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geschrieben von francois.
Veröffentlicht: 08.01.2021. Rubrik: Unsortiert


DAS HÖRGERÄT

Termine, ja die prasseln wieder auf uns ein und was da geschehen kann z erfahren in der Wochengeschichte aus meiner Feder:

Auf diesen Termin habe ich lange warten müssen. Hörgeräteakustiker sind sehr beschäftigt. Kein Wunder, die Menschen werden immer älter. Und wenn nicht, hören sie kaum mehr aufeinander. Beispiel gefällig: Beobachte ich Ehepaare in einem Restaurant, die bereits, wenigstens dem Anschein nach, lange in ehelicher Gemeinschaft leben, sitzen diese meist Löffel-Suppenstumm und Hauptgericht-Schweigsam sich gegenüber und selbst das Nachtischeis taut weder den einen noch den anderen auf. Als Fischstumm könnte ich das definieren, selbst wenn kein Fisch auf dem Speisezettel stand. Stumm weshalb? Hören sie sich gegenseitig nicht mehr, wenn sie die Stimme, also nicht das stumme Fischsprachstimmorgan, an den jeweilig anderen richten? Dialogstreik kann es wohl nicht sein. Eher die ellenlangen, unmöglichen Terminwartezeiten beim Akustiker, dem einzigen hier in meinem Heimatstädtchen. Aber, ich bin Hans im Glück, obwohl mein Vorname ein ganz anderer ist. Ich habe einen Termin! Ich Glückskind! Heute früh um neun. Punkt neun! Keine Minute davor oder danach. So etwas Wertvolles will ich keinesfalls aufs Spiel setzen. Stehe jetzt vor der Ladentüre. Der Rollladen der das Geschäft schützt, geht ratternd hoch.
Nach dem Bestätigungsschreiben das ich vor 62 Tagen per Post erhalten habe, in dem in Grossbuchstaben, schwarz auf weiss stand: ‚WIR KÜMMERN UNS UM SIE! PERSÖNLICH! LÖSEN JEDES HÖRPROBLEM!‘, habe ich mich termingerecht eingefunden. Gerecht sein ist für mich ein Muss. Was ich mich freue. Hatte 1488 Stunden Zeit Vertrauen aufzubauen. Abzüglich den Schlafstunden. Halt! Nicht Wahrheitsgemäss. Bin ein Ehrlichkeitsfanatiker. Die Tiefschlafzeit muss eingerechnet werden, denn da träumte ich vom Termin. Half unbewusst und traumwandlerisch ebenfalls zum Aufbau des Zutrauens zu diesem Zauberer des Hörens. Des Gehört-Werdens, meinem akuten Problem. Trete also voller Hoffnung und Überzeugung den richtigen Schritt unternommen, eine lohnende Investition, die immerhin weit über 1000 Stunden beträgt, eingesetzt zu haben, ein. Werde an einen Tisch geführt. In einen schalldichten Raum. Verstehe nicht weshalb das von Nöten sein soll.
„Nun“, sagt der junge bestgekleidete Herr der mich beraten wird, der so grosses Selbstvertrauen ausstrahlt, der gelbe kunstvoll gebundene Schlips fällt mir besonders auf: „Haben Sie Schwierigkeiten in einem Restaurant ihre Gattin zu verstehen?“ Muss also meinen Ehering, den ich offen trage, gesehen haben. Denke, keine Empathie! Kein Einfühlungsvermögen. Wohl zu jung. Zu wenig Lebenserfahrung. So vollständig daneben kann nur ein Lehrling sein. Ein Auszubildender.
“Nein“, antworte ich, „überhaupt nicht.“
„Wo drückt denn der Schuh?“, seine Entgegnung. Wie wenn ein Schuh an den Ohren drücken könnte, denke ich.
„Dann wäre ich beim Orthopäden und nicht bei Ihnen! Nein, mein Hund hört mir nicht mehr wenn ich ihn rufe! Sie lösen ja jedes Hörproblem“, und ich nehme das Schreiben hervor, knalle dieses auf den Tisch vor mir, den Text zum jungen Mann hin gerichtet.

Und da die Geschenkszeit vorüber ist ein Fastreadroman aus meiner Feder entstanden in den frühen Neunzigerjahren:

HUNDENASE
https://www.francois-loeb.com/fileadmin/wochengeschichte/Hundenase.pdf

Einen guten Jahresbeginn ins 2021 wünscht
François

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