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1xhab ich gern gelesen
geschrieben von *olli*.
Veröffentlicht: 17.04.2024. Rubrik: Unsortiert


Iwan, der Schreckliche - ein schweres Joch

Wie so oft, war ich mit einer Busreisegesellschaft unterwegs. Wir kamen aus Italien und wollten in die Schweiz. Um uns herum Apfelplantagen, kleine Städtchen – eine friedliche Welt.
Der Busfahrer stellte sich vor: er heiße Iwan. Für mich und viele andere war das sofort in Verbindung mit „Iwan, der Schreckliche“. Wer war das? War das ein früher Herrscher Rußlands?
Und hat der geherrscht, die Leute erschreckt, war also der Schreckliche? Jedenfalls Russe war er wohl tatsächlich-unser Busfahrer, aber gut und sicher hat er uns durchs bergige Land chauffiert.

Wir wollten also in die Schweiz, aber vor allem wollten wir endlich von nahem sehen, was von weitem so verheißend, auf den Post- und Landkarten so verwirrend schön, uns jedenfalls so neugierig gemacht hatte: Das Stilfzer Joch. Und dann fast 3000 m Höhe, da hatte ich schon ein wenig Respekt und habe mich auf der Höhe wirklich nur sehr mäßig und bewußt bewegt, endlich mal „geschritten“.

Es sind also endlose Schleifen, Serpentinen, Haarnadelkurven und ständige Steigungen zu bewältigen und zu bewundern. Schon tolles Wechselspiel zwischen neugierigem Erleben und ängstlichem Erschauern. Aber wir hatten einen sicheren Busfahrer – und ich saß gleich hinter ihm – hatte also fast gute Sicht.

Aber dann. Von der höchsten Höhe, dem Paß, kommend kam uns eine riesige Schar von schweren Motorrädern entgegen. Der Bus war gerade in einer Kurve und natürlich – um das lange Gefährt um die Biegung zu bekommen – auf der linken Spur. Da kamen italienische Glut und russische Wut sich ins Gehege. Dabei fiel die Sozia vom Motorrad und rollte an den Straßenrand. Gottlob war ihr nichts passiert. Wie schrecklich die Vorstellung. Hier oben, wo so schnell keine Hilfe kommen könnte. Aber der Schreck war noch nicht vorbei, denn plötzlich war der Motorradfahrer wutschnaubend im Bus, nachdem er dreimal gehupt hatte , wohl Alarmzeichen für seine Gruppe. Schreck laß nach! Was passiert jetzt? Ein Massaker auf der Höhe? Vielleicht sogar ein Absturz in den Abgrund?

Ich – feige, ängstliche Person, die ich bin - stehe auf und hebe instinktiv beschwichtigend meine rechte Hand, ohne viel zu sagen – aber das ist wohl eine Archetype, die ohne Worte wirkt. Jedenfalls schien allein die Tatsache der Teilnahme schon eine kleine Abkühlung zu sein.

Die Motorräder kamen dann auch alle, aber die Abkühlung hatte schon ein Fremder gemacht:
Ich hörte nur eine Stimme fragen: „und was ist ihnen passiert“, „kann ich ihnen helfen“. Das nahm wohl vollends die Spannung aus der Situation.

Der Held des Tages war also nicht Iwan der Schreckliche oder ein heißglutiger Italiener, sondern ein deutschsprechender Fremder, einer von vielen anderen, aber ein tatkräftiger und besonnener Mensch. Wie dankbar kann man dafür sein!

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