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5xhab ich gern gelesen
geschrieben 2022 von Weißehex.
Veröffentlicht: 30.06.2022. Rubrik: Persönliches


Eine Tippse sinniert

Gestern Abend sahen wir uns den Spielfilm „Madame Populaire" an, eine französische Komödie, in der es, kurz gesagt, um die Meisterschaften im Maschinenschreiben in den 50er Jahren (damals alles noch mechanisch) und um die Liebe geht. Ein bezaubernder Film mit einigen Längen, der gegen Ende hin erst spannend wird (jedenfalls mein Eindruck).
Ich habe selbst in den 80ern auf einer mechanischen Schreibmaschine das Maschinenschreiben mit Zehn-Finger-System erlernt. Erst in einem Kurs, später in der Berufsschule für Apothekenhelferinnen, dann das Gleiche nochmals in der Schule für Sekretärinnen, nachdem ich mich für diesen Beruf entschieden hatte. Man kann also sagen, dass ich es von der Pike auf gelernt habe. In der Schule für Sekretärinnen kam Steno dazu. Den Film habe ich mir aus beruflichem Interesse angesehen.

Heute stöberte ich im Internet, um etwas über den Film zu finden und fand ein Interview mit dem Regisseur, in dem er die Frage, ob er selbst mit zehn Fingern tippen könne, bejahte und weiterhin erzählte:
Zitat:
„[...]Ich habe mich mit Weltmeisterinnen und Weltmeistern getroffen, denn es gibt nicht nur Frauen, sondern auch Männer, die das praktizieren. Dabei habe ich habe gemerkt, dass es ein echter Sport ist. Wir haben dann junge Frauen gesucht, die mit zehn Fingern tippen können. Wir sind bei den Stenotypisten fündig geworden, die ja Klaviaturen benutzen und dafür das Zehn-Finger-System gelernt haben.[...]"
Zitatende.
Quelle:
https://www.welt.de/kultur/kino/article115277455/Der-Traum-aller-Frauen-der-zu-einer-Falle-wurde.html)

Aha??? Ich habe Steno und Maschinenschreiben gelernt, aber nie eine Klaviatur benutzt. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mal, was in dem Zusammenhang überhaupt gemeint ist.

Im Film gewinnt die (fiktive) Hauptdarstellerin mit 512 Anschlägen.

Ich habe noch einen Artikel gefunden, nicht über den Film, sondern über eine Weltmeisterin im Maschinenschreiben, Lore Alt, aus Stuttgart, die 592 Anschläge in der Minute schrieb und 1955 ihren ersten Weltmeistertitel im Schnellschreiben gewann.
Quelle:
https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_89027300/95-geburtstag-lore-alt-ehemalige-weltmeisterin-mit-der-schreibmaschine.html

Auf meinem Zeugnis aus der Sekretärinnenfachschule stehen im Maschinenschreiben 245 Anschläge. Das war am Anfang meiner Karriere und ist nicht halb soviel wie das, was die Weltmeisterin schaffte, die insgesamt vier Weltmeistertitel holte, die erste internationale Trophäe 1955 in Monaco.

Heute bin ich vermutlich schneller als 245 Anschläge in der Minute, nach Jahren der Berufserfahrung und am Computer sowieso. Aber ganz sicher unter 400 Anschlägen.

Komisch, in der Schule für Sekretärinnen wurde uns nie etwas über die Weltmeisterschaften im Maschinenschreiben erzählt, das wäre doch ein riesiger Ansporn gewesen. Vermutlich wusste die Direktorin das selbst nicht; so einfach wie heute mit einem Klick konnte man sich damals nicht informieren.

Zugegeben: Das alles kann wirklich nur eine Tippse interessieren.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Christelle am 30.06.2022:
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Nein, dein Beitrag ist nicht nur für „Tippsen“ interessant. Tippse hört sich etwas abfällig an, ist aber ein qualifizierter Beruf. Es muss ja auch alles richtig getippt sein und manchmal muss man den Diktierenden vor sich selber schützen und den Text etwas umstellen. Mittlerweile wird allerdings viel mit Spracheingabe gearbeitet. Vor allen Dingen interessiert mich der Film „Madame Populaire“. Ich habe mir inzwischen den Trailer angesehen und finde ihn sehr unterhaltsam. Ich war erstaunt, dass ich deine Links öffnen konnte, obwohl sie nicht aktiviert sind. Ich habe sie markiert und dann bot sich auch die Möglichkeit „Nachschlagen“ und „im Web suchen“ an. Wieder etwas gelernt!




