Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
1xhab ich gern gelesen
geschrieben 2021 von Mike P. Muzak (Muzak).
Veröffentlicht: 18.10.2021. Rubrik: Lustiges


Am besten Schnaps im Polizei-Bulli!

Am besten Schnaps im Polizei-Bulli! (Eine Kurzgeschichte vom 18.10.21)

SatirepatzerSatirepatzer»Also wissen Sie, das Ganze hier ist schon irgendwie lächerlich, wenn nicht sogar völlig bescheuert! Ich muss nach Hause! Dringend! Lassen Sie mich doch einfach gehen!«

»Na, beruhigen Sie sich erstmal, setzen Sie sich hierher und berichten Sie uns die ganze Geschichte fürs Protokoll!«, spricht der freundliche Beamte im Polizei-Bulli zu mir, »Von Vorne! Jetzt, bitte!«

»Obwohl ich das schon Ihrem Kollegen kurz gesagt habe, muss ich schon wieder...?«

»Ja, bitte! Je schneller, desto eher dürfen Sie...!«

»Gut! Gegen Ende meiner Arbeitszeit rief mich meine neue Freundin an, dass ich nach Feierabend noch rasch im Supermarkt einige wichtige Dinge kaufen sollte. Sie hätte spontan eine Kollegin mit ihrem Freund zum Abendessen in ihre Wohnung eingeladen. Echt auffallend toll hätten sie heute im Büro Hand in Hand gearbeitet. Mega! Das müsste ja belohnt werden. Deshalb hätten sie bei uns gemeinsam kochen wollen. So ab 19 Uhr, dann hätten wir bestimmt gegen 20 Uhr essen können, wenn mir das recht gewesen wäre, was mir ja recht war. Ist das ein geschwollenes Deutsch, Mann! Kann ich das auch anders erzählen?«

»Mir egal! Hauptsache, ich verstehe den Inhalt!«

»Danke! Weiter: Ihr neuer Mann liebt griechisches Essen, also der Mann von der Kollegin meiner neuen Freundin, so wie diese selbst, so mit vielen Kleinigkeiten wie Weinblättern vorweg und Oliven dazu und griechischen Honig im Teig danach - und auch an ein paar Schalotten müsste ich denken, die roten Zwiebeln bitte! Das Gyrosfleisch könnte ich auch dort kaufen, so für zwei bis drei Personen genüge. Die Calamares würde sie noch schnell frisch besorgen. Ach ja! Und Salat! Fast hätte sie den Salat vergessen! Ob ich den auch dort zusammensuchen könnte, also mit Kirschtomaten dazu und so. Keine Ahnung! Ich antwortete: `Ja, klar! Mach´ ich! Nur die Ruhe! Bis später!´ Und sie sagte: `Danke! Ich liebe dich!´ Also klingt das alles nicht nach irgendwelchen Problemen. Haben Sie hier etwas zu trinken für mich?«

»Später! Erst weiter, bitte!«

»Der Supermarkt befindet sich nur maximal fünf Fahrradminuten von ihrer Wohnung entfernt. Dort wohne ich seit drei Wochen auch ´mal zwischendurch. Fahrrad fahre ich seit Jahren sehr gerne jeden Tag. Das ist gesund und zu bestimmten Uhrzeiten bin ich einfach schneller am Arbeitsplatz; das machen auch die kürzeren Wege. Regen stört mich wenig, eher diese ständigen Ampeln, echt zu lange rot geschaltet, aber die... Na ja. Mein derzeitiges Fahrrad war maßgeschneidert auf mich und recht teuer. Ich besitze daher gar kein Auto.«

»Ist das wichtig?«

»Das weiß ich doch nicht! Ich soll Ihnen doch...!«

»Weiter und ein bisschen kürzer bitte!«

»Ja und dann geschah es! Mein Chef bat mich um eine dringende Mehrarbeit. Ich weiß, dass er mir heutige Überstunden eigentlich mindestens schon gestern hätte... Aber das war kein Problem. Dann fuhr ich eben nach der Arbeit direkt zum Supermarkt, dachte ich. Bis 19 Uhr wäre das alles zu erledigen gewesen. Wir wohnen ja nur ein paar Minuten mit dem Fahrrad von diesem...«

»Das wissen wir bereits! Was geschah im Supermarkt und dann danach draußen, bis wir Sie auf frischer Tat ertappten?«

