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geschrieben 2021 von Bjarne Pfennig (BjarneP).
Veröffentlicht: 17.08.2021. Rubrik: Fantastisches


Der Krieg

Ein Junge kroch den Hügel hinab und ließ sich in ein Versteck im Gras sinken.
Er hielt den Atem an. Seine Stimme war heiser vom vielen Schreien.
Die Welt war grausam. Alle waren fort. Alle waren tot.
Er hörte ein Kratzen hinter sich.
Er spürte jemanden.
Er schloss die Augen.
Er war so müde.
»Steh auf«, rief jemand. Es war die Stimme eines Mannes.
Er wollte nicht. »Lass mich einfach in Ruhe!«, keuchte der Junge hervor.
Für einen Moment war es still.
»Wie ist dein Name?«, fragte die Stimme einer Frau.
Der Junge drehte sich um, doch da war niemand, weder eine Frau noch ein Mann; nichts außer das Schlachtfeld und die Toten. Es musste ein Hirngespinst sein; ausgelöst durch Durst und Hunger … und die Schmerzen. Was auch immer es war, es machte ihm keine Angst mehr.
»I-ich heiße Lukas«, antwortete der Junge.
Es dauerte, bis er wieder eine Antwort erhielt. »Und was machst du hier?«, fragte eine Stimme – dieses Mal, fiel es ihm schwer, sie zuzuordnen, sie klang, wie etwas Unmenschliches, ein Hund, oder so etwas, doch was es auch war, sie machte ihm nicht mehr angst, als die der Menschen. »Du versteckst dich«, sagte die Stimme, ohne eine Antwort abzuwarten.
»Ich will nur überleben«, erklärte er.
»Hast du Angst vor mir?«, fragte die Stimme.
Lukas schwieg.
»Menschen sind wilde Tiere. Sie hassen sich gegenseitig und töten sich. Das liegt in ihrer Natur.«
»Das hier hat nichts mit Natur zu tun.«
»Nicht? Wieso geschieht es dann?«
Lukas senkte seinen Blick. »Gott.«
»Und hast du Angst vor Gott?«
Der Junge überlegte, und dann schüttelte er mit dem Kopf.
»Aber du hast Angst vor den Menschen«, bemerkte die Stimme.
»Ich will einfach nur, das der Krieg ein Ende findet.«
»Der Krieg.« Die Stimme seufzte. »Es wird nie ein Ende finden, Junge. Die Menschen leben, um zu sterben, und sterben, um zu leben. So war es immer und so wird es sein, für jetzt und alle Zeit.«
»Aber das ist doch nicht fair!«
»Nein, vielleicht ist es das nicht, aber so sind Menschen nun einmal.«
»Das ist doch Schwachsinn!«, rief der Junge. »Wer bist du überhaupt?«
Die Stimme schwieg. Er wartete, doch er bekam keine Antwort mehr. Er stemmte sich auf die Beine zurück und stapfte den Hügel hinauf, hinter welchem langsam die Sonne aufging.
Oben lag ein Schwert aus rotem Stahl und darauf waren Worte eingraviert: Zeig mir, dass ich mich irre.

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