachdenklichkeit versunken.
„Heinrich, du bist doch bei der Kripo“, sagte Gisela plötzlich, „hat es schon einmal so etwas wie einen Lachmord gegeben?“
„Nicht dass ich wüsste. Aber die Idee ist hochinteressant! Es gibt etliche ungeklärte Tötungsdelikte, bei denen wir völlig im Dunkeln tappen. Weder ein Tatmotiv noch eine Tatwaffe ist bekannt. Die Opfer sind körperlich unversehrt und in den besten Jahren. Bisher gingen wir von einem unbekannten Nervengift aus. Aber deine Idee, Gisela, eröffnet völlig neue Perspektiven der Kriminalistik.“
„Gelächter als Tatwaffe“, kicherte Monika, „ich glaub´s nicht! Was haltet ihr von diesem hier: Kommt ein Mann –“
„Den haben wir bereits zweimal belacht“, meinte Willi, „und wie du siehst heil überstanden.“
„Im Grunde handelt es sich hier um zwei Fragen“, sagte Heinrich ernst. „Zum einen, ob Lachen wirklich töten kann, und zweitens, ob Lachen wirklich gesund ist, wie immer wieder behauptet wird.“
„Und ob es ansteckt“, ergänzte Gisela.
„Schließt das eine das andere nicht aus?“, fragte Willi.
„Nicht unbedingt. Dosis facit venenum, wie der Lateiner sagt, die Menge macht das Gift.“
„Aber gesetzt den Fall, ich könnte mich tatsächlich totlachen“, wand Gisela ein, „dann wäre das doch höchstens Selbstmord. Du suchst doch aber einen Mörder.“
„Selbstmord wäre es nur, wenn du dich aus freien Stücken totlachst. Nehmen wir aber an, jemand bringt dich in seine Gewalt und erzählt dir solange Witze, bis du dich totgelacht hast, dann war es eindeutig Mord, weil ein Tötungsvorsatz vorlag.
„Hmmm...“, brummte Holger, „mich würde jetzt mal brennend interessieren, ob Lachen wirklich gesund ist. Seit heute Nacht kratzt es mich im Hals. Ich fürchte, da ist mal wieder was im Anzug. Könnte nicht Monika ein paar Witze erzählen, und ich –“
„Nee, mein Lieber!“, rief Heinrich fast ärgerlich, „dazu ist die Sache zu ernst. Deine Erkältung kurier mal schön zuhause aus. Außerdem wartet meine Frau mit dem Essen. Ich mache folgenden Vorschlag. Morgen ist Sonntag, da haben wir alle Zeit der Welt. Ihr kommt zu mir aufs Präsidium, und da machen wir die Proben aufs Exempel, und zwar unter Standartbedingungen, mit Tonaufzeichnung und so. Dann können wir die Ergebnisse sogar evaluieren. Ansonsten wären die Befunde ohne jeden ermittlungstaktischen Wert.“
Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen und die Bedienung zum Zwecke des Kassierens heran gewinkt.
„Kennt ihr schon den mit der Schubkarre?“, fragte Monika. „Tünnes un Schäl –“
„Spar die deine Witze für Morgen auf“, verwies sie Heinrich, „da kannst du noch genug davon erzählen.“
2

„Wir wenden uns zunächst der Frage zu, ob Lachen wirklich gesund ist“, sagte Kriminalhauptkommissar Heinrich Heiland anderntags so gegen elf. „Dabei wollen wir am Anfang nicht zu viel erwarten. Eine leichte Verbesserung in der Befindlichkeit der Versuchsperson sollte uns schon reichen, um als positives Ergebnis im Sinne der Fragestellung zu gelten. So, Monika, nun zeig mal, was du drauf hast“
Am runden Tisch saßen außer Monika der Kriminalkommissarsanwärter Jürgen Weichbrodt, die Versuchsperson, sowie Kriminalobermeister Volker Hauschild als Beisitzer. Heiland sowie der Rest der geselligen Runde hatten auf Stühlen längs der Wand Platz genommen, von wo aus sie das Geschehen beobachten wollten.
„Herr Weichbrodt, sind Sie bereit?“, fragte Heiland. Der Kriminalkommissarsanwärter nickte. Auf ein Zeichen hin stellte der Kriminalobermeister das Tonbandgerät an.
„Wir beginnen zunächst mit leichter Kost“, sagte Monika und lehnte sich zurück. „Was sagt ein Mann, wenn er bis zum Bauchnabel im Wasser steht?“
Weichbordt betrachtete mit leicht wässernden Augen einen Kaffeefleck auf der Tischplatte.
„Na was schon“, antwortete er nach einiger Überlegung lahm, „er sagt: Ich hab nasse Füße.“
Monika hieb mit der Faust auf ihren ausladenden Oberschenkel. „Nein! Er sagt: Das geht über meinen Verstand!“, rief sie und brach in Gelächter aus.
Der Kriminalkommissarsanwärter blickte auf. „Muss ich jetzt auch lachen?“
„Erzähl ihm den Witz mit der Schubkarre!“, rief Willi, „vielleicht versteht er den ja.“
Monika erzählte den Witz mit der Schubkarre.
Weichbrodt, nachdem sie geendet hatte, glotzte sie verständnislos an und machte müde: „Ha – ha.“
„Nicht aufgeben, Monika!“, rief Willi, „erzähl ihm den mit dem Mann in der Sauna, aber nicht lachen!“
Monika erzählte den Witz mit dem Mann in der Sauna und verkniff sich das Lachen.
Der Kriminalkommissarsanwärter knirschte mit den Zähnen.
„Einen letzten Versuch noch“, sagte Heiland, „sollte er dann nicht erwartungsgemäß reagieren, brechen wir ab.“
„Erzähl ihm den Witz mit der Hutnadel!“, rief Willi, „aber ernst bleiben!“
Monika erzählte den Witz mit der Hutnadel und blieb ernst.
Der Kriminalkommissarsanwärter blickte sich hilfesuchend nach Heiland um. „Herr Hauptkommissar“, greinte er mit weinerlicher Stimme, „ich kann nicht!“
„Gut, wir brechen ab“, entschied Heiland. „Eine Frage noch, Herr Weichbrodt, bitte. Wie fühlen Sie sich?“
Weichbrodt richtete seine leicht wässernden Augen verstört auf seinen Chef. „Wenn ich ehrlich bin: Beschissen!“

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