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2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2020 von ORF.
Veröffentlicht: 06.11.2021. Rubrik: Menschliches


Selbstversuch!

Mein Rüde reagiert oft sehr säuerlich auf intakte Geschlechtsgenossen, vielleicht wurde er früher von solchen gebissen, der Konkurrenzgedanke überfällt ihn oder aber er unterliegt dem Beschützerinstinkt, will seine Menschen sozusagen beschützen weil diese eben doch nicht in der Lage sind das selber zu tun und er muss die Angelegenheit in die eigenen Pfoten nehmen und dies auf hündische Art regeln, also Zahn zeigen. Ebenso erliegt er im Sichtkontakt mit Weibchen dem, das ihn überflutende Testosteron, vor allem wenn sie läufig sind. Dann wird an der Leine gezogen und gewinselt das es die „blanke Freude“ ist und auf Befehle hört er nur noch minimal. Von verschiedensten Seiten, zumeist von Leuten die selbst keinen Hund besitzen kam der Ratschlag, lasst ihn kastrieren, da wird er viel ruhiger. Einmal schnipp und aus ist es mit der ganzen Rüderei. Unser Hundetrainer hat davon abgeraten weil man nie weiß wie sich das Tier nach der Operation entwickelt. Nach einem mechanischen Eingriff lässt sich die ganze Geschichte nicht mehr rückgängig machen, es kann passieren das er dann innerhäusig markiert, also die guten Echtholz- oder weniger wertvollen Möbel im Haus anstrullert, er möglicherweise aggressiv gegen seine Besitzer wird usw. Man kann das alles durch Einpflanzen eines Chips simulieren (Testkastration) für jeweils ein viertel oder ein halbes Jahr. Sollte das Ganze gut verlaufen und den eigenen Wünschen entsprechen, kann man sich zu der endgültigen Variante entscheiden oder aber, wenn die Wesensänderung des Tieres ins Negative verläuft, den Chip wieder entfernen lassen, da ist er wieder wie zuvor.
Meinem Hund würde ich nie etwas antun was ich mir selbst nicht auch antäte, also habe ich mir gestern beim Tierarzt den Chip einsetzen lassen um zu sehen, spüren was auch immer, wie reagiere ich darauf bin ja ebenfalls Rüde, wenn auch der humanoiden Spezies. Bisher wollte ich weder drinnen das Bein heben, noch andere Männchen vertreiben oder beißen, wollte läufige Weibchen weder begatten noch hinterherrennen. Bin also auf gutem Wege. Seltsam ist nur das mir jetzt auf einmal fellartiges Haar auf dem Kopf wächst (der in den letzten Jahrzehnten haarlos war), sich mein Kauwerkzeug in die Länge streckt. Aber was soll es. Nach einem halben Jahr Selbstversuch werden wir weiter entscheiden. Zumindest höre und rieche ich besser als vorher da ich als stark kurzsichtiger Brillenträger, mit ständig verstopfter Nase durch die Gegend stolperte. Laufen fällt mir auch schon leichter und ich werde schneller. (ORF)

counter2xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Dan Prescot am 07.11.2021:

Uhi, böse...




geschrieben von ORF am 08.11.2021:

das aber gern und mit Energie




geschrieben von ehemaliges Mitglied am 09.11.2021:

Eine feiner, bitterböser Beitrag, über das, was Menschen sich mit Tieren herausnehmen und als selbstverständlich betrachten. Sorry, aber bei den letzten Sätzen musste doch lachen, dem geschuldet, dass ich dann auch Kopfkino hatte! :-)




geschrieben von ORF am 10.11.2021:

Stifti: Lachen ist sehr gewollt und Kopfkino meistens gut!

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