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geschrieben von Ernst Paul.
Veröffentlicht: 01.03.2021. Rubrik: Unsortiert


I. Die 40 Millionen Wiese Sachsens

Nach langanhaltenden und zeitweise kräftigen Niederschlägen führte die Elbe im August 2002 ein sehr starkes Hochwasser. Gebirgsbäche wurden zu reißenden Strömen, verwüsteten angrenzende Grundstücke, zerstörten Häuser und ergossen sich mit Schlamm und Schutt in die Elbe. Übervolle Talsperren mussten geöffnet werden und füllten sie zusätzlich mit Wasser. Ihr Dammkorsett wurde der Elbe zu eng. Sie durchbrach es, überflutete ihre Niederungen und Auen, überschwemmte Städte und Dörfer, ließ Brücken und Häuser einstürzen, legte den Verkehr lahm, vernichtete viele Existenzen…
So auch Röderau-Süd.
Unsere Altvorderen wussten, dass die Elbe das Überschwemmungsland, auf dem Röderau-Süd gebaut wurde, zum Leben braucht. Die Bomätscher, die einst die Lastkähne im Schlepp vorbeizogen, hatten nie den Gedanken hier Wohngebäude zu errichten. Ihr Heimatort Lorenzkirch liegt auf gleicher Höhe wie Röderau-Süd und wird regelmäßig vom Hochwasser der Elbe heimgesucht. Auch als sie 1871 ihre Tätigkeit einstellen mussten, weil motorbetriebene Kähne ihre Arbeit ersetzen, kamen unsere Altvorderen nie auf den Gedanken dieses Land zu bebauen. Auch nicht in der Nazizeit und schon gar nicht unter Honecker. Erst nach der Wende, als Goldgräberstimmung aufkam und das Spekulantentum längst gesellschaftsfähig war, wurde aus dem Überschwemmungsland sehr schnell Bauland.
Es entstanden Wohnhäuser, eine Großbäckerei und wen wundert - ein Autohaus. Straßen wurden gebaut, auch an die Einbindung des Busverkehrs wurde gedacht.
Im August 2002 überflutete die Elbe all das Neugebaute und ließ es ersaufen. Das Wasser strömte bis nach Röderau, setzte auch dort Häuser unter Wasser und zerstörte auch das drei kilometerweit entfernte Viadukt der Eisenbahnlinie Leipzig-Dresden. Die Menschen hatten Hab und Gut verloren, waren gezwungen ihre Habseligkeiten zusammenpacken und sich neue Unterkünfte suchen. Ebenso die Betriebe und Geschäfte. Der Zugverkehr von Leipzig endete in Riesa.
Nach dieser Katastrophe gaben die Fehlentscheidungsträger der Elbe ihr Land zurück.
Die Häuslebauer wurden entschädigt. Auch die Betriebe. Sie bekamen neues Land zur Neuerrichtung ihrer Eigenheime und Betriebe. Für 40 Millionen Euro wurde Röderau-Süd in den Zustand zurückgebaut, wie ihn die Bomätscher kannten. Lediglich die Buswendespur, in Form eines Omega Zeichens, blieb erhalten. Die braucht zwar niemand, dient aber den Außerirdischen als Hinweis, dass dieser Landeplatz hochwassergefährdet ist.

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