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geschrieben von francois.
Veröffentlicht: 31.01.2020. Rubrik: Unsortiert


FOPPEN

Gefoppt zu werden war Stefan sich sein gesamtes Leben gewohnt. Als Kind bereits durch seinen Sprachfehler. Dann in der Schule seiner zwei linken Hände wegen, wie er es sauber selbst analysierte. Im Handwerksunterricht bekam er keinen echten, sehenswerten Hobelspan zustande. Nur Holzkeilchen entflogen seinem Hobel. Der Schreinermeister schüttelte darob nur sein graues Haupt, sodass jeweils bis zu drei graue Haare auf seine taubenblaue Schreinerschürze fielen. Ja, dann kam die Zeit als Soldat. War das eine entsetzliche Zeit. Den Gewehrverschluss in Minutenschnelle Auseinandernehmen und Zusammensetzen gelang Stefan nicht. Stundenlang sass er dann Abends statt mit den Kameraden in den Ausgang zu gehen im Strafunterricht alleine vor seinem Gewehrverschluss, eingeschlossen in der militärischen Exerzitien-Zelle, umgeben von Nichts und Niemandem außer dem verflixten Verschluss und einem entsetzlichen Knäuel von Gedanken, weshalb er so beschaffen sei, wie er eben sei. Dann die Berufszeit. Das Eintreffen der väterlichen Prognose, er sei zu nichts weiter gut als schmutziges Geschirr zu beseitigen. Was ihn dann zu einer Lehre als Geschirrzertrümmerer in einer Porzellanmanufaktur führte, in der er zu lernen hatte wie fachgerecht Fehlware zu brechen, auf dass diese der erneuten Neuproduktion korrekt zuzuführen sei. Oft fühlte Stefan sich dabei wie der Elefant im Porzellanladen, ja, bis die Sternstunde in Stefans Leben trat. Unmittelbar und überraschend trat. Es herrschte Notstand in den Pflegeberufen wie die von der allmächtigen Mafia eingesetzte Regierung des Landes Eldorado bekanntgab und durch ein entsprechendes Dekret unterstrich. Man rekrutiere, zahle Einstellprämien, lobte die Pflege über Alles. Versprach Erfüllung. Lebenszufriedenheit. Und auf nichts anderes hatte Stefan bereits sein ganzes unglückliches Leben gewartet. So pilgerte er zum Rekrutierungsstelle in der als erstes Kaffee mit wahlweise Süssig- oder Salzigkeiten geboten wurde, bevor das Rekrutierungsgespräch an die Reihe kam. Stefan wurde in ein Kabäuschen gebeten in dem eine hübsche Mittvierzigerin ihn herzlichst willkommen hiess, ihn bat sich zu entspannen, denn jetzt und gerade hier werde sie ihm aufzeigen wie er sein Leben in Zukunft erfolgreich und erfüllend gestalten könne. Unumkehrbar. Für immer sicher. Auf ewige Zeiten. Ja, wiederholte die Hübsche, auf ewige Zeiten. Nie mehr bedroht. Nie wieder von seinen beiden linken Händen eingeholt. Nie mehr Gewehrverschlussverschliessen oder gar Porzellantrümmlichkeiten. Einfach glücklich. Er brauche nur da zu unterzeichnen. Nichts weiter. Er wisse ja, die Regierung, das Parlament wolle den Pflegenotstand beenden und pflege deshalb ein. Pflege die Anwärter von Pflegefällen in ihre staatliche Homepage ein, lasse die Anwärter in glückseligem ewigen Netzleben weiter, ohne jede Nachteile nicht nur schlummern, nein als Beispiel für ähnliche Fälle Gutes tun. Er solle bedenken wie angenehm es sei eingepflegt zu werden und das ganz ohne Pfleger, ohne je wieder gefoppt zu werden. Das große Los sei das. Foppenlos, ergänzte sie mit salzig-süsser Stimme, während Stefan unterschrieb.

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Herzlichst François

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