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geschrieben von Luisa Wald.
Veröffentlicht: 04.09.2023. Rubrik: Unsortiert


Die bnlauen Schuhe

Der Saal brummt festlich. Sanftes Licht glänzt auf alte Wandgemälde. Tangomusik geht den ersten Gästen an den Tischen in die Beine ,noch wird nicht getanzt, erwartungsvoll will jeder sehen, gesehen werden.
Durch eine der Flügeltüren betreten zwei Paare den Saal, blicken sich um. Sie gehen quer über die Tanzfläche aus poliertem Parkett zu ihrem Tisch.. Sie setzten sich, bestellen Wein, prosten auf einen schönen Abend.
Eine der beiden Frauen zieht einen roten Beutel aus ihrer Tasche, strahlt ihren Mann an:
„Guck mal! Ich habe mir neue Schuhe gekauft!“, sie zieht blaue Tanzschuhe aus dem Beutel, „Die passen genau zu meinem Kleid.“
Ihr Mann verzieht missbilligend die Stirn.
„Wann war das denn ?“
„Gerade eben im Foyer, als ihr unsere Mäntel weggebracht habt und noch rauchen wart.“
„Das war nur eine Viertelstunde!“ Er schüttelt den Kopf. „Und das wievielte Paar ist das jetzt?“
Die Frau zuckt mit den Schultern, beginnt leise zu zählen, unterbricht sich, fragt:
„Tanzschuhe oder überhaupt?“
Der Mann verzieht den Mund.
„Ist ja auch egal, kann man wahrscheinlich nur schwer zählen.“ Seine Stimme klingt gereizt. Sein Freund neben ihm grinst, dessen Frau gegenüber beginnt die Weingläser auf dem Tisch hin und her zu schieben.
„Was hast du denn plötzlich. Du wusstest doch, dass ich mir heute beim Ball neue Schuhe holen wollte!“ Sie schaut zu den anderen Tischen, will nicht, dass jemand etwas von dem beginnenden Streit bemerkt.
„Davon war keine Rede. Ich wollte mir Schuhe holen!“, fährt der Mann sie an.
“Dann hast du mir schon wieder nicht zugehört!“, zischt ihm die Frau zu.
„Wir können doch jetzt zusammen rausgehen, du holst dir auch ein Paar Schuhe, und alles ist gut!“
„Das kann ich ja nun vergessen! Du gibst ja Geld nach Lust und Laune aus!“ Er wird immer lauter.
Die Frau guckt unter den Tisch.
„Deine Schuhe sind doch ganz in Ordnung. Sie sind fast neu. Und bequem! Das reicht bei einem Mann: Kein Mensch guckt auf Männerschuhe!“ Sie spricht leise, scharf artikuliert.
Der Freund lacht, genießt den Streit sichtbar, sagt:
„Es sei denn sie wären blau!“
Die Freundin rutscht unruhig auf ihrem Stuhl hin und her, versucht abzulenken:
„Habt ihr schon die Decke beachtet. Die ist wirklich eindrucksvoll bemalt!“
Das Paar reagiert nicht auf darauf, sie starren sich wutentbrannt an.
„Willst du mir jetzt den ganzen Abend verderben? Was soll das denn? Nie hast du gesagt, dass du dir Schuhe kaufen wolltest!“ Ihre dunklen Augen fixieren die seinen funkelnd.
„Hättest du dir aber denken können oder erst mal mit mir reden können, bevor du selber zuschlägst!“
„Gut gebrüllt!“, grinst der Freund, seine Frau verdreht die Augen.
„Wenn du jetzt nicht aufhörst, tanze ich den ganzen Abend nicht mit dir!“ Die Frau, dreht sich zur Seite, blickt über die Tanzfläche, hält Ausschau nach anderen Tänzern, sucht Blickkontakt.
„Mit meinen alten Schuhen will ich sowieso nicht tanzen!“ Der Mann trinkt sein Weinglas leer.
„Ich kann dir ja eines von meinen Paaren leihen. Ich habe nämlich zwei.“ Der Freund knufft ihn die Seite.
„Vielleicht sollten wir noch ein wenig Rotwein trinken!“ Die Freundin greift zur Flasche.
„Ich würde ihn gerne aus blauen Schuhen trinken!“, grinst der Freund die beiden Frauen an.
Der Mann guckt böse geradeaus.
„So, mir reicht es! Ich gehe zum Shop und tausche sie gegen ein weiteres Paar glatter schwarzer Herrenschuhe!“ Die Frau steht auf, wirft die blauen Schuhe in den roten Beutel, schwingt ihn über ihre Schulter und schreitet quer über die leere Tanzfläche Richtung Flügeltüre.
„Geht doch!“ Der Freund klatscht leise Beifall, grinst seine Frau an. Die tritt im unter dem Tisch vor das Bein.
Der Mann springt auf, läuft hinter der Frau her, den letzten Meter schlittert er elegant auf den Sohlen seiner Schuhe. Er greift nach dem Beutel, zieht ihn der Frau von der Schulter. Sie geht weiter mit hoch erhobenen Kopf Richtung Türe. Er erwischt sie am Arm, dreht sie zu sich, sie blicken einander in die Augen. Langsam steigt aus der Wut ein Lächeln empor. Ohne nach rechts und links zu blicken, spüren sie die Blicke der Menschen an den Tischen. Sie stehen mitten auf der Tanzfläche.
Er nimmt ihre rechte Hand in seine linke, der rote Beutel hängt zwischen ihren Armen herab. Sie legt den linken Arm um ihn, sie stehen in Tanzhaltung. Er beginnt mit ihr zu tanzen, die Tangomusik wird lauter.
„Der Ball ist eröffnet!“, sagt er. Sie legt ihren Kopf auf seine Schulter.

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