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geschrieben von *olli*.
Veröffentlicht: 20.01.2024. Rubrik: Unsortiert


Nebel - oder auch „Auf der Rhoen“

Schreibwerkstatt vom 18.5.15

Nebel - oder auch „Auf der Rhoen“

Wie gut, was mir heute eingefallen ist:
Meine Nachdenklichkeit, meine Träumerei und Sinnsucherei haben auch etwas Interessantes und nicht nur Verachtenswertes, sind nicht Ausdruck von Lebensunfähigkeit, Versagen...
Die Geschichte:

Wie liebe und liebte ich die Natur, kann in ihr zerfliessen. Wie oft denke ich an die tiefsten Eindrücke meiner jungen Jahre. Zum Beispiel in der Nähe von Rothenburg an der Fulda, wo ich vor vielen Jahren eine Kur machte. Die Klinik lag außerhalb des Ortes, schon ein wenig auf dem Berg. Man brauchte nur eine Straße zu überqueren und war schon im Wald. Das sind schon die Ausläufer der Rhoen, einem Mittelgebirge, das für Menschen aus der Tiefebene eben wirklich Bergland ist.
Dort erlebte ich eines morgens, daß die Bäume voller Rauhreif waren und in der ersten Sonne glänzten und schimmerten wie geschliffene Diamanten: ein wirklich momentanes Glück, denn sofort taut die Sonne diese Schönheit fort – gepaart mit kalten Füßen und herrlich-warmen Strahlen von oben.

Dort erlebte ich an freien Wochenenden die wolkenverhangenen Täler, dieses Undurchscheinbare, Geheimnisvolle, Wunderschöne, dieses Unerklärliche, Ersehnenswerte, nicht Nennbare, dieses Geheimhis zwischen Realität und Traum, dieses nicht Beschreibbare, das ich „Unendlichkeitsgefühl“ nannte. Ich wollte verschmelzen mit dieser Erscheinung, wollte Teil sein und schwebend darin aufgehen, wollte das feuchte Grau trinken oder darin ertrinken. Meine Sehnsucht war, alles zu beenden und einzufließen in eine große Ruhe. Das war sicherlich eine Todessehnsucht im romantischen Sinne. Das Grau des Nebels war nicht häßlich, sondern verheißungsvoll und lockend.
Ich war für mich, obwohl wir mit mehreren und Gruppe zur Baude wandern wollten.

Dort traf ich sie dann alle fröhlich und vergnügt bei frisch gebackenem Bauernbrot mit Landbutter, manche tranken Bier dazu – man erzählte und lachte über die Kurerlebnisse und das tägliche Leben. Mein Kurschatten war interessiert an meinen romantischen Eindrücken, ich konnte ihm das nicht vermitteln. Letztlich wollte er fröhlich sein und das Leben genießen - und natürlich wollte er auch insgeheim etwas anderes. Ich hatte wohl Mühe, ebenso vergnügt zu sein, gab mir große Mühe, war ich doch damals im Kreise von Herzkranken eine sehr junge Frau.

Der Kurschatten hat keine bleibenden Erinnerung bei mir hinterlassen, wir haben allerdings fast jeden Abend im Hobby-Bereich zusammengehockt, über Gott und die Welt geredet.
Er fand mein Leben so interessant: meine Freiheit und vor allem die Freiheiten, die ich mir nahm.
Er empfand offensichtlich u.a. meine Nachdenklichkeit und Träumerei als etwas schönes, das er nicht hatte und nie gefunden hat.

Der Kurschatten kam aus Rain am Lech, war also ein Bayer. Ob er auch „grüß Gott“ gesagt hat, weiß ich nicht mehr.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Federteufel am 21.01.2024:

Großartige Kurromantik, perfekt geschildert! War z. T. richtig ergriffen. So schreibt kein Neuling.
Jedoch: "Er empfand offensichtlich u.a. meine Nachdenklichkeit und Träumerei als etwas schönes, das er nicht hatte und nie gefunden hat."
Woher weißt du das, da er doch aus deinem Leben verschwunden ist?
"Der Kurschatten kam aus Rain am Lech, war also ein Bayer."
Muss heißen: Der K. war ein Bayer aus ...-
Nicht jeder, der dort wohnt, ist ein B.
"Ob er auch „grüß Gott“ gesagt hat, weiß ich nicht mehr."
Ich schlage vor: "Ob er zum Abschied auch „grüß Gott“ gesagt hat, weiß ich nicht
mehr." Dann erhält der Satz mehr Gewicht.
Trotzdem, sehr gerne gelesen.
Liebe Grüße.


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