Veröffentlicht: 25.11.2025. Rubrik: Menschliches
Vor langem...
Also früher da war alles ganz anders. Ich wohnte dazumal mit meinen Eltern und meiner älteren Schwester (eine jüngere kam dann später noch zu) in dem Stadtteil einer quirligen Kreisstadt, der noch sehr dörflich gehalten war und immerhin um die 300 oder waren es vielleicht nur fünfzig? Einwohner hatte. Der Eintritt ins Erwachsenenalter hing an einer Mutprobe, Im Strohschober, das freiwillige Springen vom Oberboden in die gähnende Tiefe. Ins weiche Stroh, versteht sich denn schon damals hatte man gewissermaßen eine Komfortzone. Immerhin ging es um etwa etwa drei Meter und das hat schon einen gewissen Mut gefordert.
Das alles geschah ohne Schirm oder irgendwelche Auffangnetze. Damals waren wir eben noch sehr jung und die ureigenste Phantasie, was alles hätte schief gehen können, noch am Beginn ihrer Entwicklung.
Zuvor brauchte man sich bei den diversen Dorfmaiden gar nicht sehen zu lassen, geschweige denn, aus welchen Gründen auch immer, anzuklopfen bzw. fensterln. Jawoll, dass gab es in Sachsen auch oder ich habe es mir später angelesen. Oskar Maria Graf und so..
Vor Ort kannte jeder jeden. Da war nichts mit dem Verschweigen kleiner schmutziger Geheimnisse, denn die hätten zu schnell ruchbar werden können und dann wäre mit Fingern gezeigt und hinter vorgehaltener Hand getuschelt worden.
Den Namen unserer ursprünglichen Gemeinde, die man wohl etwa fünfzig Jahre zuvor eingemeindet hatte, verschwieg man tunlichst denn möglicherweise hätte das der jeweilige Gesprächspartner als Beleidigung oder Verfluchung auffassen können. Hier im Internet, wo wir alle ziemlich anonym sind, kann ich ihn ja nennen. Der Ortsteil hieß immer noch Gesau- Wie „Geh du Sau!“ Richtig gelesen.
Da ist man des Morgens zuerst durch die Gemeinde gepest, hat allen einen guten Tag gewünscht. Ob Einwohner, Kühe auf der Weide, Pferde auf der Koppel, das war egal aber Grüßen musste sein.
Jede Sau hat man da beim Namen gekannt. Aber das ist schon ziemlich lange her.
(O.R.F.)
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