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geschrieben 2023 von Jens (Jens Richter).
Veröffentlicht: 05.01.2024. Rubrik: Kinder und Jugend


Der kleine Schwarze Ritter

Es war einmal im Kinderzimmer einer ganz normalen Großstadtfamilie.
Diese Familie hatte Zwillingsjungen, die am Liebsten mit Rittern spielten.
Zu diesem Thema hatten sie alles und dazu sammelten sie alles.
Wenn man den Inhalt ihre Schränke inspizierte, fielen sogleich Ritterbücher, die LEGO-, die PLAYMOBIL- und die alten Ritterburgen aus Opas Kindertagen auf.
In der Ecke eines offenen Schrankfaches, weit weg von den Burgen, stand ein einsamer Ritter.
Sein Aufzug war ganz und gar schwarz.
Ja, es erweckte den Eindruck, dass er von einer fernen Welt stammte.
Er gehörte weder zu dem einen noch zu dem anderen Sortiment.
Wie er in das Kinderzimmer gekommen war, hatten die Jungs längst vergessen.
Sicher habt ihr diesen Ritter längst erkannt, es war der dunkle Jedi Darth Vader.
Alle Gruppen mieden ihn und fragte man die Jungs nach dem Warum, dann antworteten sie lapidar, weil keiner gegen seine unheimlichen Kräfte gewinnen kann.
Sein rotes Lichtschwert selbst konnte den härtesten Stahl zerstören.
#
Alle Rittergruppen im Kinderzimmer lebten friedlich nebeneinander und man respektierte sich.
Einmal im Jahr (meist zum Geburtstag der Zwillinge) gab es im Kinderzimmer ein großes Fest, wo alle Ritter zusammenkamen.
An diesem Tag wurde gegessen, getrunken, manche tanzten und die besten Ritter aus jeder Burg fochten Ritterspiele aus.
Der Sieger erhielt als Belohnung den begehrten Wanderpokal.
Der Schwarze Ritter, der alles mit ansehen konnte, war dann sehr traurig, weil er nicht an dem Fest teilnehmen durfte.
Einmal im Leben, das war sein sehnlicher Wunsch, wollte er den Anderen beweisen, dass er zu ihnen gehörte.
Der Tag des diesjährigen großen Festes rückte heran.
Ein etwa gleichaltriger Cousin kam zu Besuch und brachte einen Feuer-speienden Drachen mit, der von einem bösen Zauberer geritten wurde.
Das Fest sollte so einen völlig ungeahnten Verlauf nehmen.
#
Als das Fest seinen Höhepunkt erreichte, verdunkelte sich plötzlich der Himmel.
Ein riesiger Drache drehte seine Runden.
Dann landete er inmitten der Feiernden und der Zauberer sprang vom Rücken des Untieres herab.
Alle Anwesenden wichen verängstigt zurück.
Der Zauberer schnappte sich die hübsche Tochter des Kaisers und sprach drohend.
"Wagt es nicht, dieses liebliche Weiblein zurückzuholen. Der Drache wird euch zu Asche verbrennen."
Dann flog er mit der Prinzessin davon und alle schauten dem Drachen ratlos hinterher.
"Was steht ihr nutzlos herum, Rittersleut.", forderte der Kaiser. "Nehmt die Verfolgung auf und holt mir meine Tochter zurück."
Die ach so tapferen Ritter zogen sich kopfschüttelnd in ihre Burgen zurück und ließen den Kaiser mit seinem Verlust allein.
'Das ist meine Chance!', dachte sich der Schwarze Ritter. 'Es wäre doch gelacht, wenn ich diesen Wicht von einem Zauberer nicht bezwingen kann.'
#
Voller Tatendrang trat der Schwarze Ritter vor den Kaiser.
"Was willst du?", fragte der Herrscher ungläubig. "Ausgerechnet du, der von allen verpöhnt und verachtet wird, willst dein Leben für meine geliebte Tochter opfern."
"Herr, ich möchte nur zu euch gehören! Gebt mir bitte diese eine Chance. Die anderen feinen Ritter sind doch zu feige und werden ihnen nicht helfen."
"So sei es denn. Was verlangst du als Belohnung von mir?"
"Ich möchte nur meine Ehre und meine menschliche Gestalt zurück. Außerdem möchte ich endlich von dieser schwarzen Rüstung befreit werden, die mich einsam macht."
"Rittersmann, du bist mein Held. Leider kann ich dir nicht versprechen, dass deine Wünsche in Erfüllung gehen. Aber mit Gottes Segen ist schon so manches Wunder geschehen."
#
Der Schwarze Ritter nahm die Verfolgung auf und wanderte ins Finsterland.
Mühsam war der Weg dahin.
Er keuchte unter seiner schwarzen Maske.
Meter für Meter kam er dem Ziel näher.
Schon bald stand er vor der Festung des Zauberers.
Der große böse Drache bewachte das Tor derselben.
Grimmig war sein Blick.
"Gib die Tochter des Kaisers frei.", dröhnte die modulierte Stimme des Schwarzen Ritters.
Der Zauberer hatte nicht erwartet, dass der mächtige Ritter den Kaiser unterstützte.
Vor ihm hatte er höllischen Respekt, kämpfte er doch mit Kräften, die ihm völlig unerklärlich waren.
"Ich warte!", grummelte der Schwarze Ritter bedrohlich.
"Töte ihn.", befahl der Zauberer dem Drachen.
Das Untier gehorchte und spie Feuer aus seinem riesigen Maul.
Mit der roten Klinge seines Laserschwertes wehrte der Ritter die Feuerwalze ab und schleuderte sie zurück auf den Drachen, der nun selber Feuer fing.
Unter jämmerlichen Gebrüll verbrannte der Drache zu Asche.
"Gib die Tochter des Kaisers frei. Meine Geduld ist jetzt wirklich verbraucht.", wiederholte er jetzt in Richtung des Zauberers.
Der wollte den Ritter mit einem Bann belegen, was ihm aber nicht gelang.
Noch bevor er seine magische Formel zu Ende gesprochen hatte, griff der Schwarze Ritter mit unsichtbaren Kräften nach dem Zauberer und setzte ihn in seiner eigenen Festung für alle Zeiten fest.
Danach befreite er des Kaisers Tochter aus ihrem Verlies.
"Danke unbekannter Ritter, dass du mich befreit hast. Kannst du bitte deine Maske vom Kopf nehmen, dass ich dein Gesicht sehen kann?"
Traurig schüttelte er den Kopf.
"Glaube mir schöne Frau, du würdest vor mir Reißaus nehmen. Mein Äußeres ist völlig entstellt."
#
Nach Rückkehr der Beiden wurde am Hof des Kaisers zu Ehren des Schwarzen Ritters ein prunkvolles Fest gefeiert.
Plötzlich tauchten eine Lichtgestalt aus dem Nirwana auf.
Es war Obi Wan Kenobi.
Die Feiernden rieben sich die Augen vor Staunen.
"Ach du bist es.", winkte der Schwarze Ritter ab. "Habe ich denn nirgendwo Ruhe vor dir?"
"Du zürnst mir wohl immer noch?", sprach der Jedi. "Du hast den Jedi große Ehre erwiesen und die Völker in dieser Welt von der Tyrannei des bösen Zauberers befreit."
Obi Wan Kenobi lächelte.
"Ich wollte doch nur zu den Menschen gehören."
"Dein Wunsch sei dir gewährt. Die dunkle Seite hat dich längst aufgegeben. Licht wird dein Herz durchfluten."
Die Gestalt des Schwarzen Ritters verwandelte sich in einen jungen hünenhaften Ritter mit hellem Gewand wie sie nur die Jediritter trugen.
"Anakin, mache es gut mein alter Freund. Du gehörst jetzt zu ihnen", sprach Obi Wan. Darauf verschwand die Lichtgestalt wieder.
Anakin sah ihr noch eine Weile nach.
Als die Tochter des Kaisers Anakin in seiner ganzen Schönheit vor sich sah, fiel sie ihn um den Hals.
Monate später heirateten sie und wenn keiner die Spielfiguren aus dem Kinderzimmer der Zwillinge geräumt hat, dann findet man sie immer noch bei den Ritterburgen.

