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1xhab ich gern gelesen
geschrieben 2025 von Dan Prescot (Dan Prescot).
Veröffentlicht: 11.08.2025. Rubrik: Fantastisches


Was ist ein NPC?

Karsten ging in die Kneipe um die Ecke. Seine Frau und seine Kinder haben diese Abend wieder den typischen Stress veranstaltet, sodass er nur diese Möglichkeit der Flucht für sich sah. Früher war das anders. Er dachte an die schönen Stunden, die sie miteinander verbrachten. Die tiefen Gespräche welche er mit ihr führte. Wenn sie ihre gegensätzlichen Meinungen und Ansichten abglichen und sich einander ergänzten.
Damals...
Er wollte nur ein paar Bier trinken, während Judith die Kinder ins Bett brachte. Vielleicht blieben Judith und ihm ja noch ein oder zwei Stunden und sie konnten sich einen Film ansehen. Morgen würde er wieder endlose Meetings ertragen müssen, in der sich die ganzen Egomanen mit denen er zu tun hatte, profilieren würden.
Er setzte sich an die Theke und bestellte ein Bier.
„Was ist ein NPC?“
„Bitte?“
Die Frau neben ihm quatschte ihn an:
„Haben Sie sich schon mal die Frage gestellt, warum da „draußen“ so viele Menschen wie Roboter agieren?“
„Nein, habe ich nicht.“
Karsten trank den ersten Schluck seines Biers. Das fehlte ihn noch, hochgeistige Gespräche nach so einem Tag!
„Wissen sie, die bewegen sich durch die Welt wie in einem Traum. Folgen denselben Routinen, tagein, tagaus. Stehen auf, gehen malochen, konsumieren Informationen, agieren mit Mitmenschen in immer derselben Art, verteidigen ihre „Art“ zu leben mit fanatischem Eifer, kommen nach Hause und konsumieren Mainstream. Vielleicht ist da noch jemand an ihrer Seite, der genauso dahinvegetiert oder aufgrund seiner Andersartigkeit dahinsiecht.“
Karsten beschlich ein ungutes Gefühl. Er fühlte sich ertappt. Die Frau beschrieb da gerade seinen Tag. Nein, sein Leben!
„Sie sind unflexibel, unfähig ihren gewohnten, programmierten Routinen, ihren Programmen zu entfliehen. Sie sind unbewusst.
Sie sind ohne Bewusstsein.
Unbeseelt.“
Das Gespräch, eher ein Monolog, hinterließ ein schales Gefühl, ein Unbehagen bei Karsten.
„Sehen sie, oft habe ich mich gefragt warum Menschen unbeseelt sind. Wir leben in einem Universum, dass einem universellen Geist entsprungen ist. Das heißt wir sind Fraktale desselben. Unseren Erinnerungen beraubt, hilflos suchend, nach dem verlorenen Wissen. Unsere Fähigkeiten verdrängt durch Angst, Mangel, Reizüberflutung und Giften.
Doch der universelle Same ist in uns, unzerstörbar, fest verwurzelt.
Ein einziger Tropfen wahren Wissens und nichts kann sein Erwachen aufhalten. Dann gelangen wir zu Bewusstsein.“
„Sie, sie...wieso reden sie über solche Dinge mit mir? Ich kenne Sie doch gar nicht!“
„Wirklich? Fühlen sie sich nicht ertappt, unbehaglich?“
„Ich...wirklich ich verstehe nicht was sie mir da erzählen!“
Karsten wäre längst aufgestanden oder hätte eine scharfe Zurechtweisung geblafft, säße da nicht eine attraktive Frau.
Sie lächelte ihn charmant an.
„Meine Theorie zu den NPC´s ist folgende: Wenn unser Universum ein Ausdruck, ein Gedanke des universellen Geistes ist und alles nur Kraft der Gedanken entstanden ist, dann sind die Möglichkeiten schier unbegrenzt. Es gibt unendliche Universen in denen unendliche Ich´s existieren. Gute Welten, schlechte Welten. Welten, in denen ich reich oder berühmt bin. Welten mit guten Partner oder Schlechten. Mit Frieden oder Krieg.“
Karsten war fasziniert von ihren Ausstrahlung. Es war unmöglich sich Ihrer zu entziehen.
„Aber wissen sie was? Es ist nur immer ein Bewusstsein möglich. Sie sind in diesem Multiversum einmalig. Also können sie auch unmöglich in allen Körpern der unendlichen Möglichkeiten existieren.“
Noch immer lächelte sie dieses verschwörerische Lächeln. Karsten verstand kein Wort!
„Nur ein Möglichkeit pro Bewusstsein! In allen anderen Körpern laufen rudimentäre Programme. Diese Körper sind zwar biologisch, doch so etwas wie Bio-Roboter. Sie folgen ihrer Programmierung. Aber das hatten wir ja schon.“
Karsten hatte den Faden längst verloren. Sein ganzes Sein war auf diese Augen ausgerichtet, die Ausdruckskraft, die Seele in die er blickte.
„Eins noch,“ ein letztes Mal blickte sie Karsten an, als wolle sie ihm eine geheime Botschaft vermitteln: „Es gibt jedoch ein Trick. Sie können zwischen den NPC´s in den verschiedenen Welten wechseln!“
Abrupt verschwand der beseelte Ausdruck in den Augen der Frau und wich der betäubten, ohnmächtigen Miene, die er jeden Tag um sich herum wahrnahm. Der Zauber war verschwunden.
„Wer sind sie?“
„Was geht dich das an? Gott, welch plumpe Anmache!“
Die Frau stand auf und ging ans andere Ende der Theke und setzte sich dort um ein weiteres Bier zu bestellen.
Karsten war war völlig perplex. Seine Gedanken rasten. Was hatte er da gerade erlebt? Er knallte einen Zehner auf den Tresen und eilte nach Hause. Als er die Tür aufriss und lospolterte:
„Judith, du glaubst nicht, was...“
Zischte sie ihn an:
„Verdammt Karsten, die Kinder sind gerade eingeschlafen! Geht es etwas leiser?“
Verständnislos schaute er Judith in die Augen. Was er dort sah, war eine Reflexion, die er heute schon einmal gesehen hatte. Es war als würde er das erste Mal in diese Augen schauen. Nein, er hatte tausende Male hingesehen, aber nie hatte er hineingeschaut.
Ruhig betrachtete er Judith, sah sie, vielleicht zum ersten Male.
Er wandte sich ab, hängte die Jacke an die Garderobe, legte den Haustürschlüssel in die Schale, setzte sich an den Tisch und schaltete den Fernseher ab.
„Judith, bitte setze dich zu mir.“
Es würde eine sehr interessante Nacht werden.


ENDE

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von Jens Richter am 12.08.2025:
Kommentar gern gelesen.
Hallo Dan, Deine Geschichten sind tiefgründig, deshalb lese ich sie auch sehr gern.
Wenn man intensiver über Deine Themen nachdenkt, bleibt am Ende, dass es so sein könnte...
Viele Grüße von Jens





geschrieben von Dan Prescot am 12.08.2025:

Vielen Dank Jens.

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