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geschrieben 2024 von Ernst Paul.
Veröffentlicht: 03.11.2024. Rubrik: Unsortiert


So retten wir das Klima

Der Herr von Welt sitzt bequem in seinem Ledersessel. Sein Couchtisch ist belegt mit verschiedenen Papieren. Ein leichter Hauch von Parfum vom gestrigen Abend umringt ihn. Gelangweilt gleitet sein Blick über die neueste „Klimastatistik“-Broschüre.
Bilder dramatischer Unwetterkatastrophen, schmelzende Gletscher und ein Orang-Utah, der traurig in die Kamera schaut, nehmen einen Großteil der Berichterstattung ein. Er schaut belustigt: „Als ob das meine Morgenkaffee-Routine stört.“ Eine Sekunde hält er inne.
Nicht wegen der aufrüttelnden Nachrichten über den Meeresspiegel: Nein. Sein Augenwinkel ist auf etwas Praktischeres gefallen: Klimazertifikate.
Die Rettung naht! Wenn die vermögenden Herren von nebenan ihre Abgase auf die Bahamas schieben können, dann ist das das perfekte Geschenk für den klimabewussten Gentleman. Er entscheidet dann, wie er dem Klimawandel entgegenwirkt.
Das Angebot ist breit gefächert. Von CO2-Kompensationszertifikaten über Grünstrom-, Waldschutz-, Biouniversitäts-, Wasser- oder auch Plastikkompensationszertifikate ist alles käuflich.
Mit dem Kauf solcher Zertifikate wird die Umwelt gerettet und das Klima positiv beeinflusst.
Er entscheidet sich für einen Schwung Zertifikate für Strom, Wasser und Plastik. Schnell überweist er online die Beträge und ist stolz auf sein Engagement. Die Papiere werden zufrieden in der Schublade ruhen und nehmen kaum Platz ein.
Mit einem zufriedenen Grinsen lehnt er sich zurück und tippt lässig auf seinem Smartphone – ein Flug nach Bali ist schließlich immer drin.

Der Klimawandel geht ihm am Arsch vorbei.
Er kauft einfach ein Zertifikat, gern auch drei.
Seine Nachbarn sollten das nur wissen.
Dann hat er auch ein reines Gewissen.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Kargut am 03.11.2024:
Kommentar gern gelesen.
Ich vergleiche es immer mit dem Ablasshandel der Katholischen Kirche. "Wenn das Geld im Beutel klingt, die Seele in den Himmel springt."





geschrieben von Ernst Paul am 03.11.2024:

Danke Kargut, Du hast vollkommen recht. Umweltzertifikate sind Ablassbriefe. Ablassbriefe im Mittelalter hatten ihre Wirkung und waren ein voller Erfolg. Bis zum heutigen Tag gibt es keinen Nachweis, dass ein Sünder durch den Kauf eines Ablassbriefes nicht von seinen Sünden befreit wurde. Warum sollte es heute anders sein?




geschrieben von Metti am 03.11.2024:
Kommentar gern gelesen.
Seit ich mir Klimazertifikate gekauft habe, hatte ich kein Hochwasser mehr. Ok, ich wohne auf dem Berg. Aber egal.




geschrieben von gaivota am 04.11.2024:
Kommentar gern gelesen.
Genau, wer noch mehr zu dem Thema lesen will, dem empfehle ich unter Satirisches meine Geschichte vom Flatulenzgesetz. LG Gaivota




geschrieben von Weißehex am 05.11.2024:
Kommentar gern gelesen.
Hat schon mal jemand gezählt, wie oft das Wort „Klimawandel" in den Nachrichten vorkommt?
Immer wenn etwas nicht so ist, wie es sein sollte bzw. es Unwetter gibt und Keller vollaufen (ich meine jetzt gar nicht die großen Katastrophen) ist der Klimawandel schuld. Ist ja auch sehr bequem. So muss sich niemand darüber Gedanken machen, dass eventuell Flussläufe falsch begradigt worden sind oder ähnliches.

Ich kann das Wort „Klimawandel" nicht mehr hören!

Aber die Geschichte ist gut.
😃




geschrieben von Metti am 05.11.2024:
Kommentar gern gelesen.
Wenn es kalt wird, ist es das Klima. Wenn es warm wird, ist es das Klima. Wenn es nass ist: Klima. Wenn es trocken ist: Klima.

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