Veröffentlicht: 03.09.2023. Rubrik: Abenteuerliches
Henry Firegun III
3. Kapitel
Der Postkutschenüberfall
Ich hatte mich dafür entschieden, diese Episode als separate Kurzgeschichte herauszugeben.
Damit jedoch der geneigte Leser nicht den Überblick verliert, warum unser Marshal diesen Knife und seine Männer so hartnäckig verfolgt, habe ich hier eine kurze Zusammenfassung niedergeschrieben.
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Die Knife-Bande hatte eine Postkutsche, die von Kansas City nach Springfield unterwegs war, abgefangen und ausgeplündert.
Nun ja, wird vielleicht der Leser denken, das ist doch im Westen nichts außergewöhnliches, die Sitten waren rau und Überfälle dieser Art gehörten zur Tagesordnung.
Das ist alles richtig und damit behält der Leser auch recht, nur hier lag der Fall ein wenig anders.
Die Knife-Bande hatte nicht nur den Kutscher über die Klinge springen lassen, sondern auch einen erfahrenen Sergeanten und einen jungen Lieutenant der Army getötet, die die Kasse mit dem Sold eines Reiterschwadrons als Sicherungsposten begleiteten.
Das machte Cornel Jefferson, den Army-Commander des Schwadrons so richtig sauer.
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Grauer Wolf, ein indianischer Scout und Trek-Führer vom Volk der Osagen, bekam die Szenerie aus einem Versteck heraus zufällig mit und kümmerte sich, nach dem sich die Bande verzogen hatte, um den schwerverletzten Sergeanten.
Doch der verstarb in den Armen des Osagen an seinen schweren Schussverletzungen.
Grauer Wolf lud die toten Männer in die verwaiste Postkutsche und brachte diese zurück nach Kansas City.
An dieser Stelle brauche ich dem Leser nicht erklären, dass der Indianer jetzt selbst in Verdacht geriet, an dem Überfall mitbeteiligt gewesen zu sein und das die Bürger der Stadt schon zur Lynchjustiz aufriefen.
Hätte nicht der Marshal einen kühlen Kopf bewahrt und den Indianer aus der Schusslinie gekommen, wäre die Angelegenheit für diesen tödlich ausgegangen.
Im Office befragte der Marshal und unser Hilfssheriff Johnny in Ruhe den Osagen nach dem Tathergang.
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Später ritten die Drei und ich zu der Stelle des Überfalls und wir fanden die Bestätigung für die Aussagen des Indianers.
Die allermeisten Spuren waren noch gut zu erkennen und so nahmen wir die Verfolgung der Mörderbande auf.
Knife war jeder Hinsicht ein ebenbürtiger Gegner und so war es nicht verwunderlich, dass er eine Nachhut zurückließ, die die Augen offen halten sollte, um mögliche Verfolger aufzuhalten.
Doch offenbar waren diese Männer nicht die hellsten Kerzen auf der Torte und wir spürten sie auf, noch ehe sie uns richtigen Ärger einbrocken konnten.
Es kam zu einem heftigen Schusswechsel mit diesen Leuten, den wir für uns entscheiden konnten, mit dem Resultat, dass die Knife-Bande einen Verlust von fünf Männern zu verbuchen hatte.
Nach diesem Scharmützel nahmen wir die Verfolgung der restlichen Bande wieder auf, die bald nur noch einen geringen Vorsprung vor uns hatte.
Leider war uns das Glück nicht hold, denn es kam gegen Abend ein derartiges Gewitter auf, dass wir von unserer Route abweichen mussten, um bei einer Baumgruppe Schutz zu suchen.
Das Gewitter tobte die halbe Nacht hindurch und als wir am nächsten Morgen die Verfolgung fortsetzen wollten, mussten wir einsehen, dass alle brauchbaren Spuren weggeschwemmt waren.
Selbst Grauer Wolf, der sich als exzellenter Fährtenleser auszeichnete, gab auf.
Wir mussten der bitteren Wahrheit ins Auge blicken, dass uns Knife ein weiteres Mal entwischt war und so kehrten wir nach Kansas City zurück.
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Später ließ Cornel Jefferson mit seinen Reitern nach Knife suchen, was sich ebenfalls als aussichtslos erwies.
Denn wo wollten seine Männer mit der Suche beginnen?
Die Banditen waren überall und nirgends.
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Nach der gescheiterten Verfolgungsjagd war es ein reichliches Jahr still in der Region geworden.
Man hörte und sah nichts mehr von Knife und seinen Männern.
Keine Erpressungen, keine Morde und Raubüberfälle und keine Zwietracht unter Indianern und Siedlern mehr.
Der Marshal und Johnny glaubten schon, dass die Bande weiter westlich gezogen war und mit neuer Identität jetzt dort lebt.
In Amerika war alles möglich.
Selbst Henry hatte hier ein neues bürgerliches Leben beginnen können, nachdem er in Deutschland als Aufrührer gebrandmarkt war.
Doch die Freude der Gesetzeshüter wärte nur kurze Zeit.
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