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1xhab ich gern gelesen
geschrieben 2021 von IDee (IDee).
Veröffentlicht: 24.06.2021. Rubrik: Kürzestgeschichten


Fröhliche Weihnachten Ella

Weihnachten bei Ella war immer sehr feierlich, so auch 1965. Das festliche Wohnzimmer, der strahlende Tannenbaum, die wunderschön gestickten Tischdecken. Ihre Brüder Horst und Fiete musizierten. Sie spielten mit Trompete und Banjo Weihnachtslieder, was sich recht exotisch anhörte. Ella und ich richteten einen Obstsalat an. Ihre Schwester Ulrike nähte für unsere Barbiepuppen Cocktailkleider aus schwarzer und rosa Seide. Sie war sehr geschickt darin, da Ulrike gerade eine Schneiderlehre absolvierte. Zum Weihnachtsessen kam auch der älteste Bruder Urs mit seiner schönen Frau Lou nebst Tochter. Die Tochter, ein süßer Fratz, wurde immer nur mit Kind angeredet. Ich fürchte das arme Kind weiß bis heute nicht wie es wirklich heißt. Man bat mich zum Essen zu bleiben. Man war halt offen und sollte es meinen Eltern nicht passen, sie wohnten ja im Nebenhaus. Bei Tisch, der sehr schön geschmückt war, Ellas Mutter legte Wert darauf, tauschte man sich aus. Über das unpassende Wetter, das Essen, Geschenke und mehr. Ulrike freute sich über den Hut und Ella über die Stiefel. Der jüngere Bruder Fiete meldete, dass er ein Problem hätte. Alle sahen ihn an. Er stand auf und deutet auf seine Hose. Als Gürtel hatte er eine Kette durch die Schlaufen gezogen und mit einem Vorhängeschloss verschlossen. Nun fehlte der Schlüssel. Er wirkte ein wenig nervös. „Das ist doch nun kein Tischgespräch!“, beanstandete die Mutter diesen Einwand. Horst pflichtete ihr bei und griff noch einmal herzhaft zu. „Fiete“, flüsterte mir Ella zu, „sieht aus wie ne scheele Blitz.“ Wir kicherten. Ellas Mutter beanstandete ihr Geschenk. Schon lange hätte sie erklärt, dass sie die Creme der Firma Inka haben wollte, und dass sie nun doch recht enttäuscht ist. In ihrem Alter müsse man schon ein wenig mehr Wert auf die Pflege legen. Wegen der Falten und so. Schließlich sei sie Witwe und so alt nun auch wieder nicht. „Dann braucht der Horst aber auch so eine Creme, der hat auch ganz viele Falten!“, platzte Ulrike heraus. Die Mutter sah sie an, dann Horst. Schweigen. Sie holte Luft. Ihr Besteck schepperte auf den Teller. Ihre flachen Hände knallten auf den Tisch. Die Teller und das Besteck hoben an und senkten sich geräuschvoll nieder. „Der Horst hat keine Falten! Der hat einfach nur zu viel Haut!“, rief sie über den Tisch und lief rot an, das Kind weinte. „Mutter!“, empörte sich Urs, Lou tröstete das Kind. „Ich glaube ich muss jetzt gehen“, flüsterte ich Ella zu und schlich mich zur Tür. Draußen traf ich meinen Bruder. „Ich wollte dich gerade holen. Wir essen jetzt.“, sagte er und schloss mir die Haustür auf.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Susi56 am 25.06.2021:

Gefällt mir. Ich saß direkt mit am Tisch. 😎

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