Veröffentlicht: 05.05.2025. Rubrik: Persönliches
Meine Herkunftsfamilie - Fernsehkasten
Meine Eltern kauften sich als einige der ersten einen Fernseher, der damals nur ein einziges Programm, die ARD, ausstrahlte. Ja, und den Österreicher bekamen wir von Haus aus rein, zwar grieslich, das heißt, arg flimmernd, aber auf dem ich den Kasperl schauen durfte. Wenn alle Kinder dann im Fernsehkasten nach dem Kasperl um Hilfe riefen, weil das Krokodil oder das Teufelchen den naiven Sepperl wieder einmal austricksten, dann schrie ich, ganz allein auf unserem Divan sitzend, mit. Mein Bruder war noch zu klein.
Eigentlich war die unsrige eine traurige Kindheit, die ich alleine, später zu zweit mit meinem Bruder, jedenfalls weitgehend ohne andere Kinder, vor dem Fensehkasten oder verloren in unserem großen Garten verbrachte. Doch wir kannten es nicht anders, uns war nicht traurig zumute.
Oder war da doch eine stille, unbekannte Sehnsucht? Denn immer spürte ich und verspüre noch heute einen leisen, innerlich ziehenden Schmerz, wenn ich passen muss, während andere von ihrer frohen Kindheit schwärmen, von der Kinderschar, die draußen unbefangen miteinander herumgetollt ist.

