Veröffentlicht: 16.05.2025. Rubrik: Unsortiert
AUSSCHLAG
Ausschlag kann beängstigen! Weshalb zu erkunden in der neuesten Wochengeschichte aus meiner Feder und im Dreistzroman:
AUSSCHLAG
„Dieser Ausschlag ist kaum auszuhalten, er beängstigt mich schrecklich. Und ich weiss nicht, was gegen ihn zu unternehmen ist. Jedes Frühjahr ist es dasselbe. Angst habe ich, die mir niemand, selbst du nicht, nehmen kann“, flüstert meine Freundin, sodass ich meine Ohren überaus spitzen muss, in ihr Smartphone. Die leise Panik in ihrer Stimme vermag meine eigenen Ängste anzuregen. Ich mache mir ernsthaft Sorgen. Noch kenne ich die so anziehende junge Frau, in die ich mich so unbändig verliebt habe, kein ganzes Jahr. Dadurch ist es der erste Frühling, den ich mit ihr verbringe, und ich muss mich auch mit ihrem speziellen Gesundheitszustand anfreunden. Ihre Allergie kennenlernen. Denn dass es sich um eine solche handeln muss, liegt für mich auf der Hand. Stelle mir den Ausschlag, die hässlichen Pusteln in ihrem so reinen Gesicht bildlich vor. Pusteln, die ihre einmalige, beinahe himmlische Schönheit angreifen, zu zerstören suchen. Denke, dass ein Engel mit einem allergischen Ausschlag kaum vorstellbar sei. Überlege krampfhaft, was ich ihr raten soll. Auf der Hand liegt ein Besuch bei einem Hautarzt. Der könnte eine Arznei dagegen verschreiben.
Oder besser einen Homöopathen? Mit Kügelchen gegen runde Pusteln tönt irgendwie logisch. Und ich bin ein Logiker, arbeite als Logopäde, immerhin die gleiche Wortwurzel, und um das Übel an der Wurzel anzupacken, wäre das ein erfolgversprechender Ansatz. Doch was, wenn sie nicht an die Kügelchen glaubt, nicht glauben möchte? Dann wirken diese wohl auch nicht. Also eine andere Antwort finden. Doch ein langes Schweigen während unserer Telefonverbindung ist bestimmt nicht hilfreich. Also auf Zeit spielen. Ablenken. Nicht weitere Auskunft über das Leiden verlangen, bevor ich keine befriedigende, ja beruhigende Antwort, Handlungsanweisungen geben kann. Über ihr Wunschgericht sprechen, um den heutigen Abend vorzubereiten, denn ich bin ein begnadeter Kochkünstler. Zumindest haben mir das frühere Freundinnen attestiert. Was aber, wenn der Ausschlag sich auf ihre so süsse Zunge ausdehnt? Dann bringen Gedanken an eine Feinschmeckerspeise nicht nur nichts, sondern sind absolut kontraproduktiv. Also doch die Gefahren des Falschliegens in Kauf nehmen, mit der Tür ins Haus fallen. Arztbesuch vorschlagen, Kügelchen aus der Homöopathie ins Spiel bringen.
‚Rien ne va plus‘ … dieser Croupier-Spruch versucht, mir die eigene Zunge, die jetzt unheimlich juckt, als hätte sie sich einen perfiden Ausschlag durch telefonische oder telepathische Ansteckung eingefangen, zu versiegeln. Mit eisernem Willen und allen mir zur Verfügung stehenden Zungenmuskeln kämpfe ich dagegen an. Ein Stammeln, Mümmeln entwindet sich meinem Mund. Die Folge ein Klick. Ein Klack. Die Verbindung ist unterbrochen. Ich wähle die Nummer erneut. Erwarte eine Vorwurfsflut. Eine Anklage über typisch männliche Empathielosigkeit. Doch an dessen Stelle meldet sich die kalte Maschinenstimme ihrer Mailbox. „Hinterlassen Sie Ihre Mitteilung nach dem Piep“. Ich bitte um Rückruf. Entschuldige mich mit viel Gefühl in der Stimme für die nicht von mir ausgelöste Unterbrechung. Hoffentlich leitet die Box diese Gefühlslage authentisch weiter. Was ich bezweifle, denn wie soll eine Maschine menschliche Liebesgefühle übertragen? Starre auf mein Handy. Hoffe, dass es sich gleich wieder meldet. Gibt es Wiederbelebungskurse für Smartphones? Muss unbedingt einen buchen. Den echten des Roten Kreuzes habe ich soeben für meinen Führerschein absolviert. Wenn Gedanken Maschinen steuern können, davon habe ich erst kürzlich gelesen, so hat mein Gerät das gelernt, denn es erwacht zum Leben. Die Nummer meiner Angebeteten erscheint im Schüttelfrost des Apparats. Was nur soll ich ihr jetzt raten? Einen Augenblick, ja sie hat herrliche braune Augensterne, nichts sagen. Nicht sprechen. Sie reden lassen. Ein probates, erprobtes jahrhundertaltes Hausmittel. Ihre herrliche Stimme, die mir heisse Schauer über den Rücken sendet, erklingt:
„Ich wollte dich einzig nicht nur bitten, sondern anflehen, um keinen Preis mit mir in die Natur wandern zu gehen. Versprichst du mir das? Fürchte mich jeden Frühling so sehr vor dem ersten grünen Ausschlagen der Bäume …!“
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
A U S S C H L A G
Es schlägt
Der Ausschlag
Das Pendel jeden
Ungeraden geraden Tag.
So wie selbst bestimmt
Es täglich gerade mag
Bis am Boden ich
krächzend lag.
Ich bemerkte
Dass kein Ausschlag
Es war nein ein Einschlag
Des Schicksals rundum pendelnd
Von unwahrscheinlich wahr zu unwahr
Damit mir kräftig ans Schienbein schlagend war.
Herzlichst
François Loeb
Ihre Kontakte an den kostenlosen und werbefreien Wochengeschichten und Dreisatzromane aus meiner Feder teilhaben lassen! Einfach den Link weiterleiten, oder der Signatur Ihres Mail Accounts beifügen! Vielen Dank!
Die Wochengeschichte und/oder der Dreisatzroman können stets mit Quellenangabe >> auf Ihrer Homepage, Ihrem Blog oder in der Vereinszeitschrift kostenlos aufgespielt werden, mit der Bitte um, wenn möglich ein elektronisches Belegexemplar auf meine Mail: francois.loeb@bluewin.ch oder francois.loeb@t-online.de zu senden.
Ich freue mich darüber !!

