Veröffentlicht: 04.05.2025. Rubrik: Persönliches
Meine Herkunftsfamilie - Hochzeitsglocken
Unser Familienleben begann damit, dass mein bedachter Vater seine heiratssüchtige Viola nach zehnjähriger Liebschaft endlich zur Frau und Gemahlin genommen hatte. Zu einer richtigen Hochzeitsfeier war er eh nicht zu bewegen, also hatte sie im Gegenzug darauf bestanden, in einer barocken Wallfahrtskirche den kirchlichen Segen zu erhalten.
Sie heirateten ohne ihrer beider Eltern. Dass seine zwei Brüder, eigentlich Halbbrüder, was immer betont wurde, dass diese als Trauzeugen dabei waren, dafür hatte er gesorgt. Viola dagegen hat keine ihrer drei Schwestern, die ihr sehr viel bedeuteten, dabei gehabt; gar niemanden aus ihrer Familie.
Gerade deshalb hatte sie Orgelspiel und eine Heilige Messe bestellt, anstatt einer einfachen, angebrachteren Trauungszeremonie. Währenddessen wurde ihr andauernd übel, war sie doch guter Hoffnung mit mir und außerdem zu spätvormittäglicher Stunde noch nüchtern, durfte man doch den Herrn bei der Heiligen Kommunion, aus Respekt, nur auf leeren Magen empfangen. Ja, so war sie, meine Mutter, die kesse Viola, einerseits ein gerissenes Weibsstück, jederzeit durchaus zu einer Notlüge bereit, andererseits aber an konkreten Einzelheiten stur festhaltend, auch wenn ihr noch so schlecht wurde.

