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geschrieben 2021 von Weißehex.
Veröffentlicht: 26.02.2021. Rubrik: Satirisches


Mit Adjektiven, Füll- und neuen Wörtern in Absurdistan

Jedem, der schon mal Geschichten geschrieben hat, ist die Regel früher oder später begegnet: Man solle Adjektive vermeiden und an den berühmten Ausspruch von Mark Twain zu diesem Thema denken.
Wenn man die letzten Meldungen zur Pandemie liest, kann man sich dieser Regel anschließen. Es ist absurd, mit welchen Adjektiven, aber auch Füll- und neuen Wörtern um sich geworfen wird. Zum Beispiel geht es um eine "intelligente" Öffnungsstrategie (Wer will schon eine „dumme" Strategie?) und um „umfassende" Schnelltests. Was sollen sie eigentlich „umfassen"? Den Testwilligen? Ich stelle mir gerade vor, wie der Testwillige vom Test umarmt wird. Jaja, ich weiß auch, was gemeint ist, einfach mehr Tests. Aber so kann man das wohl nicht sagen. Klingt nicht wichtig genug.
Neue Wörter werden erfunden: „Freitesten". Klingt nach „Freischwimmer", oder? So kann man das Wort mit einem angenehmen Freizeitvergnügen verbinden. Testen sollte schließlich Spaß machen.
Es geht um „mögliche" Lockerungen (wenn sie unmöglich wären, könnte man gar nicht lockern. Also kann man sich das überflüssige Füllwort schenken.) Dafür müssten „noch offene Fragen" geklärt werden. Schon mal geschlossene Fragen gehört? Sowas hätte ich mal in einer meiner Geschichten schreiben sollen, da wäre mir aber in manchen Foren eine Predigt gewiss gewesen.
„Grundsätzlich" könne ein Schnelltest zeigen, dass jemand an „genau dem Tag nicht infiziert ist oder umgekehrt[...]" Also an „genau" dem Tag. An welchem? Also an dem er getestet wurde. An welchem auch sonst? Gibt es einen anderen als „genau den Tag"? Das Gegenteil wäre „an dem ungenauen" Tag. Gibt es den überhaupt? Ich glaube nicht. Höchstens einen „unbekannten" Tag. Und wieso „grundsätzlich"? Ich dachte, dafür sei der Test erfunden worden?
Es geht weiter mit „drei Strängen(Kontaktbeschränkungen im privaten Bereich, Schulen sowie Einzelhandel, Kultur und Sport), bei denen man „Schritt für Schritt und nacheinander öffnen wolle". Ich muss zugeben, das macht Sinn. Schritt für Schritt und nacheinander. Schritte setzt man für gewöhnlich nacheinander. Ein ausgewogenes Statement.
Immerhin.

SatirepatzerSatirepatzerAnmerkung:
*Die Wörter sind hier nachzulesen:
https://www.google.com/amp/s/www.br.de/nachrichten/amp/deutschland-welt/corona-angela-merkel-setzt-auf-schnelltests-fuer-oeffnungen,SPxYetW

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Metti am 26.02.2021:

Immer interessant, die Wörter zu hinterfragen, die uns medial um die Ohren geschlagen werden. 😉




geschrieben von Weißehex am 26.02.2021:

Ja - bevor ich mich mit Adjektiven und Füllwörtern beschäftigt habe, ist mir das nie so aufgefallen 😉




geschrieben von Nhymeria am 07.04.2021:

Die Gedanken haben mir sehr gut gefallen. Genau so geht es mir beim Wort Brückenlockdown. Wir wandeln sicher über die Brücke, während unter uns alle anderen von der Pandemie weggespült werden... Ich weiß auch was es heißen soll, aber warum nennen sie es nicht Überbrückungslockdown? Es geht ja darum die Zeit zu überbrücken, bis wir geimpft sind. Überbrückung gefällt mir aber auch nicht, klingt nach Notpflaster. Das Wort Wellenbrecher-Lockdown hat mir gefallen, klang passiv und doch stark. Aber das gab es ja schon mal und es muss immer was neues sein.




geschrieben von Metti am 08.04.2021:

Eine schnelle Welle und dann ist alles wieder gut. Hat ja auch hervorragend funktioniert. 😉




geschrieben von Weißehex am 09.04.2021:

Vielen Dank, Nhymeria! Freut mich, dass es dir gefallen hat. Ich hatte gar nicht mehr an den Text hier gedacht, aber auf die Wortfindung „Brücken-Lockdown" muss man ja auch erst einmal kommen. @metti, mit dem Erfolg des Lockdowns hast du dich gut auseinander gesetzt. Jetzt noch einmal fünf Wochen. Und dann noch einmal fünf. Und dann haben wir es 2021 auch irgendwann geschafft 😊




geschrieben von Mabel am 03.05.2021:

Das war wirklich einfallsreich gute Geschichte!




geschrieben von Weißehex am 08.05.2021:

Danke, Mabel!

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