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geschrieben von Glaser.
Veröffentlicht: 26.04.2020. Rubrik: Unsortiert


Jagdpech

Ein einziger Schuss.
„Wer war das?“ Der Jagdherr war ärgerlich. Der kapitale Hirsch war allein für ihn bestimmt. Es sollte der krönende Abschluss der diesjährigen Jagd sein. Der größte und schönste Hirsch gebührte dem Jagdherrn. Das war schon immer so, und das wussten alle Gäste.
Aber diesmal war ihm jemand zuvorgekommen.

„Der Schuss kam von da“, erwiderte sein treuer Diener und Jagdhelfer, während er nach rechts deutete. Nach Plan kann da nur der Toni sein.

„Sieh nach, Bert. Und – du weißt, was zu tun ist, ein Denkzettel reicht, mehr nicht, ganz bestimmt nicht mehr, auch wenn dir danach ist“, sagte der Jagdherr sehr bestimmt.

„Sehr wohl, Euer Durchlaucht. Schon gemacht!“

Bert kletterte vom Ansitz herunter, die Flinte geschultert. Er musste sehr vorsichtig sein, niemand durfte ihn sehen. Im Zickzack schlich er sich, so rasch er konnte, ohne aufzufallen zum nächsten Ansitz, von wo der Schuss gekommen sein musste. Da sah er auch schon den Toni.

Dir wird dein Grinsen noch vergehen, dachte Bert. Er wartete noch, bis Toni unten angekommen war, legte an und schoss ihm ins Bein. „Was für ein Glück du hast, wenn es nach mir gegangen wäre, wäre er nicht so glimpflich davongekommen“, sagte Bert ganz leise und nur für sich.

Toni rief laut um Hilfe. Aber Bert versteckte sich hinter einem Baum und wartete eine ganze Weile, bis er mit viel Lärm auf Toni zulief. „Was hast du denn gemacht?“, fragte Bert.

„Hast du den Schuss nicht gehört? Jemand hat mir ins Bein geschossen!“, sagte Toni.

„Ja, ich habe hier einen Schuss gehört, aber es wird im Moment viel geschossen hier. Warte, lass mich mal sehen.“

Bert schlitzte Tonis Hose mit einem Messer auf untersuchte die Wunde, die stark blutete. „Ist schlimmer, als es aussieht. Vertrau mir, ich war Sanitätssoldat.“ Er nahm ein Dreiecktuch, das er für solche Fälle immer in seinem Rucksack bei sich trug, verband die Wunde fest. „Bleib hier liegen, du kannst so nicht laufen. Ich hole ein paar Leute herbei. Dann blies er ein Notsignal mit seinem Jagdhorn. Es dauerte nicht lange, bis zwei Jagdgäste kamen. Der eine nahm Toni Huckepack und schleppte ihn zu einem Landrover, der in der Nähe geparkt war. „Wo soll es denn hingehen?“, fragte er Bert. „Wir fahren ins Schloss zum Leibarzt von Durchlaucht. Da kann versorgt werden.“
Der andere lief rasch zu Seiner Durchlaucht und erzählte ihm, was er gesehen und gehört hatte.

„Wir müssen sofort die Jagd beenden! Sag allein Bescheid!“

Und so geschah es.

Seine Durchlaucht hielt eine kurze Ansprache, in der er sein Bedauern über den schrecklichen Zwischenfall zum Ausdruck brachte. „Wir müssen uns jetzt trennen. Den üblichen Abschluss mit der Präsentation kann es nicht geben. Und – natürlich wird die Sache genau untersucht. Wenn es kein Unfall war, wird es ein Nachspiel geben.“

Seine Durchlaucht beauftragte Bert mit einer genauen Untersuchung. Bert führte in den nächsten zwei Wochen genaue Befragungen aller Jagdgäste durch und legte Seiner Durchlaucht den Abschlussbericht vor.

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