geschrieben von Novelle am 30.06.2022:
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Du hast mich angeregt mit deinem Beitrag. Den Film werde ich in der Mediathek suchen - soweit möglich. Gut finde ich, echt vorteilhaft, deine Recherchearbeit. Vor Jahrzehnten habe ich mal einen Schreibmaschinenkurs besucht. Warum? Ein Rätsel. Damals wurde schon fleißig der PC mit Tastatur benutzt. Im Schreibmaschinenkurs stand vorne am Pult eine Dame und gab mit einem Stöckchen den Takt an. Klapp, klapp. Am PC mit Tastatur hatten es die Arbeitnehmer:innen einfacher, die Schreibmaschinenkenntnisse hatten. Die konnten alle schneller und besser tippen. Wer keine Ahnung bzw. Übung mit der Tastatur hatte, tat sich unglaublich schwerer. Ein befreundeter Rechtsanwalt diktiert nur noch in sein digitales Endgerät. Bei komplizierten Fachausdrücken fragt das Gerät höflich zurück, bittet um nähere Auskunft und will zugleich wissen, ob es den Ausdruck für die Zukunft speichern soll. So haben sich die Zeiten geändert. Beste Grüße Novelle




geschrieben von Weißehex am 30.06.2022:

Freut mich, dass ich euer Interesse wecken konnte! @Christelle Ich finde „Tippse" nicht abfällig, aber weil ich wusste, dass manche es so finden, habe ich im Text eigentlich nur mich selbst so bezeichnet (die Tippse, die sinniert und glaubt, dass es sonst keinen interessiert, bin ja jedes Mal ich. 😃); Dass man die Links einfach nur markieren und dann öffnen kann, wusste ich auch noch nicht. Danke für den Tipp! @Novelle Als ich in den 80ern meine Ausbildung.machte, hieß es schon, der Beruf habe wegen dieser digitalen Endgeräte keine Zukunft. Und heute? In unserem Büro haben wir immer noch hohen Bedarf an Sekretärinnen. Ein Endgerät kann nicht alles richtig umwandeln (zum Glück).




geschrieben von Christelle am 30.06.2022:
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Das war eindeutig, dass du dich selbst meintest und niemanden beleidigen wolltest, liebe Weißehex, als du von Tippse sprachst. Ich habe es allgemein gemeint. Viele, die diese Bezeichnung benutzen, tun es mit abfälligem Unterton. Ich hoffe, der von mir beschriebenen Weg, die Links zu öffnen, klappt mit jedem Gerät. Ich habe es mit einem iPad ausprobiert.




geschrieben von Christelle am 01.07.2022:
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Weißehex, wir haben uns gestern Abend den Film „Mademoiselle Populaire“ angeschaut. Hat uns gut gefallen, eine lustige und liebenswerte Geschichte. Die Starallüren der schnellsten Tipperin Frankreichs fanden wir schlimm, auch die amerikanische Weltmeisterin war nicht viel besser,. Schön, dass sie ihre Titel verloren haben.




geschrieben von Weißehex am 04.07.2022:

Hallo Christelle! Den Hauptcharakter im Film, Rose Pamphyle, gab es ja nicht wirklich. Daher weiß ich nicht, ob die anderen Charaktare wirklich so existiert haben. Gegen Rose konnten sie ja nicht verlieren, da es sie gar nicht gab ... aber eigentlich ist das auch egal, unterhaltsam ist der Film allemal. Schön, dass er euch gefallen hat. LG Weißehex




geschrieben von AnnieVomAmt am 04.07.2022:
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Ich schreibe selber im 5- Finger-"Such"- System. ich habe 10- Finger-Schreibkurse gemacht und auch Lernsoftwares probiert - ohne wirklichen Erfolg. Weil mein System für mich funktioniert. Jetzt nach deinem Beitrag und den Quellen habe ich auf diese Fähigkeit einen neuen Blickwinkel. Vielen lieben Dank.




geschrieben von Weißehex am 05.07.2022:

Freut mich, AnnieVomAmt! (Cooler Nickname!)

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