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geschrieben 2017 von Michaela Klein (Froschkönigin).
Veröffentlicht: 27.12.2017. Rubrik: Märchenhaftes


Daisy sucht einen Freund (Märchen)

Es war einmal ein Vogel-Mädchen, das hieß Daisy.
Daisy war ganz traurig, denn ihre Federn waren ganz weiß. Alle anderen Wellensittiche hatten schöne bunte Federn - grün, blau oder gelb. Sie war die Einzige, die überhaupt nicht bunt war. In ihren Federn waren keine Farb-Pigmente, deshalb war sie ein Albino.
Die anderen Wellensittiche wussten jedoch nicht, was ein Albino ist. Deshalb konnten sie nicht verstehen, warum Daisy so weiß ist. Sie wollten mit Daisy nicht spielen, weil sie anders aussah, und so war Daisy immer alleine.
Daisy konnte nichts dagegen tun. Sie hatte alles versucht, sich mit den anderen Wellensittichen anzufreunden.
Sie hatte in einem Farbkasten gebadet, um genauso bunt auszusehen wie die anderen Wellensittiche. Weil die Farben aus dem Farbkasten auf ihren Federn kleben geblieben ist, waren ihre Federn dann sogar noch bunter als die der anderen. Aber als es zu regnen anfing, da haben die Regentropfen die Farbe wieder abgewaschen und Daisy war noch weißer als vorher. Die anderen Wellensittiche haben sie ausgelacht.
Da wusste Daisy, dass Farbe auf den Federn nichts nutzt. Die Farbe musste in ihre Federn hineingelangen, damit der Regen sie nicht abwaschen kann. Also hüpfte Daisy wieder in den Farbkasten und wollte die Farbe trinken. Aber nach dem ersten Schluck wurde sie krank. Sie bekam fürchterliche Bauchschmerzen und es dauerte sehr lange, bis sie endlich wieder gesund war. Aber sie war noch genauso weiß wie vorher. Die anderen Wellensittiche lachten jetzt noch viel mehr über sie.
Da wusste Daisy, dass es sehr dumm von ihr gewesen ist, die Farbe zu trinken, damit die anderen sie mögen. Ihre Schmerzen waren so schlimm gewesen, dass sie nun überhaupt keine Lust mehr hatte, den anderen zu gefallen. Sie wollte ein Albino bleiben und spielte lieber alleine.
Eines Tages hüpfte Daisy von einem Zweig zum anderen. Da sah sie plötzlich einen anderen Vogel. Der war genauso weiß wie sie selbst.
Daisy freute sich darüber. Sie wollte den anderen Vogel zum Freund haben, weil der sie bestimmt verstehen konnte. Also flatterte sie zu ihm.
"Hallo!" gackerte Daisy den anderen Vogel an.
Der Vogel antwortete nicht.
"Warum antwortest du mir nicht?" fragte Daisy. "Verstehst du mich nicht?"
Der andere Vogel gab noch immer keine Antwort.
"Du kannst wohl überhaupt nicht gackern?" sagte Daisy. Dann hüpfte sie näher an den Vogel heran, um ihn mit ihrem Schnabel zu picken. Aber der Vogel rührte sich nicht.
Da merkte Daisy, dass der andere gar kein echter Vogel war, sondern einer aus Kunststoff. Wütend pickte sie auf den Plastikvogel ein, so dass dieser sich überschlug und flatterte dann enttäuscht davon. Wieder hatte sie keinen Freund gefunden und musste alleine spielen.
Als ihr langweilig wurde, setzte sie sich auf einen Zweig. Da sah sie vor sich ein Glöckchen hängen. Sie pickte es mit ihrem Schnabel an und das Glöckchen klingelte. Darüber freute sich Daisy sehr, denn sie mochte Musik. Also ließ sie das Glöckchen weiter klingeln und gackerte dazu.
Plötzlich hielt sie inne und musste erstaunt das Glöckchen betrachten. Dieses war an einem Fenster aus Glas befestigt und aus diesem Fenster blickte ein anderer weißer Wellensittich sie an.
"Hallo!" gackerte Daisy den anderen Wellensittich an.
