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4xhab ich gern gelesen
geschrieben von Sylvia Seifert (SyS).
Veröffentlicht: 16.01.2021. Rubrik: Lyrisches


Mein Kleiderschrank

Zu groß um zu weinen zu klein um zu teilen.
So steht er da, mit frisch geölten Türen. 
Er wird mich führen,
morgen wieder, in meine Welt der Fantasie.
Um diese zu genießen, wage ich es
und werde eintauchen
in den Wald aus Stoffen und zusammenstellen,
was mich hoffentlich königlich erscheinen lässt.

Da hätten wir die Hosen - wie wartende Helden hängen sie da, gebügelt, karriert ganz ungeniert
flirtet die Gelbe mit der Dreiviertel Blauen.
Ich geh kurz hin, um zu schauen,
ob die Rautenstrümpfe, die mich morgen zieren, beide Hosen schmücken könnten.
Auf dem Weg dahin lächelt ganz kokett
der schwarze Schnürer.
Ich denke, was für ein Verführer.
Verschmitzt, adrett und lochvernetzt, ein Lebemann mit Spuren.
Die Sohle hoch, das Leder rau
lenkt er mich in die Zeit, wo eine Frau,
das erste Mal Hosen trug.
Marleneweit, mit elegantem Schwung, macht sie das Bein lang.
Keine Frage, welches Bild mich sofort nährt. Stark in der Falte und sanft im Stoff.
Die Gelbe gewinnt und hat mich wie so oft
umgehauen.
Hose, Socken und Schuhe hätten wir. Nur eine kleine Weile
verharre ich, bis sie mir ins Auge stechen, die Oberteile.
Sie haben es schwer neben Stumpf, Schuh und Hose.
Dabei sind es sie doch, die ganz famose
Linien formen und Worte bilden lassen.
Ist das zu fassen...
Da leuchtet doch was im Hintergrund.
Unter zahlreichen Pullis wie in bunter Herde Stall,
Kann sich mein damaliger Lieblingsrolli heute nicht verstecken.
In frühen Jahren war er es, der meine kecken
Modeversuche mit seinem türkisen Lächeln zierte.
Ich zieh ihn heraus und werf ihn auf die Gelbe.
Und gerade die selbe
verschmilzt mit dem Türkisen zu einer Einheit.
Schnell noch den karierten Mantel und die Schieberkappe,
Ohrstecker, 2 Ringe und eine knappe
Crossoverbag.
Mit einem Augenzwinkern fasst diese meine Bürde,
eine Frau zu sein.
Lippenstift, Taschentuch, ein wenig Geld
passen gut genug hinein.

Ich trete einen Schritt zurück, denn da liegt es vor mir, perfekt und ohne Sorgen:
Mein Antlitz von morgen.
Bleibt mir dem Kleiderschrank noch eins zu sagen:
Ich bin stolz dich zu kennen und werde es morgen wieder gern mit dir wagen.

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