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geschrieben 2014 von heuberger (heuberger).
Veröffentlicht: 21.07.2015. Rubrik: Unsortiert


DAS GEHEIMNIS GOTTES

WAS GEHÖRT ZUR PAPSTWAHL ?

Immer, wenn in Rom die Kardinäle zum Konklave zusammentreten, um den neuen Papst zu küren, breitet sich unter den Katholiken in aller Welt höchste Spannung aus.
Aber auch die Anhänger der Konkurrenzunternehmen harren erwartungsvoll der Ergebnisse, um als Kommentar ein anerkennendes „o“, oder ein leicht entrüstetes „oho“, verbunden mit einem missbilligenden Anheben einer Augenbraue, bzw. ein abschätziges „a wa“ von sich zu geben.
Ganz zu schweigen von den mehr oder weniger professionellen und allwissenden Grundsätzlichverneinern, die es erwartungsgemäß bei ihrem üblichen „igitt“ und „wir haben es doch schon immer gewusst“ belassen.
Von außen gesehen ähnelt also ein Konklave auffallend dem Kauf einer Wundertüte auf dem Jahrmarkt: Die Kinderaugen sind hoffnungsfroh, man weiß vorher nicht, was herauskommt, und ist am Ende dann doch etwas enttäuscht, weil es halt wieder nicht der ganz große Wurf war.
Also bleibt es weiterhin Gottes ureigenstes Geheimnis, wer als gewählter Papst auf den Balkon tritt.
Aber etwas anderes ist bei der Papstwahl doch vom Menschen lenkbar: Die Anzahl der Wahlgänge und somit die Dauer der gesamten Veranstaltung. Sanfter Druck auf die Hohe Versammlung, sich auf einen Kandidaten zu einigen, ist also leicht möglich und auch ausführbar.

Der Weg zum Hirn des Menschen, und somit auch, mit etwas Glück , zu seinem Herzen, ist höchst profan. Auch wenn wir es nicht so gerne wahrhaben wollen, er führt direkt über die Nahrungsaufnahme, organisch gesprochen: durch den Magen.
Wer mag ermessen, welch großartige Schöpfungen in der Kunst, Wissenschaft, und Politik ( Ja, das gibt es wirklich auch hier, wenn auch nur in überschaubarem Maße ) wir u.a. auch einem gelungenen Essen zur rechten Zeit am rechten Ort verdanken.
Vielleicht sollte man einmal die Entstehung der Neunten Sinfonie, des Hamlet, der Matthäuspassion, des Films „Manche mögen´s heiß“, der Mona Lisa und des Minirocks nach diesen Kriterien untersuchen.
Es gab da legendäre Essen, die schon mehr einem rituellen Bankett glichen, selbst in der Rückschau heute noch.
Beschränken wir uns auf ein paar derartige Vorgänge mit deutscher Beteiligung. Denn das scheint ein besonderer Wesenszug von uns Deutschen zu sein, den wir gerne aus unserem Selbstverständnis verdrängen, der uns aber trotz der vielen anderen doch auch wieder ein bisschen sympathisch macht: unser Hang zu reichlichem Essen, oder grob gesagt, unsere Verfressenheit – trotz, oder gerade wegen aller echten und angeblichen Schrecken der deutschen Küche !
So wird schon aus den Vereinigten Staaten des 17. Und 18. Jahrhunderts berichtet, wenn die Neusiedler zu geselligen Veranstaltungen zusammenkamen und dabei mehr vertilgten als die Alteingesessenen, so waren es garantiert Deutsche. Die Ursache dafür bleibt wohl im Dunkeln. Vielleicht hat es mit den vielen Hungersnöten und Kriegen zu tun. Aber die mussten andere Völker genau so über sich ergehen lassen, ohne die gleichen Züge in ihrem Volkscharakter ( falls es sowas gibt ) herauszubilden.

Da gibt es mehrere Berichte über die Einladungen, die Marlene Dietrich - Gott hab sie selig - im Exil während des Krieges, in Hollywood für ihre vielen Freunde gab. Sie scheint eine begabte und gefürchtete Köchin gewesen zu sein, denn sie traktierte ihre Gäste mit ihren selbst gekochten Krautwickeln ( Kohlrouladen ), die zugege-benermaßen nicht jedermanns Geschmack treffen. Die Gäste kamen aber gerne immer wieder, vielleicht auch des guten Geistes wegen, der dort immer herrschte, vielleicht aber auch nur, um sich der verlorenen Heimat wieder näher zu fühlen.
Ich erinnere mich auch persönlich noch an ein Fernsehinterview, das der Kardinal von Mainz, Karl Lehmann, gab. Dort schwärmte er geradezu verzückt: „ Nachdem der neue Papst gewählt war, gab es Schokoladeneis und ein Glas Sekt.“ - Solch ein Ausspruch macht den Katholizismus und seine Repräsentanten, bei aller Kritik, doch geradezu wieder sympathisch.
Und somit nähern wir uns wieder dem Gegenstand unserer Betrachtung: Wie verkürzt man effektiv ein Konklave?
Dazu hat mir ein sehr guter Freund - auch den hab Gott selig - denn leider ist auch er bereits verstorben, also, dieser Freund hat mir dazu eine einleuchtende Geschichte erzählt:
Im Vatikan sei es üblich, sämtliche Tätigkeiten durch Angehörige des geistlichen Standes ausführen zu lassen, von der Staatsführung, über Gärtner- und Stallarbeiten, bis hin zum Kloputzen.
Und genau so verhielte es sich auch mit dem Kochen.
Deshalb würden die Kardinäle in ihrer Eingeschlossenheit von einer Nonne bekocht, die ihre Kunst hervorragend beherrscht, sozusagen eine Fünfsternenonne. ( Von dieser Stelle aus könnte eine Emanzipation im Katholizismus, hin zu mehr Weiblichkeit, ihren Ausgang nehmen:
Statt einer Kochschwester übernimmt diese Arbeit dann auch mal ein Kochbruder, später gäbe es dann Pfarrerinnen, Bischöfinnen, Kardinälinnen (?), und, weit hinten, am Ende des Tunnels, gar eine Päpstin, diesmal sogar echt. Allerdings müsste die dann wohl korrekt als Mämstin bezeichnet werden, denn Ordnung muss sein. Aber das sind noch Zukunftsträume. )
Die eingepferchten Kardinäle sollten also durch gutes Essen bei Laune gehalten werden, auf dass der Geist Gottes in sie führe und sie anleite, die richtige Wahl zu treffen.
Schön und gut.
Bloß klappt das halt nicht immer so – der Mensch denkt und Gott lenkt?
Also werde, nachdem die erwartungsfrohe Menschenmenge auf dem Petersplatz bereits unzufrieden zu murren begänne, weil sie immer nur schwarzen Rauch aufsteigen sähe, rigoros die Superköchin gegen eine Nonne ausgetauscht, die von diesem edlen Handwerk des Kochens etwa so viel verstünde, wie, nach selbstherrlich rechtschaffen-gutmenschlicher Ansicht, ein Bankier von Armut, nämlich gar nichts.
Und – o Wunder: nach kurzer (Gar-)Zeit:
DER RAUCH IST WEISS - HABEMUS PAPAM !
Sollte Karl Marx etwa doch Recht haben mit seiner Ansicht, dass der Geist aus der schnöden Materie entstünde?
Aber bei weitem nicht, drum:
Fürchtet Euch nicht!


Ganz sicher formt die Materie nicht den Geist - aber sie hilft ihm immer wieder auf die Sprünge.

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