Der Wellensittich bewegte seinen krummen Schnabel genau so wie sie.
"Warum machst du mir alles nach?" fragte Daisy.
Der andere Wellensittich tat genau dasselbe wie sie.
"Aha! Du magst Musik, genau wie ich. Komm heraus und spiel mit mir!" sagte Daisy und hielt mit ihrer Kralle das Fenster fest, um dem anderen Wellensittich beim Aussteigen zu helfen.
Aber der andere kam nicht heraus, er ahmte Daisy nur nach.
Da wurde Daisy böse.
"Wenn du nicht zu mir herauskommen willst, dann komme ich eben zu dir hinein!" schimpfte sie und wollte zu dem anderen Wellensittich ins Fenster hüpfen. Aber wie kam sie da hinein? Sie pickte das Glas an, aber fand keinen Eingang.
Sie flatterte um das ganze Fenster herum, bimmelte am Glöckchen und suchte, aber sie fand keine Öffnung.
Da erkannte sie, dass das Fenster ein Spiegel war. Der andere Wellensittich, der ihr alles nachmachte, war gar nicht echt. Das war ihr eigenes Spiegelbild!
Traurig flatterte Daisy davon. Wieder hatte sie keinen Freund gefunden.
Plötzlich hörte sie ein herrliches Lied. Daisy drehte das Köpfchen, um zu schauen, wer da so schön singen konnte. Da sah sie einen anderen weißen Vogel und flog auf ihn zu.
Der andere weiße Vogel saß auf einem Zweig, hatte das Köpfchen erhoben und den Schnabel ganz weit aufgerissen. Die allerschönsten Melodien konnte er singen.
Daisy hörte eine ganze Weile zu, so gut gefielen ihr die Lieder, die dieser Vogel sang. Aber der war so in seinen Gesang vertieft, dass er Daisy zuerst gar nicht bemerkte.
Erst als sein Blick auf sie fiel, hörte er auf zu singen.
"Hallo!" gackerte Daisy. "Sing doch weiter, das ist sooooo schön!"
"Hallo!" piepste der andere weiße Vogel. "Ich freue mich, dass dir mein Lied gefällt. Wer bist du denn?"
"Ich heiße Daisy und bin ein Wellensittich." antwortete Daisy.
"Ein Wellensittich bist du?" staunte der andere Vogel. "Aber ich dachte, Wellensittiche seien bunt. Du bist aber doch ganz weiß!"
"Ja, das stimmt." sagte Daisy traurig. "Das liegt daran, dass ich ein Albino-Wellensittich bin. Aber wer bist denn du?"
Der andere Vogel stellte sich vor. "Ich heiße Nicki der Opernsänger und bin ein Kanarienvogel."
"Aber Kanarienvögel sind doch gelb, orange oder rot." wunderte sich Daisy. "Du bist aber genauso weiß wie ich selbst!"
"Ja, das stimmt." sagte Nicki der Opernsänger. "Das liegt daran, dass ich ein Albino-Kanarienvogel bin. Wir haben also etwas gemeinsam."
Da freute sich Daisy. "Dann geht es dir ja genauso wie mir. Willst du mein Freund sein?"
Nicki der Opernsänger flatterte vor Freude mit den Flügeln. "Ja, ich will gerne dein Freund sein! Dann können wir zusammen singen!"
"Aber ich kann nicht so schön singen wie du." meinte Daisy. "Ich kann nur gackern."
"Das ist nicht schlimm." tröstete Nicki sie. "Wenn ich die Melodien singe und du dazu den Rhythmus gackerst, dann klingt das bestimmt total schön!"
"Dann lass es uns mal ausprobieren!" freute sich Daisy. Jetzt hatte sie endlich einen Freund gefunden, der sie verstand.
Und da fing Nicki der Opernsänger an zu singen und Daisy gackerte im Takt dazu. Das klang so schön, dass sie gar nicht mehr aufhören wollten.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Mandy2018 am 19.03.2018:

Du hast so einen schönen Schreibstil,genauso einfühlsam wie ich. Ich freue mich schon auf deine ganzen Kindergeschichten, werde sie alle mal lesen. Vielleicht gefallen Dir ja meine auch. Liebe Grüße Mandy

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