Ende

(C) Jens Richter, Weihnachten 2023

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Nordlicht am 06.01.2024:
Kommentar gern gelesen.
Immer wieder spannend, was sich alles in Kinderzimmern abspielt und wie oft so etwas auch in Cross-over Fanfiktions endet. Oder die Figuren gleich ganz zweckentfremdet werden.





geschrieben von Marlies am 08.01.2024:
Kommentar gern gelesen.
Moin Jens ,

Ich bin begeistert von deiner tollen ,fantasievollen Geschichte.
Bitte mehr davon.

Liebe Grüße
Marlies




geschrieben von Jens Richter am 08.01.2024:

Hallo Marlies,
hallo Nordlicht,
vielen Dank für Eure Kommentare.
Ich hatte es schon Metti in die Kommentare zu seiner Geschichte vom "kleinen weißen Ritter" geschrieben, dass diese Geschichte aus zwei Gründen entstanden war.
Zum Ersten hatte ich über Weihnachten viel Zeit zum Lesen und so habe ich alte Geschichten geschmökert.
Zweitens war ich entsetzt, dass mein Enkel im Vorschulalter schon Sympathien für dem dunklen Lord der Sith hegt, was er aus dem Kindergarten mitgebracht hat.
Zugegeben bin ich ein alter Star Wars-Fan der allerersten Episoden und wollte den Enkel auf die lichte Seite zurückholen, denn Dunkelheit macht bekanntlich einsam.
Und so entstand dieses Kinderzimmermärchen.
Mein Enkel hatte sich nur gewundert, da er von meiner Episode im Kindergarten noch nichts gehört hatte, fand sie aber gut.
Viele Grüße aus dem Sächsischen von Jens.





geschrieben von Metti am 02.02.2024:
Kommentar gern gelesen.
Wir hatten auch genreübergreifende Crossover in unserem Kinderzimmer. Mein Bruder hatte Superman und Batman Actionfiguren. Die waren so stark, dass sie die Bausteine meiner Ritterburg abtragen konnten. Als älterer Bruder lag es natürlich an mir, klare Regeln gegen diese Übermacht aufzustellen. Die Superhelden konnten nur einen Burgstein pro Stunde wegtragen. Zeit genug, meine Ritter in Stellung zu bringen.

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