»Quatsch! `Auf frischer Tat ertappten´! Ich musste leider zu lange weiterarbeiten, war daher erst wenige Minuten vor 19 Uhr im Supermarkt. Dort hetzte ich mit dem Wagen durch die Gänge hin und her und erinnerte mich glücklicherweise an all die Dinge, die ich besorgen sollte, hoffe ich. Ich lud noch eine Olivenölflasche ein, zwei Weißweinflaschen dazu und freute mich, zwar, als ich wieder im ersten Regalgang war. Und? Was denken Sie, was da passierte?«

»Das weiß jetzt ich nicht! Meine Frau geht meistens zum Einkaufen. Also was jetzt? Wir können hier nicht ewig herumsitzen!«

»Aber ich will ja eh nach...«

»Später! Weiter! Konzentrieren Sie sich bitte!«

»Meinetwegen! Ich griff in meine Hosentasche, um zur Kontrolle meine Geldbörse herauszuziehen. Aber es gab da keine Geldbörse! Ich erinnerte mich sofort, dass ich sie bestimmt heute zu Hause, also in der Wohnung meiner neuen Freundin, vergessen hatte, weil ich heute eine neue Hose anzog, mich deshalb ein bisschen verspätete und ich schnell losging, während meine neue Freundin noch auf mich einredete. Irgendetwas Lustiges aus dem Frühstücksradio! Keine Ahnung!«

»Was war denn da heute morgen lustig? Ein guter Witz? Dann lassen Sie ihn hören!«

»Weiß ich nicht mehr! Jedenfalls ließ ich den halbvollen Einkaufswagen im Gang stehen, quetschte mich an der Kassenschlange vorbei und radelte in Windeseile nach Hause, um meine Geldbörse zu holen. Noch niemand in der Wohnung! Glück gehabt! Nicht ´mal eine Viertelstunde später war ich wieder im Laden. Habe extra die roten Ampeln...«

»Das habe ich jetzt ausnahmsweise überhört! Weiter!«

»Im Gang stand er noch genau so, wie ich ihn verlassen habe. Ein etwa halbvoller Einkaufswagen! Ich griff ihn mir und suchte weiter. Da stand plötzlich diese Frau vor mir und sprach mich giftig an, ich hätte den Wagen eines Kunden gestohlen. Das habe sie gerade beobachtet. Ich sei ohne Wagen durch die Tür hereingekommen und hätte mir sofort diesen Wagen geschnappt. So ginge das ja nicht! Sie würde das einer Verkäuferin melden. `Hallo!´, rief sie in Richtung Kasse und winkte auffällig dazu.«

»Und das soll ich Ihnen glauben! So ein Blödsinn!«

»Also eine Verkäuferin ist Zeugin! Nämlich diejenige, die dann zu uns spazierte.«

»Im Ernst? Na, dann weiter!«

»Diese seltsame Frau hielt mit einer Hand meinen Wagen fest, rief noch ein paarmal in die Gegend, bis ihr Mann um die Ecke stiefelte. Sie erklärte ihm alles. Und als eine Verkäuferin zu uns trat, erklärte er dieser Frau, was seine Frau ihm erklärt hat, nicht, was ich ihr erklärt hatte; also nicht mein Problem mit der Geldbörse! Und ich sann darüber nach, was ich noch für das Abendessen bräuchte. Es fehlten vielleicht noch Schnittblumen oder Kerzen. Die Dekoration!«

»Sagen Sie, sind Sie Deutschlehrer?«

»Wieso? Ist das neuerdings auch strafbar!«

»Nur so! Aber warum haben Sie das Fahrrad gestohlen?«

»Ich habe es nicht gestohlen, sondern wollte es nur ausleihen! Wegen der Uhrzeit, verstehen Sie?«

»Das sagen alle! Spaß beiseite!«

»`Wegen der Uhrzeit´, das sagen alle?«

»Durften Sie nun diesen Einkaufswagen behalten oder...?«

»Wieder eine Scherzfrage? Natürlich! Die Verkäuferin verstand das sofort, dass niemand eine halbvollen Wagen mit ganz anderen Waren eines anderen Kunden wegnehmen würde.«

»Aber diese Waren passten Ihnen doch!? Wenn ich so darüber nachdenke! Alles griechisches Zeug! Oder?«

»Wie bitte? Das war doch mein Wagen von Anfang an!«

»Na ja. Vielleicht machen Sie sich alles eben immer sehr einfach? Aber wie war das dann draußen?«

