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3xhab ich gern gelesen
geschrieben 2023 von Weißehex.
Veröffentlicht: 24.05.2023. Rubrik: Nachdenkliches


Über Sonnentage in der Provence

Ich denke an das Blau deines Himmels,
an rosa Blüten und der Farben strahlender Pracht
im Licht deines Landes,
so klar und so hell,
an Sonnentage in Avignon
und an pechschwarze Nächte,
in denen man die Hand nicht vor Augen sieht.

Ich denke an Aigues-Mortes und an die vielen Touristen,
ob einer den Namen Marie Durand kennt?
So viele Jahre verbrachte sie im Turm,
manchmal erhaschte sie wohl
des Sonnentages Licht durch ein kleines Fenster,
in 38 Jahren ihres Lebens, aber bestimmt
suchten die pechschwarzen Nächte sie heim.

Ich hätte geschworen, was immer sie wollten.

counter3xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von ehemaliges Mitglied am 30.05.2023:
Kommentar gern gelesen.
hat mich sehr beeindruckt. Anbei ein them. ähnliches Gedicht aus meiner Schulzeit:

CONRAD FERDINAND MEYER (1825-1898)
Die Füße im Feuer
Wild zuckt der Blitz. In fahlem Lichte steht ein Turm.
Der Donner rollt. Ein Reiter kämpft mit seinem Roß,
Springt ab und pocht ans Tor und lärmt. Sein Mantel saust
Im Wind. Er hält den scheuen Fuchs am Zügel fest.
Ein schmales Gitterfenster schimmert goldenhell
Und knarrend öffnet jetzt das Tor ein Edelmann ...
- "Ich bin ein Knecht des Königs, als Kurier geschickt
Nach Nîmes. Herbergt mich! Ihr kennt des Königs Rock!"
- Es stürmt. Mein Gast bist du. Dein Kleid, was kümmert's mich?
Tritt ein und wärme dich! Ich sorge für dein Tier!"
Der Reiter tritt in einen dunklen Ahnensaal,
Von eines weiten Herdes Feuer schwach erhellt,
Und je nach seines Flackerns launenhaftem Licht
Droht hier ein Hugenott im Harnisch, dort ein Weib,
Ein stolzes Edelweib aus braunem Ahnenbild ...
Der Reiter wirft sich in den Sessel vor dem Herd
Und starrt in den lebend'gen Brand. Er brütet, gafft ...
Leis sträubt sich ihm das Haar. Er kennt den Herd, den Saal ...
Die Flamme zischt. Zwei Füße zucken in der Glut.
Den Abendtisch bestellt die greise Schaffnerin
Mit Linnen blendend weiß. Das Edelmägdlein hilft.
Ein Knabe trug den Krug mit Wein. Der Kinder Blick
Hangt schreckensstarr am Gast und hangt am Herd entsetzt ...
Die Flamme zischt. Zwei Füße zucken in der Glut.
- "Verdammt! Dasselbe Wappen! Dieser selbe Saal!
Drei Jahre sind's ... Auf einer Hugenottenjagd ...
Ein fein, halsstarrig Weib ... 'Wo steckt der Junker? Sprich!'
Sie schweigt. 'Bekenn!' Sie schweigt. 'Gib ihn heraus!' Sie schweigt.
Ich werde wild. D e r Stolz! Ich zerre das Geschöpf ...
Die nackten Füße pack ich ihr und strecke sie
Tief mitten in die Glut ... 'Gib ihn heraus!' ... Sie schweigt ...
Sie windet sich ... Sahst du das Wappen nicht am Tor?
Wer hieß dich hier zu Gaste gehen, dummer Narr?
Hat er nur einen Tropfen Bluts, erwürgt er dich." -
Eintritt der Edelmann. "Du träumst! Zu Tische, Gast ..."
Da sitzen sie. Die drei in ihrer schwarzen Tracht
Und er. Doch keins der Kinder spricht das Tischgebet.
Ihn starren sie mit aufgerißnen Augen an -
Den Becher füllt und übergießt er, stürzt den Trunk,
Springt auf: "Herr, gebet jetzt mir meine Lagerstatt!
Müd bin ich wie ein Hund!" Ein Diener leuchtet ihm,
Doch auf der Schwelle wirft er einen Blick zurück
Und sieht den Knaben flüstern in des Vaters Ohr ...
Dem Diener folgt er taumelnd in das Turmgemach.
Fest riegelt er die Tür. Er prüft Pistol und Schwert.
Gell pfeift der Sturm. Die Diele bebt. Die Decke stöhnt.
Die Treppe kracht ... Dröhnt hier ein Tritt? Schleicht dort ein Schritt? ...
Ihn täuscht das Ohr. Vorüberwandelt Mitternacht.
Auf seinen Lidern lastet Blei, und schlummernd sinkt
Er auf das Lager. Draußen plätschert Regenflut.
Er träumt. "Gesteh!" Sie schweigt. "Gib ihn heraus! Sie schweigt.
Er zerrt das Weib. Zwei Füße zucken in der Glut.
Aufsprüht und zischt ein Feuermeer, das ihn verschlingt ...
- "Erwach! Du solltest längst von hinnen sein! Es tagt!"
Durch die Tapetentür in das Gemach gelangt,
Vor seinem Lager steht des Schlosses Herr - ergraut,
Dem gestern dunkelbraun sich noch gekraust das Haar.
Sie reiten durch den Wald. Kein Lüftchen regt sich heut.
Zersplittert liegen Ästetrümmer quer im Pfad.
Die frühsten Vöglein zwitschern, halb im Traume noch.
Friedsel'ge Wolken schimmern durch die klare Luft,
Als kehrten Engel heim von einer nächt'gen Wacht.
Die dunklen Schollen atmen kräft'gen Erdgeruch.
Die Ebne öffnet sich. Im Felde geht ein Pflug.
Der Reiter lauert aus den Augenwinkeln: "Herr,
Ihr seid ein kluger Mann und voll Besonnenheit
Und wißt, daß ich dem größten König eigen bin.
Lebt wohl! Auf Nimmerwiedersehn!" Der andre spricht:
"Du sagst's! Dem größten König eigen! Heute ward
Sein Dienst mir schwer ... Gemordet hast Du teuflisch mir
Mein Weib! Und lebst ... Mein ist die Rache, redet Gott.

liebe grüße von bärbel






geschrieben von Weißehex am 01.06.2023:

Hallo Bärbel,

über dieses Gedicht, das du hier rezitiert hast, wurde ich in der Schule mal mündlich eine ganze Schulstunde lang abgefragt und musste es deklarieren. Ist mir gut in Erinnerung, verzeih bitte, wenn ich es hier nicht ganz gelesen habe...

Zu meinem Gedicht noch etwas:
Marie Durand kam nach den 38 Jahren wieder frei, sie verbrachte noch acht Jahre in Freiheit, ehe sie starb.
Mich hat diese Geschichte beschäftigt, als ich letztes Jahr in Aigues-Mortes war. Ich wollte eigentlich nur hin, um den Turm zu sehen und war völlig platt darüber, was Aigues-Mortes für eine Touristenstadt ist. Da war vielleicht was los ... aber ich glaube eher, wegen der vielen Läden als wegen des Turmes.

LG Weißehex

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