Veröffentlicht: 19.10.2024. Rubrik: Historisches
Flieg, flieg frei, meine Liebe
"Flieg, flieg frei meine Liebe, so schwer es mir denn fällt, dich Liebe zu nennen.", schrieb ich in einem Brief an- meine liebste Brieftaube. Ein analphabetes Wesen, klar- jedoch auch eins, welches meine Sprache nicht verstünde.
"Weil bezeichne ich dich so, so fällt es mir nur schwerer, meinen Abschied zu nehmen.", schrieb ich.
Meine Absicht war es, die Taube unter einen Baum zu legen in den Wald- und sie zu verabschieden. Den Brief lege ich zu ihr. Ein trauriges Ereignis. Sie war im Krieg getroffen worden.
Ich sah es noch klar vor Augen- der saftige Schweiß quoll aus ihr heraus und sie stürzte zu Boden- unlebendig.
"Und habe ich einen letzten Wunsch an dich, so möge er wie folgt sein: flieg über mir und wahre mich. Flieg, flieg frei, meine Liebe , so schwer er mir denn fällt, dich Liebe zu nennen."
Angekommen am Baume Ließ ich meine Hände über ihr feines Gefieder gleiten- ein letztes Mal. Ich grub ein kleines Loch und legte sie hinein. Ein letztes Mal laß ich den Brief. Legte ihn zu ihr.
Eine Weile stand und schwieg ich- entfernte Schüsse und Geschrei trieb meine Tränen nicht- nicht so sehr wie mein Verlust. Ich deckte meine Brieftaube mit Erde zu und ich ging.