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2xhab ich gern gelesen
geschrieben von HanaLores.
Veröffentlicht: 12.06.2025. Rubrik: Unsortiert


Reisende im Wind

Eisenbeschlagene Räder rumpeln über den Feldweg. Zärtlich streichelt sie Lukas die Flanke, verstehend verlässt er die Spur, entscheidet sich für die Wiese am friedlich fließenden Wasser und hält an. Seidiger Dunstschleier umrahmt die Stille.
In unseren Träumen haben wir Schwingen, trotzen mühelos der Schwerkraft, nicht minder erhaben ist dieser Ort.
Sie stützt den Karren ab, hilft dem treuen Freund aus dem Geschirr, der sich leise brummend bedankt. Matoya und die Kinder schlafen.
Es war ein langer Tag, viele Kilometer mussten sie der Autostraße folgen, diese, ihnen so unwirtliche Welt zu durchqueren war sehr anstrengend, bis endlich das freie Land sich auftat, wo die wilden und sanften Hunde wohnen. Der Sage nach kamen sie einst aus ferner Welt, geflüchtet vor Tod und Verfolgung.
Im silbernen Mondlicht schöpft Lilit Wasser, macht Feuer und kocht den Sud. Zurückgelehnt auf die Ellbogen gestützt lauscht sie der Nacht, dem ruhigen grasen von Lukas, dem leisen gluggern des Flusses, dem Schlaf der Gefährtinnen. Wie dahergehaucht erscheinen zwei große wolfsfarbene Hundewesen aus den Schatten, langsames entspanntes Ausatmen, 'mmmrrmmrnn' vibrierende Luft berührt leise ihre Haut gefolgt von wohlig weich anschmiegendem Fell. Worte formen sich wie Gedanken ~willkommen im freien land~

Der Morgen schreitet voran. Matoya steigt aus dem rollenden Heim, erblickt sogleich, kein wenig überrascht, das schlafende Knäuel aus Fellträgern und Mensch, dann die wunderbare Landschaft kurz vor Sonnenaufgang, mit Lukas am Flussufer. "Guten Morgen, mein Liebster, ohne dich wären wir wahrlich aufgeschmissen!", ruft sie und tanzt über die Wiese ihn zu umarmen. Auch Lilo und May sind schon wach, kuscheln aber noch unter der Bettdecke. Nach dem Genuss eines herrlichen Bades beginnt sie im ersten Sonnenlicht das Frühstück mit vorgekochtem Sud zu bereiten. Allmählich werden die Geräusche aus dem Karren lauter und auch bei den im Gras liegenden beginnt sich was zu regen. "Ich sehe, ihr habt euch schon bekannt gemacht" grinst sie vergnügt, legt das Tablett mit den vier hölzernen Bechern und zwei Schalen auf der Erde ab und drängt sich in das Nest der Erwachenden, um die geliebteste aller Geliebten ausgiebig zu knuddeln.

Matoyas Freundschaft mit den Amilianii währt schon lange. Für Lilit und die Kinder ist es der Beginn einer fantastischen neuen Zeit, lernen sie doch diese wundervollen Wesen nun kennen. Zum großen Teil mag dies an ihrer lautlosen Sprache liegen, so leicht zu erlernen, als sei sie in die Wiege gelegt, vielmehr noch ist es das vibrierende Kribbeln ihrer Aura und natürlich auch der rätselhafte Umstand, dass sie Hüterinnen von Portalen sind, welche das interdimensionale Reisen ermöglichen.
Fast alles an den Amilianii erinnert oberflächlich betrachtet an Hunde. Beim gemeinschaftlichen Essen bemerkt man jedoch schnell die nicht vorhandenen Fangzähne und kräftig mahlende Kaubewegungen. Auch der stets umgehängte Beutel, in dem Samen verschiedenster Pflanzen mitgeführt werden, fällt erst aus der Nähe auf. Diese Nähe zieht May und Lilo beim Frühstück sofort magisch an, wie Kletten hängen sie in den Fellen ihrer zukünftigen Gefährtinnen. Der Abschied von ihren Müttern wird nicht allzuschwer fallen.
Sonnenenergie, auch in Form von wild kultivierten Hülsenfrüchten ergänzend zur mannigfaltigen Flora ist Grundlage des Lebens im freien Land. Wild kultiviert bedeutet, in die vorhandene Landschaft eingesäte Sträucher, grüppchenweise oder vereinzelt, ­mit so reichhaltigen Früchten, dass manch einzelne Bohne den Tagesbedarf eines Wesens decken kann. Es herrscht wunderbar gelassene Entspanntheit, weil Nahrung mit wachen Sinnen immer nur ein paar Schritte entfernt ist. Alles existierende zu achten ist selbstverständlich; Wurzeln werden nicht verzehrt. In diesem Garten, von Menschen meist unerkannt, werden Kinder ohne Sorgen gedeihen, so dachten Matoya und Lilith. Was Lilo anbelangt, lagen sie richtig.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Rautus Norvegicus am 13.06.2025:

Liebe HanaLores,

hab ich gern gelesen, deine schöne Utopie ☺️

Mit lieben Grüßen,
🙂
Rautus Norvegicus

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