»Ich eilte von der Kasse mit dem leeren Wagen hinaus, weil alle Sachen in meinen großen Rucksack passten. Das habe ich vergessen zu sagen: Zu Hause habe ich die Rucksäcke getauscht. Außerdem hat mein Fahrrad Satteltaschen, also `hatte´. Oder auch immer noch? Weiß ich nicht! Es ist ja weg!«

»Gut!«

»Wieso `gut´? Mein gestohlenes Fahrrad?«

»Nein. Das ist ja nicht bestätigt, dass Sie ein anderes Fahrrad hatten! Das könnte ja von Ihnen gelogen sein. Denn ist das nicht komisch? Sie hätten Ihres abgeschlossen, aber das, mit dem wir sie erwischt haben, war es nicht?!«

»Aber es war eben so. Ich lief zu meinem Fahrrad, das ich mit Sicherheit abgeschlossen hatte, das aber fort war. Gestohlen! Und in meiner Not entdeckte ich dieses alte Schrottrad, dachte mir, das ich schnell damit zur Wohnung fahren könnte, um die Sachen dort abzulegen, dann wieder zurück und anschließend zu Fuß wieder nach Hause. Da würde ja währenddessen meine Freundin mit ihrer Kollegin bei uns kochen.«

»Wissen Sie!? Es ist schon seltsam, dass Sie diese Dame mit der Einkaufswagengeschichte laut als einen `typischen Gelegenheitsdieb´ bezeichnete, als wir Sie da vor der Supermarkttür beim Diebstahl dieses Fahrrads erwischten. Und jetzt behaupten Sie, dass man Ihnen Ihr Fahrrad dort gestohlen hätte. Na ja. Wir sind von einem Geschädigten geholt worden, dem man etwa vor einer Stunde hier sein teures Fahrrad gestohlen hat. Und dann haben wir zufällig beobachtet, wie Sie aus dem Supermarkt rennen, sich bewusst hektisch umsehen, mehrere Fahrräder untersuchen und eines ohne Schloss entdecken und damit davonfahren wollten. Natürlich haben wir Sie uns da sofort geschnappt! Wo haben Sie denn das vorige Rad? Das teure? Steht es bei Ihrer Freundin? Verraten Sie es besser gleich!«

»Aber ich habe...«

Mein Smartphone klingelt. Meine neue Freundin! Ich stelle es absichtlich laut, damit der Polizist mithören kann.

»Wo bleibst du so lange mit dem Essen? Wir haben Hunger!«

»Ich sitze in einem Polizei-Bulli beim Supermarkt. Ein komische Frau meinte, ich hätte einen Einkaufswagen irgendwie gestohlen, und die Polizei glaubt mir nicht, dass ich ein Fahrrad nur ausgeliehen habe, weil mir meines hier...«

»Hör auf! Das reicht! Deine ständigen blöden Ausreden! Lustig sollen die sein! Und heute morgen beim Radio hast du nicht einmal gelacht, obwohl das echt lustig war. Meine Kollegin und ihr Freund haben auch darüber gelacht! Und das ist ja nicht das erste Mal, dass man sich auf dich nicht verlassen kann. Schluss! Du wirfst die Schlüssel in meinen Briefkasten! Ich stelle sofort einen Karton mit deinen Sachen und dem stinkigen Rucksack unten zu deinem Fahrrad. Lebe wohl, du Sexpfeife!«

»Ach, das ist ja interessant! Ich meine, dass Ihr Fahrrad ja gar nicht gestohlen wurde, wie ich da eben gehört habe, Herr Lehrer!«

»Ich bin kein Lehrer! Im Aufzug aus der Tiefgarage fährt meine Freundin, also Ex-Freundin, zur Wohnung hoch, deshalb weiß sie nie, ob unten draußen vor dem Hauseingang mein... Ach, was soll´s!? Haben Sie jetzt etwas zu trinken für mich? Am besten Schnaps im Polizei-Bulli!«

counter1xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von ehemaliges Mitglied am 18.10.2021:

ich bin betrunken, nein, trunken vom Lesen dieses Chaos'. Oder ist mein Rad betrunken?Nein, jetzt weiß ich: die Bullen, ja die sind betrunken ... oh meine Güte!

Weitere Kurzgeschichten von diesem Autor:

Der Wunsch des Busches mit den so schönen weißen Blüten
Die altehrwürdige Leselupe mit an Bord?