Veröffentlicht: 02.05.2025. Rubrik: Unsortiert
BUCHSTABENDIÄT
Büchervernichten war einmal, jetzt ist es eine andere KI gestützte Methode. Zu erkunden in der neuesten Wochengeschichte und im Dreisatzroman aus meiner Feder:
BUCHSTABENDIÄT
Meine Teenagertochter ist eine Vielleserin. Das ist eindeutig eine Untertreibung: Sie verschlingt Buch um Buch. Egal welchen Inhalts. Jedes Buch, das sie ergattern kann. Liest spät in der Nacht mit einer Taschenlampe unter der Bettdecke. Plündert Büchertauschecken in der ganzen Stadt. Besuchte unzählige Schnelllesekurse. Das Problem bei ihrem exzessiven Steckenpferd besteht darin, dass das Pferd den Bücherkarren kaum mehr ziehen kann. Ihr Zimmer ist bis zur Decke mit Taschenbüchern gefüllt. So wollen wir sie, um diese exzessive Sucht zu bekämpfen, mit einem befreundeten Psychiater zusammenbringen, diesen ohne den wahren Grund anzugeben zu einem Abendessen einladen, mit dem heimlichen Plan, ihm dann das aus allen Büchern platzende Teenagerzimmer bei einer Hausbesichtigung vorzuführen. Meine Gemahlin ist eine fantastische, in allen kulinarischen Geheimnissen bewanderte Köchin und wird, dabei ihre heilige Diät zur Gewichtsabnahme brechend, ein sechsgängiges Festessen zubereiten, was uns alle nicht nur begeistern, sondern ihrem BMI am kommenden Morgen auf der Waage zu Freudensprüngen verhelfen wird. Darauf wird bestimmt eine erneute Suche nach der Idealdiät unsere Zweisamkeit vergiften. Doch was soll's, die Mentalgesundheit meiner Tochter ist das wert. Wenn nicht Gold wert, so doch mindestens einige zusätzliche mütterliche Pfunde wert.
Am besagten Tag des PSY-Besuchs, den wir auch in unseren gemeinsamen Wunschvorstellungen als Erlösungstag bezeichnen, gehen wir bereits frühmorgens auf den Markt, kehren schwer beladen — ich komme mir wie ein Sherpa im Himalaya vor — nach Hause, und sogleich beginnen Wohlgerüche, die ich seit den Diätwochen meiner Frau so vermisse, die hinterste Ecke unseres Heims zu erfüllen. Speichelseen beginnen meinen Mund zu fluten. Den von meiner Gattin mir übertragenen Auftrag brav befolgend, eile ich in unseren kleinen, aber wohlsortierten Weinkeller, der mein Steckenpferd darstellt, dessen Wagen jedoch die Tiere mit Leichtigkeit, da in meinen Augen mit Weinraritäten noch wesentlich untergewichtet, zu ziehen vermögen. Begutachte mit Sperberaugen jede meiner Flaschen. Lese die Etiketten Buchstaben um Buchstaben. Komme dabei zu dem Schluss, dass die Flaschen unserem hohen Gast keineswegs Genüge tun werden. Beginne, in Frage kommende Schätze auf eine Seite zu rollen. Behändige mich des in der Ecke liegenden Zapfenziehers. Überlege, wie ich, ohne dass der Gast oder meine geniale Gattin es bemerken kann, die Flaschen unbemerkt anzapfen könnte, um dem hohen Erlösungsgast nicht untergerecht zu werden. Eine Aufgabe, die unlösbar erscheint, umso mehr als jetzt die verführerischen diät-freien Küchendüfte den Kellerraum erreichen.
Da! Ein Blitzgedanke. Aus der Pandemiezeit sollte sich in der angelegten Hausnotapotheke, deren Lebensmittelpunkt seit der Überwindung dieser so schweren Zeit auch im Weinkeller beheimatet ist, noch eine medizinische Spritze befinden. Gedacht, getan. Und tatsächlich befindet sich diese wie vermutet an Ort und Stelle. Wohlverpackt. Steril. Diese Packung werde ich nach frevlerischem Gebrauch ohne Wenn und Wider wiederherstellen können. Davon bin ich fest überzeugt. So beginne ich, mit diesem genialen, oft lebensrettenden Instrument Zapfen um Zapfen durchzustechen, ohne die gläsernen Behältnisse und deren verstaubte Etiketten sichtbar zu verletzen, tropfenweise die kostbaren Inhalte auf meine Zunge zu träufeln. Die Essenz alsdann in meinem Gaumen, der sich darob hocherfreut zeigt, zu verteilen. Welch Genuss! Was für Aromen! Himbeere. Wacholder. Heidelbeere. Waldfrüchte. Pfifferlinge … Ohh halt! Da schleicht sich die arge Erkenntnis in meinen Schädel, dass meine Weinverkostung einen Pfifferling wert ist, da ich nicht mehr wissen kann, zu welcher Flasche die verkostete Essenz gehört. Mein ganzer Körper ruft mir zu ‚ABBBBRUCH‘! ABBRUCH! Subito folge ich dem Ruf. Verstaue alle Flaschen an ihrem ursprünglichen Ort. Und gleich wächst die innere Überzeugung, dass die Entsüchtigung unserer Tochter viel einfacher zu erreichen ist als mit einem Psychiater. Wir diesem unter Angabe der vermuteten Ansteckungsgefahr der Lesesucht eine Ausladung zustellen können. Die LÖSUNG: Eine BUCHSTABENDIÄT. Das Festessen wird dann, um einen Esser weniger, doppelt zu geniessen sein!
Ich werde alle Bücher meiner Tochter, wenn sich diese ausser Haus befindet, zusammenklauben, in den grossen Diät-Küchen-Mixer meiner Frau werfen, um dann den Inhalt platzsparend ins Tochterzimmer zurückzubringen. Das Resultat wird sich bestimmt sehen lassen, wie sich meine Hirnwindungen sogleich melden, mir ein virtuelles Spiegelbild des Mixerinhalts nach vollbrachter Tat vor die Nase halten:
´Mne Gichtn mss bnhm kzier n ürz rdn.
Shlb i ur, he nr nch sr sprs mt oren nd uctbn m.
Tte ben erstä. Dn eh.´
Da wird mein Kind Nächte zur Entzifferung einer einzigen Seite benötigen, was sie rasch zu anderer Kurzweil führen wird ...!
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
D I Ä T E N
Diese Profit
Generierenden
Diäten dabei Gold
Krümel stählend in deren
Stets wachsenden Portfolios
Bequem sicher Kryptodisiern lassen.
Was derweil immer zählt
Ist Glauben an diese
verbreiten lassen.
Wenn dann die Diät scheitert
Geht es darum möglichst temporeich
Schnelldiäten für Gescheiterte vorzuzeigen
Damit erneut Kryptotasten wortreich tanzen lassend.
Herzlichst
François Loeb
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