Veröffentlicht: 01.06.2025. Rubrik: Märchenhaftes
Die Räuberpfoten
Vollmond und absolute Stille beherrschen die Nacht. Nur die 4 Räuberpfoten sind aus ihren Verstecken gekrochen, um am Seeufer ihren nächsten Einbruch zu planen.
Kargut, das Waschbärmädchen, ist die Anführerin der Bande und verkündet stolz: “Freunde, heute Nacht brechen wir auf, zur wichtigsten Mission unseres Lebens!“
Jens, das Eichhörnchen, hüpft aufgeregt hin und her. „Oh, cool. Klauen wir Nüsse?“
„Nur eine Nuss, und zwar eine goldene“, antwortet Kargut geheimnisvoll. „Sie ist faustgroß und ein Vermögen wert.“
„Golden? Dann kann man sie ja gar nicht essen, antwortet Jens enttäuscht.
„Mein lieber Jens, wenn wir diese Nuss in unserem Besitz haben, dann kannst Du dir jeden Tag einen ganzen Sack voll Nüsse kaufen,“ prophezeit Kargut.
„Gold, wie schön. Ich liebe alles was glänzt und Nüsse so wie so,“ krächzt die Elster Hubert.
„Klingt gut. Ich komm mit“, grunzt Hilda das Wildschwein.
Und so machen sich die 4 Ganoven auf den Weg zu einer Konditorei, in der Kargut das Objekt der Begierde bei ihren nächtlichen Streifzügen gesehen hatte. Grell beleuchtet lag es im Schaufenster, umgeben von Haselnüssen, Walnüssen, Mandeln und anderen Leckereien.
Jens läuft das Wasser im Mund zusammen. Bei Hubert blinken die Dollarzeichen in den Augen. Kargut verteilt die Aufgaben: „Jens, Du kletterst durch die Lüftung in den Laden und öffnest uns die Tür.“
„Kein Problem, Chef. Mach ich“, entgegnet das Eichhörnchen und hüpft aufgeregt auf der Stelle.
„Hilda, Du stehst Schmiere und lenkst den Ladenbesitzer und den Wachhund ab, wenn sie kommen“ lautet Karguts Anweisung für das Wildschwein.
„Och nö. Ich hab´ Schiss vor Hunden. Und was, wenn der Ladenbesitzer ein Gewehr hat?“ Hilda zählt eine Ausrede nach der anderen auf, warum sie sich für ungeeignet hält, Wache zu schieben. Aber Kargut bleibt hartnäckig und sagt: „Dann geh zurück in den Wald. Glaub nur nicht, dass Du von uns etwas abbekommst.“
Beleidigt versteckt sich Hilda hinter einem Baum. Alleine traut sie sich nicht, den weiten Weg zurück in den Wald zu gehen.
In der Zwischenzeit ist der kleine Jens bereits in die Lüftung geklettert und stößt einen lauten Schrei aus: „Hilfe, ich stecke fest. Mein Schwanz hat sich im Ventilator verfangen. Au, aua. Hiiilfe.“
„Warte“, ruft Hubert die Elster. „Ich suche eine Schere oder ein Messer. Dann kann ich Deinen Schwanz abschneiden“.
Jens erschrickt bei diesen Worten so sehr, dass er sich mit einem heftigen Ruck aus der misslichen Situation befreit und von dem Ventilator gegen die goldene Nuss katapultiert wird. Als er wieder zu sich kommt, sieht er das Objekt der Begierde auf dem Boden liegen. „Oh je! Was ist das denn?“ fragt er sich, als er den vermeintlichen Schatz genauer betrachtet.“ Das ist ja nur eine blöde Styrodurkugel, die in Goldpapier eingewickelt ist.“ Geistesgegenwärtig rafft er so viele, von den echten Nüssen und Keksen in seinen kleinen Rucksack und hüpft damit zu Ladentür, damit auch seine beiden Freunde etwas erbeuten können und löst – oh Schreck – mit seinem buschigen Schwanz die Alarmanlage aus. Ein ohrenbetäubender Lärm unterbricht die Stille der Nacht. Lichterblitze zucken durch den Laden und blenden das Räubertrio.
„Nix wie weg“, ruft der Waschbär, dem vor lauter Schrecken die Maske verrutscht ist. Die diebische Elster fliegt in ihrer Orientierungslosigkeit gegen eine Laterne und verbiegt sich den Schnabel. Hilda, das feige Schwein, ruft zitternd aus ihrem Versteck: „Nehmt mich mit“.
Als das Quartett wieder am See ankommt, durchdringen bereits die ersten Sonnenstrahlen das Dunkel der Nacht. Vögel begrüßen den Morgen mit einem lauten Konzert. Und Jens, das Eichhörnchen öffnet den prall gefüllten Rucksack und sagt: „Zeit zum Frühstücken.“

